Hauptburgenname
Stefring
ID
1085
weitere Burgennamen
Stefering, Stefling
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Schollach
OG/MG/SG
Schollach
VB
Melk
BMN34 rechts
679390
BMN34 hoch
338580
UTM 33N rechts
528456.63
UTM 33N hoch
5336569.16
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
In Klein-Schollach, 270 m nördl. der Kreuzung mit der nach Löbersdorf führenden Straße, führt ein Feldweg gegen W, der nach ca. 350 m die Anlage erreicht.
Geschichte
Für die bislang namenlose Anlage vermutete man Verbindungen zum Herrschaftsbereich der Gfn. v. Schala-Peilstein (Büttner), erst jüngst konnte sie als Sitz der Steflinger identifiziert werden (Pöchhacker). Die aus dem bayrischen Chiemgau stammenden Steflinger gehören zur bedeutendsten Klientel der aus der Sighardinger-Sippe stammenden Gfn. v. Burghausen. Zunächst als Gfn. im Chiemgau und im Pongau auftretend, nennen sich einzelne Mitglieder dieser Hochadelsfam. nach den Sitzen Tengling und Burghausen, ab der 1. H. d. 12. Jhs. auch nach ihren österr. Besitzungen Schala und Peilstein. Ab 1120 ist Heinrich v. Stefling im Gefolge der Gfn. v. Burghausen nachweisbar, der Name der Familie wird von einem verwandten Familienzweig übernommen, der in der Folge verbreitet Besitz erwirbt und auch in Österreich begütert ist. Zumindest ein Zweig der Familie dürfte mit den Gfn. v. Burghausen in Österreich eingewandert sein und den unterhalb der Schallaburg gelegenen Sitz gegründet haben. Kurz vor dem Aussterben der Gfn. v. Schala 1192 ist Otto v. Stefling bereits als Salzburger Ministeriale nachweisbar. Es ist zu vermuten, dass der Sitz bei Schollach zu dieser Zeit bzw. kurze Zeit später aufgegeben wurde. Ortolf "de Steveningen" ist 1233 Zeuge in einer Urkunde Ebf. Eberhards II. v. Salzburg, bis 1241 erscheint er mit seinem Bruder Duringus in Salzburger Quellen. Die Familie stirbt um 1270 aus.
Text
G.R., M.K.
Lage/Baubeschreibung
Die 3-seitig. dem Strazenverlauf folgende südl. geschlossene Bebauung der beiden Dörfer Groz- und Klein-Schollach umschliezt die sanft gegen den Ortskern von Groz-Schollach geneigten Ausläufer eines zwischen Loosdorf und Schollach situierten weitläufigen Geländerückens. Innerhalb dieser heute gänzlich beackerten Fläche liegt 400 m nordnordöstl. der Ortskapelle von Groz-Schollach der Hausberg der kleinen Burg. Das Areal wird durch die heutige Parzelle Nr. 290 definiert, die nördl. anschliezende Parzelle Nr. 289 führt den Flurnamen "Stefring", die südl. anschliezende Parzelle verweist durch den Namen "Sulzgraben" auf ein ehem. versumpftes Gelände. Die auf dem nur gering gegen S fallenden Gelände errichtete Hausberganlage zeigt kaum eine Höhenentwicklung, sie ist auf völlig offenem Feld situiert und erst bei entsprechender Annäherung in vollem Maz erkennbar. Sie bestand aus einem kleinem, pyramidenstumpfförmigen Kernwerk mit einer etwa quadratischen Deckfläche von 27 m Seitenlänge. Im W des Plateaus erscheint eine wallartige, stark verschliffene Erhöhung, benachbart eine schwach ausgebildete Eintiefung. Das Kernwerk wurde urspr. an allen Seiten von einem doppelten Wall-Graben-System umgeben, dessen periphere Linien sich zunehmend von der Rechtwinkeligkeit der zentralen Bereiche lösen. Der innere Graben ist bis zu 2,5 m tief, der äuzere max. 2 m. Kernwerk und Wall sind gegenüber dem Vorgelände nicht erhöht, die Anlage wurde – ähnlich wie bei der Burg Hiesberg (s. d.) – ausschließlich durch Aushub der Gräben geschaffen. Erhalten sind heute nur noch ihre "bergseitigen", nördl. Teile, im S ist das Wall-Graben-System völlig planiert. W-O erreichte die Anlage einen Gesamt-Durchmesser von ca. 90 m, ersichtlich ist die Größe aus dem Plan Pöchhackers, der noch heute Gültigkeit besitzt. Auf dem Kernwerk steht der von Büttner erwähnte, von Dornenbüschen verborgene Bildstock. Das Gelände ist heute von landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben, das grasbewachsene, eine Brachfläche bildende Sitzareal könnte durchaus als gefährdet angesehen werden. Im Umfeld der Burg konnten Besiedlungen der Linierbandkeramik, der Urnenfelder- und Hallstattzeit nachgewiesen werden. In unmittelbarer Nähe trat auch Keramik des 10. Jhs. zutage, weshalb Schwammenhöfer eine mglw. dem Hochmittelalter vorausgehende Besiedlung des Platzes vermutet. Eine bereits länger zurückliegende Untersuchung brachte nach Büttner angeblich keine Ergebnisse.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Tlw. erhaltene, noch gut erkennbare, völlig unbewachsene Hausberganlage. Frei zugänglich.
Literatur
- Karl Brunner, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert. Österreichische Geschichte 907–1156 (hg. v. Herwig Wolfram). Wien 1994, 86
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 258 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 184 f.
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 608
- Heinz Dopsch, Die innere Entwicklung. In: Heinz Dopsch (Hg.), Geschichte Salzburgs. Stadt und Land I/1, Salzburg ³1999, 347–418, 363, 384 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 58
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 6/1951–55, 155
- Franz Hutter, Die Wehranlage bei Schollach–Ried Stefring (Werde?). Unsere Heimat 32/7–9, Wien 1961, 142–148
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 43 ff.
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 37/1