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Hauptburgenname Sierndorf
ID 1118
Objekt Schloss
Adresse A-2011 Sierndorf, Im Schloßpark 1
KG Sierndorf
OG/MG/SG Sierndorf
VB Korneuburg
BMN34 rechts 737835
BMN34 hoch 366009
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die A 22 und die B 303 nach Sierndorf fahren, nach der Zufahrt zum Ortskern von der Durchfahrtsstraße links zur Schlosseinfahrt (als Zufahrt zur Pfarrkirche beschildert) abzweigen und hier parken. RAD: In Stockerau beginnt der "Leiserbergweg", in Leitzersdorf gestattet eine lokale Radroute einen kurzen Abstecher von 7 km nach Sierndorf.
Geschichte Mit Albero v. Sierndorf, einem in den 1260er Jahren in der sog. "Laaer Briefsammlung" belegten ritterständigen Gefolgsmann Kadolts v. Wehing, ist neuerdings der älteste, schriftlich überlieferte Angehörige der Hrn. v. Sierndorf identifiziert worden. Weltin sieht in den Leitnamen Siegfried und Kadolt einen weiteren Beleg für die engen Beziehungen der Sierndorfer zu den Hrn. v. Wehing, weitere Beziehungen lassen sich zu den Hrn. v. Werd sowie zu den Schifer, Gefolgsleute der Schaunberger, erschließen. 1272 ist mit "Swikerus de Syrendorf" ein weiterer Angehöriger genannt. Die Sierndorfer gelangen unter den frühen Habsburgern zu Wohlstand, was sich u. a. in der Gründung der Pfarrkirche in Sierndorf sowie der Bestiftung der Burgkapelle 1313 ausdrückt. Stefan v. Sierndorf wird 1317–1335 Propst von Klosterneuburg. Als Erben der Sierndorfer erscheinen die Sonnberger und Kaja, diese verkaufen den Besitz an die Wiener Fam. Tirna. Nachfolger dieser sind die Malzkasten, 1493 durch Kauf die Thürnbacher. 1496 gelangt die Hft., mehrheitlich als landesfürstliches Lehen, an die Zelkinger. 1604–1696 sind die Herberstein Eigentümer, danach die Gfn. v. Gurland. Nach Büttner/Madritsch fällt der Besitz 1749 an Gf. Leopold v. Schallenberg, 1755 an Rudolf v. Colloredo. Dazu widersprüchlich sind die Angaben bei Büttner/Madritsch und dem Dehio, dass die Barockisierung bereits "nach/um 1730" unter letztgenanntem Fst. Colloredo stattgefunden hätte. 1940 durch das Deutsche Reich zwischenzeitlich eingezogen, ist das Schloss noch heute im Besitz der Fam. Colloredo-Mannsfeld.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das parkumgebene Schloss bildet mit einer entsprechenden Grünzone und einem angeschlossenen Meierhofareal den nördl. Teil von Sierndorf. Die Anlage mit der als Pfarrkirche gewidmeten Schlosskapelle liegt hier in der Achse des N-S laufenden Ortsangers. Das Schloss präsentiert sich als 3-gesch. 4-Flügelanlage, die mit unregelmäßigem Grundriss einen annähernd rechteckigen Innenhof umgibt. Der Bau ist das Ergebnis eines Umbaues durch die Zelkinger im frühen 16. Jh. und einer durchgreifenden Barockisierung durch die Gfn. Colloredo um 1730, vermutlich jedoch auch zwischenzeitlicher Baumaßnahmen. Die äußeren Befestigungen wurden 1840 abgetragen, im späten 19. Jh. kam es zu zeittypischen Adaptierungen und Ergänzungen. Der Bergfried wurde angeblich erst 1879 abgetragen. Die Fassaden der Feld- und Hofseiten sind sehr nüchtern dekoriert, die einfach profilierten Steinrahmungen der Fenster stammen z. T. noch aus dem 16. Jh., die Traufzone ist durch ein kräftiges Kranzgesims betont. Die etwas dezentral an der O-Seite angelegte Toranlage stammt aus dem 17. Jh., erhielt jedoch um 1730 eine sparsame Barockdekoration mit Vasen, Figuren und dem Wappen der Colloredo. Der Baualtersplan von A. Klaar bietet eine geeignete Übersicht über die Struktur des Baues, der bemerkenswerte Abweichungen von der rechteckigen Idealform neuzeitlicher Schlossbauten aufweist. Äußerlich dokumentiert sich diese Tatsache etwa anhand der starken Abwinkelung der O-Seite im Bereich des Tores, letztlich aber auch durch die nicht regelmäßig angelegte Befensterung der Neuzeit, die wohl auf Voraussetzungen der Vorgängerbauten Rücksicht nehmen musste. Nach Klaar ist ein Großteil der äußeren Mauerfronten als mittelalterlich zu vermuten, die Stärke von 1,50–1,70 m lässt den Bering eines mittelalterlichen Sitzes vermuten. In der NW-Ecke weist er einen turmartigen Baukörper als mittelalterlich aus, die Vermutung, hier den auf dem Vischer-Stich von 1672 noch erhaltenen, mehrgeschoßigen Turm zu sehen, wahrscheinlich den abgetragenen "Bergfried", liegt nahe. Die Dünnwandigkeit lässt jedoch einen hochmittelalterlichen Bauteil fraglich erscheinen. Im Zentrum der S-Seite vom Bering ablaufende Mauern könnten von einer (spät-)mittelalterlichen Binnenverbauung stammen, ein hier eingegliederter Einstützenraum mit 2-joch./2-schiff. Kreuzgratgewölbe datiert nach Dehio in das 16. Jh. Der O-Trakt wird südl. des Tores von einer bis zu 2,50 m starken, wahrscheinlich mittelalterlichen Mauer durchschnitten, deren schräge Stellung noch deutliche Störungen in den oberen Geschoßen bewirkte. Hinweise zur engeren Zeitstellung, welche die Angaben Klaars unterstützen können, sind jedoch nicht zu gewinnen. Mit Ausnahme des SO sind die Ecken des Baues abgeschrägt, ein tlw. auftretendes Charakteristikum spätmittelalterlicher Schlossbauten des (14. und) 15. Jhs. In der SO-Ecke ist die ehem. Schlosskapelle eingebunden, die 1511/16 durch Wilhelm v. Zelking errichtet wurde. Der 4-joch. Bau mit 3/8-Schluss reicht über die 3 Ebenen der Schlosstrakte, außen schließt der gegen S orientierte Chor mit einer geraden Wandfläche. Das Netzrippengewölbe und weitere Detailformen verweisen auf die Errichtungszeit, 1896 wurden stärkere Veränderungen durchgeführt. Die Ausstattung entstammt tlw. dem frühen 16. Jh., überwiegend jedoch der Barockzeit. Die Kapelle wurde 1783 zur Pfarrkirche umgewidmet und mit einem eigenen Zugang versehen. Die bereits auf dem Vischer-Stich abgebildeten, risalitartigen Eckausbauten der NO- und SW-Ecke korrespondieren mit der Traufzone der Schlosstrakte, ihre Funktion ist wohl im Sinne einer traditionellen Bastionärarchitektur Fester Schlösser zu erklären. Die Räume des Erdgeschoßes sind durchwegs mit Kreuzgratgewölben geschlossen, die tlw. auf zentralen Pfeilern sitzen, die Obergeschoße besitzen Flachdecken. Der an der S-Seite des Hofes eingebaute Arkadengang mit zentralem Treppenturm ist ein Bauteil des 19. Jhs. Vischers Darstellung zeigt das Schloss offensichtlich von W, bemerkenswert ist hier die noch erhaltene Bastionärbefestigung mit 4 runden Eckverstärkungen, welche zum Teil gemauert, tlw. jedoch aus Erdwällen zu bestehen scheint. Von der seinerzeit vorhandenen Grabenanlage sind heute Teile im südl. und südwestl. Schlosspark erhalten. Nördl. des Schlosses liegen tlw. aus dem 18. Jh. stammende Gebäude eines Meierhofes.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, bewohnte, nicht zu besichtigende Schlossanlage. Kapelle als Pfarrkirche und Teile des Parks öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit an der Einfahrt zum Schlosspark. Das innerhalb ausgedehnter Parkanlagen gelegene Schloss ist privater Wohnsitz und bietet keine Innenbesichtigung, die als Pfarrkirche in Verwendung stehende Schlosskapelle ist im Rahmen ihrer Nutzung öffentlich zugänglich, ebenso entsprechende Teile des Parks, die einen Blick auf die O-Seite des Schlosses erlauben.
Gasthäuser GH "Zum Goldenen Adler" in Sierndorf, GH Schödl in Unterparschenbrunn, GH "Zur Weißen Rose" in Göllersdorf, "Grubers Wirtshaus" in Stockerau.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 110
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 355 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 36 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 190
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1088 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 554 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 67 f., 110
  • Karl Keck, Orte des Gerichtsbezirkes Stockerau. In: Karl Keck (Red.): Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirke Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 377–532, 472 ff.
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 37 f.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 439 ff.
  • Mario Schwarz, Gotische Architektur in Niederösterreich. Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 49/50, St. Pölten–Wien 1980, 55 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Schloß zu Schloß in Österreich. Wien 1976, 57
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 80
Sierndorf. Luftbild des Schlosses von N (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Sierndorf. Luftbild des Schlosses von N (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška
Sierndorf. Blick auf die O-Seite des Schlosses (2001) - © Thomas Zoder
Sierndorf. Blick auf die O-Seite des Schlosses (2001)
© Thomas Zoder
Sierndorf. Vischer-Stich von 1672 mit der Befestigung des Schlosses, heute sind nur noch Reste des Grabens erhalten. - © Georg Matthäus Vischer
Sierndorf. Vischer-Stich von 1672 mit der Befestigung des Schlosses, heute sind nur noch Reste des Grabens erhalten.
© Georg Matthäus Vischer
Sierndorf. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1965). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Sierndorf. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1965). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht