Hauptburgenname
Sitzenthal
ID
1125
Objekt
Schloss
Adresse
A-3382 Sitzenthal 1
KG
Sitzenthal
OG/MG/SG
Loosdorf
VB
Melk
BMN34 rechts
682270
BMN34 hoch
341844
UTM 33N rechts
531278.3
UTM 33N hoch
5339881.12
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Die Identifizierung des Ortsnamens mit einem angeblich namengebenden "Sizo" (Sieghard) als Angehörigen der Gfn. v. Schala-Peilstein durch Büttner beruht auf einem Lesefehler einer verfälschten Stelle in der Melker Klosterchronik des 12. Jhs. Im 12. Jh. sind hier Gefolgsleute der Gfn. v. Schala, im 13. Jh. ihrer Besitznachfolger, der Gfn. v. Plain, zu vermuten. Die Zuordnung der Thal-Nennungen ist nicht immer einwandfrei möglich (vgl. auch Thal bei Mauer). 1287 verkauft Otto v. Scheuernberg seinen freieigenen Meierhof in Sitzenthal an Hartwig v. Wasen. 1291 erwirbt Otto v. Zelking den vom Kloster Melk lehenbaren Meierhof, mglw. auch die Burg (Dehio). Bis um 1390 nennen sich allerdings die Waser nach Sitzenthal (Büttner). Ihnen folgen die Flemming, die Holzer, 1473 Wolfgang Hager und 1497 Hans Pielacher v. Melk. Ab 1500 beginnt mit Johann Sweinzer ein überaus rascher Besitzerwechsel. Es folgen: 1501 Hans Prantstetter, 1506 Wolfgang Peißer, 1541 die Geyer, Anastasia v. Mainburg, 1560 Ulrich v. Wasen, die Enenkel, 1572 die Mamming, 1592 Heinrich v. Oedt, 1598 die Prösing, 1613 Ludwig v. Starhemberg, 1623 die Hegenmüller, 1675 Adolph v. Lempruch, 1709 Gf. Auersperg, 1763 Martin Nikolaus Paumann, 1764 Johann Edler v. Ott, 1770 Ferdinand v. Engelshofen, 1803 Matthias Fichtel und Gf. Nadasdy. Allein das Jahr 1821 sieht 5 weitere Besitzer. 1897 gelangt das Schloss an die Gfn. Braida, die noch heute Eigentümer sind.
Text
G.R., M.K.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt rund 1,9 km nordöstl. von Loosdorf am westl. Ausgang der Pielachschlucht, die zwischen Haunoldstein und Sitzenthal die äußersten südl. Ausläufer des Dunkelsteinerwaldes durchschneidet. Die Niederungslage am linken Ufer der Pielach ließ eine ausgedehnte Anlage mit Kernschloss, Wirtschaftseinheiten und Parkareal entstehen. Das etwa im Zentrum des ausgedehnten Areals situierte Kernschloss besteht im Wesentlichen aus einem 3-gesch. Haupttrakt, der seine 11-achsige Hauptfront gegen die westl. Zugangsseite wendet. 2 der O-Seite angesetzte 3-gesch. Flügeltrakte vervollständigen den Bau und bilden eine 3-flügelige, gegen O offene Anlage. Nach dem Dehio geht der Bau auf das späte 16./frühe 17. Jh. zurück, soll jedoch einen (spät)mittelalterlichen Baukern besitzen. Das heutige Erscheinungsbild geht weitgehend auf den Umbau um 1855 zurück. Die Hauptfront besitzt über der Portalzone einen über 3 Achsen reichenden flachen Stufengiebel. Der fast flächendeckende Efeubewuchs verdeckt nahezu jedes Detail, so auch die aus dem 19. Jh. stammenden Fenster. Dem Haupttrakt ist an der südl. Stirnseite eine schmälere, 3-gesch. Altane aus der M. d. 19. Jhs. vorgesetzt, die Maßwerkbalustrade des 2. Obergeschoßes ist neogot. Der nördl. Flügeltrakt entstand ebenfalls erst M. d. 19. Jhs. Die Deckenkonstruktionen des Inneren, zumeist Kreuzgratgewölbe, im 1. Obergeschoß eine 6-jochige Pfeilerhalle, stammen nach Dehio aus dem späten 16./frühen 17. Jh. Im 2. Obergeschoß finden sich hingegen flache Deckenkonstruktionen. Die im N des Haupttrakts eingebaute, dem Hl. Josef geweihte Schlosskapelle wurde erst 1869 (Weihedatum) fertiggestellt. Das Schloss war ehem. von einem Graben umgeben, den Schweickhardt von Sickingen 1836 noch beschreibt und der erst 1899 zugeschüttet wurde. Die ortsgleiche Lage des mittelalterlichen Sitzes, naheliegend in Form einer Wasserburg, ist auch deshalb sehr wahrscheinlich. Westl. und südwestl. des Schlosses liegen weitläufige Wirtschaftseinheiten, die bis an die Ortszufahrt heranreichen und die nach Dehio im Kern aus der 1. H. d. 17. Jhs. stammen. Sie wurden später, zuletzt 1854/55, zu einer 4-seitigen Anlage erweitert, letzte Adaptierungen fanden 1921 statt. Die an der Straße gelegenen Teile sind bereits ruinös. Das Meierhofareal westl. des Schlosses wurde später zum Park umgestaltet. Das östl. gegen die Pielachschlucht gelegene Gelände ist als englischer Park gestaltet. Das Schloss ist Wohnsitz der Eigentümer und nicht öffentlich zugänglich. Von der Straße sind nur bescheidene Einblicke möglich. Die angeblich auf dem südl. des Schlosses gelegenen, 285 m hohen „Fuchsberg“ befindlichen Mauerreste, die wiederholt in div. Beschreibungen auftauchen, ließen sich nicht verifizieren. Die Höhe trug eine prähistorische Wallburg. Die Reste der ausgedehnten Wallanlagen, die im tlw. stark überwucherten Gelände kaum mehr wahrnehmbar sind, wurden von Pöchhacker planlich dokumentiert. Durch die Form der Anlagen und die topographischen Gegebenheiten ist eine ältere Burg an dieser Stelle auszuschließen.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Bewohnter und gepflegter Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 130
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 154 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 169 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 191
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 47 f.
- Gerhard Floßmann, Loosdorf an der Westbahn. 400 Jahre Markt. Loosdorf 1984, 246 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, VI und VIII, D 17, S 368
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 127 ff.
- Helga Papp, Niederösterreichische Wasenanlagen. Unsere Heimat 62/4, Wien 1991, 291–330, 317
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 108