Hauptburgenname
Ybbsfeld
ID
1141
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
St. Martin
OG/MG/SG
St. Martin-Karlsbach
VB
Melk
BMN34 rechts
652293
BMN34 hoch
337079
UTM 33N rechts
501402.97
UTM 33N hoch
5334599.46
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
In St. Martin am Ybbsfeld wird der Sitz der Ritter v. "Ibisvelde" (Ybbsfeld) vermutet, die zwischen 1139 und 1196/97 mit Ozo, Ortolf und Albero urk. genannt sind (Schwammenhöfer). Ein "Gebehart de Ibisevelt" tritt 1160 gemeinsam mit weiteren Adeligen der Umgebung auf. Er wird nach einer anderen Meinung im heutigen Neumarkt an der Ybbs angesiedelt (Büttner).
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Den Sitz der Ybbsfelder lokalisiert Pöchhacker im Bereich der im NW des Dorfs erhöht gelegenen Pfarrkirche St. Martin. Die Kirche liegt im Zentrum eines polygonalen Plateaus von durchschnittlich 50 m Durchmesser, das im O und S mit deutlichen, etwa 3 m hohen Böschungen abfällt. Im N und NW könnte das Gelände und somit eventl. Grabenanlagen durch spätere Überbauungen und Eingriffe verändert worden sein. Im W des Plateaus liegt der Pfarrhof St. Martin Nr. 1, sein Obergeschoß ist über eine Brücke vom ehem. Kirchhof aus zu erreichen, die grabenartige Situation dazwischen sieht Pöchhacker als Rest bzw. Verlauf des ehem. Grabens. Die den Kirchhof früher umschließende Mauer wurde 1879 abgetragen. Für die Pfarrkirche selbst wird ein Vorgängerbau des 9. Jhs. als Zentrum der aus historischen Quellen erschlossenen karolingerzeitlichen Besiedlung vermutet. Archäologische Nachweise liegen jedoch weder für diese noch für die Kirche vor. Die heutige Kirche geht auf einen einfachen Chorquadratsaal des 12. Jhs. zurück. A. d. 14. Jhs. wurde dieser durch einen Polygonalchor und einen W-Turm erweitert. Kleinere Ergänzungen erfolgten in der Spätgotik. An der inneren S-Wand des ehem. Chorquadrats, das im frühen 14. Jh. zudem mit Sedilien ausgestattet wurde, fanden sich Teile einer malerischen Ausstattung (Passionszyklus und Martinslegende), die nach Lanc um 1330 datieren. Das rom. Langhaus wurde 1987/88 einer modernen Erweiterung der Kirche geopfert. Bei den Arbeiten wurden auch die Reste einer zwischenzeitlich abgetragenen S-Kapelle aufgedeckt. Der Pfarrhof ist ein stattlicher, 2-gesch., 4-seitiger Bau, der jedoch nach dem Dehio nicht vor die 2. H. d. 18. Jhs. zurückreicht und der A. d. 19. Jhs. und 1995 umgebaut bzw. erweitert wurde. Das tatsächliche Alter des Baus, der zudem auch als Standort des ehem. Sitzes vermutet werden kann, bleibt somit unbekannt. Im Zuge des Neubaus der Kirche wurde wohl auch das Gelände modern überprägt, sodass der Aussagekraft der gesamten Situation nunmehr Grenzen gesetzt sind.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Tlw. erhaltene Geländeformationen, frei zugänglich.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 310
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 27
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 188 ff.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 514 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III und IV, I 4, M 114
- Elga Lanc, Die mittelalterlichen Wandmalereien in Wien und Niederösterreich. Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs I, Wien 1983, 264 ff.
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 141 ff.
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 113
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 819,10