Hauptburgenname
Randegg II
ID
1009
weitere Burgennamen
Tabor
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Randegg
OG/MG/SG
Randegg
VB
Scheibbs
BMN34 rechts
648222
BMN34 hoch
320204
UTM 33N rechts
497626.82
UTM 33N hoch
5317665.41
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Von der Burgruine führt direkt am Grat ein Steig in etwa 5 Min. zum Tabor.
Geschichte
Gesichert auf diese Anlage beziehbare Nachrichten sind nur bedingt vorhanden. Während bei Alheid v. Reinsberg nur die „purch" vorkommt, wird zuerst 1295 von ihrem Dienstmann Wulfing v. Randegg und bis 1335 wiederholt „daz haus und di purch ze Randegg" genannt. Es bleibt unklar, ob die Doppelbezeichnung mit synonym verwendbaren Begriffen nur einen besonderen Sprachgebrauch darstellt oder auf zwei verschiedene Anlagen zu beziehen ist. Verschiedene Besitzrechte, etwa Anteile der verschiedenen Randegger, sind aus den Quellen nicht zu belegen. Dietrich v. Randegg hat 1319 nach dem Tod seines Vaters Wulfing erst noch „das haus mit der Purch ze Randekk" inne, seine Nachkommen sind nur mehr auf dem „hof ze nachist leit vor der purch vnd vor dem house ze Randekk" (s. Weyerhof) zu finden. Für das Erdwerk wird eine Errichtung um 1100 postuliert (Büttner, Schwammenhöfer), die Entstehung der „Tabor"-Bezeichnung naheliegenderweise in das 15. Jh. gesetzt. Eine historische Abbildung von 1701 deklariert das Erdwerk als „Taber Schanz".
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das ausgeprägte Erdwerk der hausbergartigen Anlage besetzt den Gipfel einer markanten, am NO-Abfall des Gruberkogels (Kote 739) vorspringenden, westl. des Ortes liegenden Rückfallkuppe, die sich in Form des schmalen Felsgrats mit der Burgruine bis zum Tal fortsetzt. Die Morphologie des Erdwerkes, 300 m westl. der Pfarrkirche bzw. 270 m südwestl., aber deutlich oberhalb der Burgruine (Randegg I, s. d.) situiert, ist auf der ÖK 50/Blatt 53 durch Böschungsschraffen ausgewiesen. Das durch seitliche Erdentnahmen leicht veränderte ovale Hochplateau ist etwa 25 x 30 m groß. Im N wird ein schmaler Einschnitt von Pöchhacker als eingestürzter Erdstall gedeutet. Steine und Mörtel indizieren hier eine angeschnittene Mauerbewehrung. Bei Grabungen wurden 1955 am südl. Plateau in 0,90 m Tiefe verkohlte Holzbalken festgestellt. Etwa 4 m unterhalb des Plateaus führen ein seichter Graben sowie ein kleiner Wall um das steile Kernwerk. Östl. deutet eine Hangstufe auf eine weitere ehem. Verteidigungslinie. Mangels datierbarer Funde – schon ältere Fundberichte erwähnen das Fehlen von Siedlungsspuren – indizieren nur die historischen Quellen eine Nutzung im 13. und frühen 14. Jh. Eine Deutungsmöglichkeit der Anlage wäre die eines Pflegersitzes, da örtliche Bgfn. für die benachbarte Steinburg überliefert sind. Aufgrund der Bezeichnung Tabor, die bereits Dachler verwendet und seit dem frühen 18. Jh. überliefert ist, könnte die Anlage in der Hussitenzeit neuerlich genutzt worden sein. Auch eine Errichtung im 15. Jh. als Warte/Vorwerk oder als Belagerungswerk im Zuge der Zerstörung der Burg von 1412 kann nicht ausgeschlossen werden. Zur wirtschaftlichen Infrastruktur der Herrschaft gehörten mglw. der „Oberhof" und „Unterhof", letzterer auch als „Hofbauer" bezeichnet. Beide Höfe liegen südwestl. des Tabors auf dem Abfall des Gruberkogels, der „Oberhof" ist rund 400 m südwestl. vom Tabor auf der ÖK 50/Blatt 53 verzeichnet. Vom „Hofbauer" soll der Sage nach ein unterirdischer Gang zum Tabor geführt haben.
Text
T.K., G.R., P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltene, unbewachsene, hausbergartige Anlage. Frei zugänglich.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 218 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 124 ff.
- Anton Dachler, Verschanzungen in Niederösterreich und den Nachbarländern. Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 44, Wien 1911, 45–64, 60
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1803
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 6/1951–55, 153
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 V und VIII, R 78
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 34, 201 ff.
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 206 f.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 101/1
- Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 123 ff.