Hauptburgenname
Seisenegg
ID
1100
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
A-3322 Seisenegg 1
KG
Seisenegg
OG/MG/SG
Viehdorf
VB
Amstetten
BMN34 rechts
645067
BMN34 hoch
334145
UTM 33N rechts
494232.72
UTM 33N hoch
5331542.26
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Die A 1 bei Amstetten-Ost verlassen und über Blindenmarkt nach St. Georgen am Ybbsfeld fahren. 2 km westl. davon zweigt die Straße nach Seisenegg ab, bereits nach 1 km liegt rechterhand der Straße das Schloss. RAD: Vom "Ybbstalweg" (Ybbs an der Donau–Lunz am See) zweigt 2 km westl. von St. Georgen am Ybbsfeld eine lokale Radroute Richtung St. Martin am Ybbsfeld ab, die nach 1 km durch Seisenegg führt.
Geschichte
Die Hft. wurde wohl im 12. Jh. gegründet, um 1267 bezeugt "Heinrih de Sisaneke" eine Lilienfelder Urkunde. Bis 1303 sitzen hier die ritterständischen Payn/Paiger, dann verkaufen drei Familienmitglieder ihre Anteile an Heinrich v. Wallsee. Zur gleichen Zeit veräußert auch Konrad, Sohn des geächteten Konrad von Sommerau, den freieigenen Burgstall zu Seuseneck, den er von Arnolt des Pibers Witwe erworben hat, an den Wallseer (OÖUB IV, Nr. 472–475). Die Wallseer setzen ritterliche Gefolgsleute auf der Burg ein. Als solche nennen sich Angehörige der Fam. Alindorfer und Meilersdorfer nach Seisenegg. Im 14. Jh. sind mehrfach Burggrafen auf Seisenegg nachweisbar, das 1382 als "vest Sawsenegg" urk. erscheint. 1483 fällt Seisenegg an die Gfn. v. Schaunberg, 1499 an Andreas Krobat v. Lappitz. Eine Lappitz heiratet 1588 Christoph v. Schallenberg, von diesem erwirbt 1591 Dr. Johann Linsmayer den Besitz. 1664 gelangt Seisenegg an Matthäus v. Risenfels. Seine Nachkommen besitzen das Schloss bis in jüngere Zeit. 1992 erscheint als Eigentümer Gen. Konsul Thomas Wassibauer, heute ist es im Besitz von Maximilian Mautner-Markhof.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die repräsentative Anlage steht 2,5 km südwestl. von Viehdorf auf einem schmalen Felsgrat, der durch 2 parallele Bachläufe isoliert wird. Die längliche Bautengruppe gliedert sich in ein Altschloss, ein vorgelagertes Neuschloss, einen umlaufenden Zwinger mit Resten weiterer Wallanlagen sowie einen eigenständigen Wirtschaftshof. Das abgesetzt auf dem Felsgrat liegende Altschloss ist 1923 tlw. eingestürzt, erst 1969 wurden der Turm bzw. 1992 der Palas wieder aufgebaut. Auf einem verzogen rechteckigen Grundriss von 17,80 x 26,40 m hat sich zumindest im Sockel eine klassische Burg mit 1,60 m starkem Bering, Bergfried und Palas erhalten. Der in der SW-Ecke situierte Bergfried hat bei einer Seitenlänge von 8,40 m Mauerstärken um 2,10 m und ist 5 Geschoße hoch. Ein ehem. Balkenkranz im oberen Drittel sowie ein Kranz direkt unter dem Dach lassen eine umlaufenden Wehrgang sowie ein aufgesetzt vorkragendes Wehrgeschoß aus Holz rekonstruieren. Den nördl. Abschluss der Burg bildet der Palas, dessen originale Sockelzone einen primären Wohnbau von etwa 8,20 x 18,80 m erkennen lässt. Das hier bei den letzten Renovierungen frei einsehbare Mauerwerk zeigt klassisches Kompartimentmauerwerk mit regelmäßigen Abgleichslagen und ist daher ins frühe 14. Jh. zu datieren, vielleicht in Folge der Übernahme durch die Wallseer 1302/03. Auch Teile des umgebenden Zwingers bestehen aus analogem kleinteiligen Bruchstein des 14. Jhs. Unmittelbar davor wurde bereits früh eine Vorburg angelegt, von der sich ein profiliertes Spitzbogenportal aus der Zeit um 1300 erhalten hat. 1359 wurde die einst frei stehende Doppelkapelle (Maria/Katharina) geweiht, in deren filigranem Kreuzrippengewölbe 1971 wertvolle Fresken der Bauzeit aufgedeckt wurden. Unter anderem ist das Stifterpaar Reinprecht I. sowie seine Gattin dargestellt. Im 15. Jh. (Wappenfresko) wurde der Kern des sog. Neuen Schlosses errichtet, dessen 3-flügeliger Baukörper um einen schmalen Hof den Zugang beherrscht. Aus dem ausgehenden 16. Jh. stammt der heutige Zustand mit schweren Gewölben sowie vorgelegtem, bastionsartig geböschtem Zwinger, der von 2 Rundtürmen mit vorkragenden Wehrgeschoßen und Schlüssellochscharten flankiert wird. Auch die seitliche Torgasse mit rustizierenden Steinportalen ist dieser Zeit zuzuordnen. Vischer zeigt zentral einen Rundturm mit Zwiebelhelm, er ist heute nicht mehr vorhanden. Im Vorfeld bzw. westl. haben sich Fundamente eines weiteren Mauerrings erhalten, die wallartig um die Kernburg fortgesetzt sind und bei einem Teich münden. Er diente wohl urspr. als Hindernis gegen den sanft ansteigenden Nordhang. Im frühen 17. Jh. wurde der gesamte Bau mit Gewölben und gleichmäßigen Fensterfolgen ausgebaut, 1660/64 erfolgte die Umgestaltung der Kernburg zur Vierflügelanlage um einen winzigen Hof. Um 1750 datiert die heutige Fassadengestaltung des Neuen Schlosses. Aus dem frühen 17. Jh. stammt der gegenüberliegende Wirtschaftshof, der durch zentralen Torturm repräsentativ ausgestaltet wurde.
Text
P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Schloss, privat, nicht zu besichtigen
Touristische Infrastruktur
Parken ist an der Straße beim Schloss möglich. Seisenegg ist bewohnter Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Ein Rundgang bietet von außen entsprechende Blickpunkte.
Gasthäuser
GH Zatl in Seisenegg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 147
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 347 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 62 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 189
- Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 318
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2473 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VI und VIII, S 289
- Elga Lanc, Die mittelalterlichen Wandmalereien in Wien und Niederösterreich. Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs I, Wien 1983, 279 ff.
- Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 523 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 103