Hauptburgenname
Seefeld
ID
1098
Objekt
Schloss
Adresse
A-2062 Seefeld 1
KG
Seefeld
OG/MG/SG
Seefeld-Kadolz
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
738475
BMN34 hoch
397940
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
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Zufahrt
PKW: Bei Haugsdorf von der B 2 östl., über die B 45, Richtung Laa an der Thaya abzweigen. In Obritz bzw. beim Kreisverkehr südl. von Seefeld nach N abbiegen und bis zum Schloss im N des Seefelder Ortsgebietes fahren. RAD: Der "Weinviertelweg" durchquert Seefeld, der "Heldenbergweg" endet in Seefeld.
Geschichte
Anlässlich der Kirchen- bzw. Pfarrweihe von Wullersdorf 1108 erscheinen die Orte "Chadoltis" und "Chadoltismarchat", die im weiteren Sinn wohl beide mit dem heutigen Großkadolz zu identifizieren sind. Unter "Chadoltismarchat" ist mglw. eine Vorgängersiedlung von Seefeld zu verstehen, die sich auch in dem Flur- bzw. Wüstungsnamen "Altenmarkt" überliefert hätte. Der Ortsname verweist auf frühzeitigen Besitz der "Chadolde", die ab 1120/22 erstmals mit dem Prädikat "v. Göllersdorf" in Erscheinung treten und deren Angehörige sich in der Folge auch nach den Herrschaftsmittelpunkten Pulkau, Zogelsdorf, Mailberg und Großharras nennen. Zwischen 1168/85 erscheinen mit Wichard v. Seefeld, 1171 mit Chadold v. Seefeld Hinweise auf einen neuen Herrschaftsmittelpunkt, der für die späteren Generationen namengebend ist. Mit Heinrich v. Seefeld erlischt 1268 die Seefelder Linie, die Hft. wird von Kg. Ottokar II. eingezogen und kommt dadurch 1276 an Kg. Rudolf I. v. Habsburg. Dieser belehnt die aus dem Haus Zollern stammenden Bgfn. v. Nürnberg, ab 1417 auch Mgfn. v. Brandenburg, mit der nun zum Reichslehen gewordenen Hft. Seefeld. Dieses Lehensverhältnis, als sog. "Brandenburger Lehen", bleibt für die Hft. Seefeld bis in das 18. Jh. bestehen. Gefolgsleute der Seefelder, so Friedrich und Regenwart v. Seefeld sind noch 1280 und 1289 in Urkunden präsent. 1292 werden die Kuenringer mit der Hft. Seefeld belehnt, wo sich die Linie v. Weitra-Seefeld etabliert, die schließlich erst 1594 ausstirbt. Während der Streitigkeiten zwischen den Habsburgern und Kg. Johann v. Böhmen um das Herzogtum Kärnten wird neben anderen Burgen auch Seefeld vier Wochen lang belagert. Ab 1594/97 ist Seefeld im Besitz der Schönkirchen, denen 1629 die Gfn. v. Hardegg folgen. Nach dem bayrischen Erbfolgekrieg verzichten die Brandenburger 1779 auf ihre Lehensrechte, die Hft. ist nun ein landesfürstliches Lehen. A. d. 18. Jhs. erfolgt der Barockumbau der Burg. 1945/55 kommt es zu starken Beschädigungen, die in der Folge durch Restaurierungen beseitigt werden. Heutiger Eigentümer ist DI Maximilian Hardegg.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt im nördl. Teil des Dorfes Seefeld auf einer W-O laufenden Geländezunge, die dem urspr. mittelalterlichen Sitz eine deutliche Überhöhung gegenüber dem Umland und der Siedlung brachte. Die repräsentativ situierte Anlage liegt innerhalb einer ausgedehnten Parkanlage und gemeinsam mit weiteren Objekten wirtschaftlicher Funktion am N-Ende des platzartig verbreiterten Ortsangers, dessen Ausrichtung auf das Sitzareal noch heute erkennbar ist.
Ein umfassender Neubau unter den Gfn. v. Hardegg zu Beginn des 18. Jhs. schuf den heutigen, bemerkenswerten Barockbau als regelmäßige, 3-gesch. 4-Flügelanlage. Die Fassadengliederung, die nicht einer zeittypischen Strenge entbehrt, ist in erster Linie durch die Nutung der Erdgeschoßzone und durch die auf einer kräftigen Horizontalgliederung ruhenden Riesenpilasterstellungen der Obergeschoße charakterisiert. Gerade, gegiebelte und segmentbogige Fensterverdachungen ergänzen den Dekor, der die risalitartige Betonung der Mittel- und Eckzonen unterstützt. Die südl. Zugangs- und Hauptfront wird zusätzlich von einer dreieckigen Giebellösung und im Erdgeschoß von einer auf 3 Bogenstellungen ruhenden Altane akzentuiert. Der rechteckige Innenhof besitzt im Erdgeschoß allseitig Pfeilerarkaden. Oberhalb der Einfahrtshalle liegt der Festsaal, im W-Trakt die 1702 geweihte Kapelle mit der Raumausstattung des 18. Jhs., darunter die der Maulbertsch-Schule entstammende Malereiausstattung.
Die Grundrissstruktur des Barockbaues lässt keine Verwendung von Bauteilen des standortgleichen Vorgängerbaues erkennen, der auf dem Vischer-Stich von 1672 als 4-türmiger, breitgelagerter, noch sehr burghafter Bau zu erkennen ist. Nach Dehio wäre jedoch in den Kellerräumen "...mittelalterliches Mauerwerk der ehem. Burg..." vorhanden, eine Aussage, die wohl zutreffend ist. Mit Ausnahme des zentralen Teiles des S-Traktes ist der gesamte Bau unterkellert. Die ziegelgemauerten Gewölbe der Kellerräume sitzen auf Bruchsteinmauern. Jene der äußeren Seiten bestehen aus großformatigen, sehr lagig verlegten, hammerrechten Blöcken. Auszwickelungen sind nur gering vorhanden und eher technisch bedingt. In der S-Mauer des südwestl. Kellers sind Quaderformate von 140 x 60 cm und größer feststellbar. Tlw. bilden die Mauern Rücksprünge aus. Örtlich erhaltener Fugenmörtel erscheint mittelalterlich. Im NO und SO sind die einzelnen Fronten stumpfwinkelig verzahnt, ein Hinweis auf eine nicht völlige Regelmäßigkeit. Anhand mehrerer Licht- bzw. Luftöffnungen ist eine erhebliche Differenz der Mauerstärken zwischen den Kellermauern und den äußeren Fronten des Schlosses festzustellen, die erschließbare Mauerstärke ist mit rund 3–4 m zu schätzen. Mglw. wurden die Außenfronten des Schlosses in Abänderung der Baulinien vor jene der ehem. Burg gestellt, während die aufgehenden Mauerzonen abgetragen wurden. Ein Ausriss der Fundamente war mglw. zu aufwändig. Durch tlw. sehr unregelmäßig gestaltete Mauerschalen wird der Eindruck von zunächst gegen den Hang gebauten Mauerwerks erweckt, das u. U. erst bei einer Abtiefung der Kellerräume freigelegt wurde. Im südöstl. Kellerbereich führt eine rechteckige, quadergerahmte Türe in einen verschütteten, nicht zugänglichen Raum, der zumindest lagemäßig mit einem der 4, auf dem Vischer-Stich abgebildeten Ecktürme in Beziehung gebracht werden kann. Genannte Ansicht lässt die mittelalterliche Anlage mglw. in die Gruppe der "Österreichischen Kastellburgen" stellen, entsprechende Beweiskraft ist durch die genannten Befunde jedoch nicht vorhanden.
Teile der Binnenmauern im westl. Keller sind mglw. spätmittelalterlichen Ursprungs, der sekundäre Einbau neuzeitlicher, ziegelgemauerter Durchbrüche ist deutlich erkennbar. Ein im östl. Keller ehem. den Zugang vom Erdgeschoß vermittelnder Wendeltreppenschacht benutzt Teile einer mittelalterlichen Wendeltreppe mit spätgot. Steinmetzzeichen. Spätmittelalterliche Baumaßnahmen sind so zumindest indirekt erschließbar.
Das Schloss liegt im Zentrum einer geebneten, tlw. von Futtermauern umgebenen Terrasse, die besonders im N und W, tlw. auch im O mit deutlichen Böschungen abfällt und die wohl eine ehem. Bau- bzw. Verteidigungslinie andeutet, die auf dem Vischer-Stich als rechteckiger, an den Ecken turmverstärkter Bering erkennbar ist. Der Übergang von lagerhaftem (mittelalterlichem?) Bruchstein- zu Ziegelmauerwerk an der NO-Ecke markiert u. U. den ehem. Ansatz eines dieser Ecktürme. Der auf den ehem. äußeren Bering zurückzuführende Geländesprung im S wurde in der Barockzeit in die Gartengestaltung einbezogen, die in die Geländestufe eingebauten Remisen stammen aus dem 18. Jh. Die älteren (spätmittelalterlichen?) Zwinger- bzw. Beringanlagen weichen von der Regelmäßigkeit des Schlosses zumindest tlw. ab, die von 2 Löwen flankierte Auffahrt im SO durchschneidet eine polygonal abgewinkelte Beringanlage des Vorgängerbaues. Die hohen Futtermauern an der SW-Seite ersetzen in rezenter Weise entsprechende, aber nicht näher datierbare ältere Mauern. Am mäßigen Geländeabfall im NW sind Reste einer ehem. Wall-Graben-Anlage erhalten, geringe Geländespuren lassen derartige Annäherungshindernisse auch im N und O rekonstruieren. Die Situation im S des Schlosses mit der Auffahrtsrampe ist dem Barockneubau zuzuweisen. Der restaurierte, in das Konzept des 18. Jhs. nur bedingt eingegliederte Schüttkasten im SO des Schlosses stammt aus dem 17. Jh. In jüngster Zeit wurde unter der Leitung des Bundesdenkmalamtes die historische Gartenanlage wiedererrichtet. Die heute bestgepflegte Anlage ist privater Wohnsitz der Familie, eine Besichtigung ist nicht möglich.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegter, privat bewohnter Bau. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet, unweit des Schlosses.
Das gepflegte Schloss ist privater Wohnsitz und bietet keine Möglichkeit zur näheren Besichtigung. Das abgesetzt vom öffentlichen Ortsbereich situierte Schloss ist lediglich aus der Ferne betrachtbar.
Gasthäuser
GH Freisinger in Seefeld, Café-Restaurant "Peter´s" in Seefeld, GH "An der Kreuzung" in Guntersdorf, GH "Winzerhof" in Mailberg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 122
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 351 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 189
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1076 f.
- Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 198 ff.
- Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 405
- Gernot Heiß, Die Kuenringer im 15. und 16. Jahrhundert: Zum Machtverlust einer Familie. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 46/47, 1980/81, Wien 1981, 227–260
- Paul A. Herold, Die Herren von Seefeld-Feldsberg. Geschichte eines (nieder-)österreichischen Adelsgeschlechtes im Mittelalter. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 27, St. Pölten 2000
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 547 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, A 139c
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 110
- Karl Keck, Die Grafen zu Hardegg, Glatz und im Machlande als Bauherren und Mäzene. Unsere Heimat 60/4, Wien 1989, 249–257
- Elisabeth Loinig, Marktgemeinde Seefeld-Kadolz. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 857–877, 857 ff.
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 67
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 141
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 223, 285, 333, 351
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 76
- Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 225
- Max Weltin, Probleme der mittelalterlichen Geschichte Niederösterreichs. Unter besonderer Berücksichtigung des Hollabrunner Bezirkes. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden, Hollabrunn 1993, 47–96, 88 ff.