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Hauptburgenname Schlatten
ID 1078
weitere Burgennamen Schlattenbauer
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Rainberg
OG/MG/SG Ruprechtshofen
VB Melk
BMN34 rechts 669187
BMN34 hoch 332891
UTM 33N rechts 518358.52
UTM 33N hoch 5330706.88
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Die A 1 bei Melk verlassen und über die B 215 durch das Melktal Richtung St. Leonhard am Forst fahren. Hier westl. Richtung Wieselburg abzweigen, knapp 2 km westl. von Ruprechtshofen in die Zufahrt zum Schlattenbauer einbiegen. Der Fels liegt knapp oberhalb des Hofes und ist in wenigen Schritten zu erreichen. RAD: Bei Diesendorf zweigt vom "Melker Alpenvorland-Weg" eine lokale Radroute ab, die entlang dem Melktal nach Ruprechtshofen führt. Von hier ist der Schlattenbauer über die nach Wieselburg führende Bundesstraße zu erreichen.
Geschichte "Chunrat de Slaeten" erscheint zwischen 1200 und 1236 als Gefolgsmann der Peilsteiner (UB St. Pölten I, Nr. 20, FRA II/81, Nr. 23, 27). "Wichard de Slaet" bezeugt 1271 gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich v. Viehofen eine Urkunde der Hohenberger für das Stift Lilienfeld (FRA II/81, Nr. 106). Weitere Familienangehörige sind bis M. d. 14. Jhs. nachweisbar, doch sind diese bereits auswärts begütert. So besitzt Stephan v. Schlatten 1350 ein Haus in Wien. 1398 scheint noch "Ulrich in der Sleten" auf, später ist nur noch der Hof "in der Sleten" genannt.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Der Sitz der Genannten v. Schlatten ist bislang nicht sicher lokalisiert. Verschiedene Berichte lassen jedoch vermuten, dass er im Bereich des "Römerfelsens" bzw. des "Schlattenbauern" gelegen haben könnte. Der Fels liegt 2,4 km westsüdwestl. von Ruprechtshofen am sanft steigenden rechten Talhang des Schlattenbachs. Knapp nördl., etwas tiefer, liegt der "Schlattenbauer", Koth Nr. 7. Die Rotte Schlatten liegt hingegen nur 1 km westl. von Ruprechtshofen. Beim "Römerfelsen" handelt es sich um ein schmales, relativ niedriges, jedoch 70 m langes Felsenriff aus Flyschsandstein, das aus einem westl. benachbarten Hügelrücken gegen O vorspringt. Die spornartige Lage ist mit mäßigen Abhängen an der N-, O- und S-Seite verbunden, westl. geht das Gelände jedoch ohne erkennbare Zäsur in das überhöhende Vorgelände über. Da der Fels allseitig von Wiesen umgeben ist, ist er weithin sichtbar, kürzlich wurde jedoch der N-Hang mit Fichten aufgeforstet. Die Örtlichkeit weist eine beachtliche Forschungsgeschichte auf. Bereits 1893 und 1932 meldeten Heimatforscher den Fund römischer Inschriften und Höhlen, eine Untersuchung erfolgte jedoch erst 1947 durch das Österreichische Archäologische Institut. Auf dem Plateau fanden sich 4 kleine Schächte, die man als Urnengräber deutete. An der einige Meter hohen N-Wand konnten mehrere Inschriftfelder dokumentiert werden, die eine Datierung der Befunde in das 1. Jh. n. Chr. ermöglichten. Die Felder sind noch heute anhand ihrer Rahmungen kenntlich, die durch das Gestein geförderte Verwitterung brachte die Inschriften selbst bis auf geringe Reste zum Verschwinden. Im Fels liegt zudem der Eingang zu einem insgesamt 45 m langen Höhlensystem, das mehrere rechteckige, durch schmale Gänge verbundene Kammern umfasst. Ein breiter, mglw. durch den Einsturz einer Grotte entstandener Einbruch im westl. Teil stört den urspr. Eingang in die Höhlen. Dieser Bereich wurde verm. in späterer Zeit als Keller genutzt. Bei den Untersuchungen fanden sich hier Reste eines kleinen, aus Ziegeln gemauerten Gebäudes. Da hier römerzeitliche, spätantike, mittelalterliche und neuzeitliche Keramik gefunden wurde, kursieren breit gestreute Datierungsansätze zu diesen Einbauten. Schwammenhöfer vermutet eine Entstehung des Höhlensystems in der Spätantike, der Zusammenhang des Gebäudes mit einer frühchristlichen Kirche ist jedoch nicht beweisbar. Die Höhlen könnten ab dem Hochmittelalter als Keller gedient haben. Gegen eine Deutung als mittelalterlich/frühneuzeitliches Erdstallsystem wandte sich bereits Vetters, mglw. spätere Bearbeitungen und Nutzungen des Felsens schloss er jedoch nicht aus, sie sind aufgrund der Funde auch wahrscheinlich. Nach Schwammenhöfer könnte sich der "Rittersitz", obwohl eindeutige Befunde fehlen, "in der Nähe des Felsens" befunden haben. Lukan zieht dafür auch den Standort des "Schlattenbauern" heran. Die Oberfläche des Felsens ist heute bereits wieder derart verwachsen, dass eine nähere Einordnung der vielfältigen Bearbeitungsspuren nicht mehr möglich ist. Hier den Standort des hochmittelalterlichen Sitzes nachzuweisen bleibt mehr Wunsch als beweisbarer Schluss.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit fragliche Burgstelle, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten finden sich beim Schlattenbauern. Die archäologische Stätte mit dem Höhlensystem sowie Resten von Grabschächten und Inschrifttafeln ist problemlos erreichbar, zur Begehung der Höhlen ist neben einer Taschenlampe auch einige Trittsicherheit erforderlich.
Gasthäuser GH Hager in Ruprechtshofen, GH Teufl in Ruprechtshofen, GH Brandhofer in Grabenegg.
Literatur
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 229 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 89 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 133 ff.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 1/1920–33, 172, 174
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VI, S 121
  • Karl Lukan, Alte Welt im Donauland, Kulturhistorische Wanderungen. Wien 1996, 39 ff.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 106
  • Hermann Vetters, Die Felsgräber und Felsinschriften vom Schlattenbauer. Unsere Heimat 19/3–4, Wien 1948, 49–58