Hauptburgenname
St. Peter in der Au
ID
1146
weitere Burgennamen
Url
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
A-3352 St. Peter in der Au, Hofgasse 6
KG
St. Peter in der Au Markt
OG/MG/SG
St. Peter in der Au
VB
Amstetten
BMN34 rechts
546374
BMN34 hoch
323832
UTM 33N rechts
472077.83
UTM 33N hoch
5321451.23
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der A 1-Abfahrt Oed zunächst 6,5 km nach Aschbach Markt, von hier westl. über die B 122 (über Seitenstetten) bis St. Peter in der Au. RAD: Der "Mostviertelweg" (St. Pantaleon–Ybbstalweg bei Abetzdorf) führt im mittleren Abschnitt knapp nördl. von St. Peter in der Au vorbei, das auf einem lokalen Radweg mittels kurzem Abstecher zu erreichen ist.
Geschichte
Eine Burg in St. Peter wird erstmals unter dem Regensburger Domvogt Otto IV. v. Lengenbach (†1236) vermutet. Er könnte seinen Herrschaftssitz von der Burg Hertwigstein, die etwa zur selben Zeit verlassen wurde, in den aufstrebenden Marktort verlegt haben. Otto IV. hinterließ sein Gut zu St. Peter in der Au („predium nostrum ad Sanctum Petrum in der Owe“) testamentarisch dem Kloster Admont. Nach seinem erbenlosen Tod 1236 nahm aber der Babenberger Hg. Friedrich II. den umfangreichen Nachlass in Besitz, der im Babenberger Urbar als Amt St. Peter verzeichnet wird.
Hft. und Burg St. Peter gelangen auf ungeklärte Weise an die Schenken v. Dobra, mglw. noch unter Hzg. Friedrich mit dessen ldfl. Bewilligung. Erst 1277 erlangt der Admonter Abt Heinrich II. die Anerkennung des Eigentumsrechtes von Kg. Rudolf I., erhält jedoch nur 1/3 des Gutes sofort, 2/3 mit der Burg bleiben zu Burgrecht bei den Erben Dietrichs v. Dobra und werden 1293 von den Admontern um 600 Pfund Wiener Pfennige zurückgekauft. Danach ließ Abt Heinrich II. die Wehrmauern und Gräben mit großem finanziellem Aufwand verstärken und auch die Gebäude im Inneren instand setzen („muros castri et fossati S. Petri in Augia non sine magnis sumptibus exaltavit, intra murum etiam aedificiis decentibus compositis et aptatis“).
Hzg. Albrecht I. verpfändete 1298 die Hft. mit Burg und Markt dem Bf. v. Freising. Nach der 1330 erfolgten Rückgabe verblieb die Hft. in ldfl. Besitz, wurde durch Bgfn. und Pfleger verwaltet und ab 1400 wieder verpfändet, erst an die Zinzendorfer, ab 1450 an häufig wechselnde Pfandinhaber (Vorbach, Plankensteiner, Rohrbach, Haunold, Hohenfeld).
Ab 1535 ist Bartlmä Haunold in Besitz der Pfandherrschaft, verkauft diese 1564 an Georg Seemann v. Mangern, dessen Witwe Katharina 1577 auch den Haghof erwirbt. Beider Sohn Wilhelm kauft 1586 Schloss und Hft. St. Peter, wodurch die beiden Hftn. vereinigt wurden. Unter den Seemann v. Mangern wird die Burg zum Renaissanceschloss ausgebaut. Weitere Besitzer sind ab 1621 Katharina v. Losenstein und Jakob v. Herberstein, 1682–1845 war die Hft. Im Besitz der Gfn. v. Windisch-Grätz. Wilhelm Freiherr v. Schönewitz folgte bereits 1851 Arthur Gf. v. Segur-Cabanac, in dessen Familie das Anwesen bis nach dem 2. Weltkrieg blieb. 1948 an die Gemeinde verkauft, gelangte es in zwischenzeitlich in Privatbesitz und wird derzeit für die Landesausstellung 2007 und als Kulturzentrum der Gemeinde umgebaut.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das weithin sichtbare Burg-Schloss erhebt sich auf einer 2-seitig steil zum Urlbach abfallenden Geländezunge und bildet mit der stark befestigten Pfarrkirche eine Wehreinheit, wobei unüblicherweise der Profanbau auf einer deutlich tieferen Stufe liegt. Nach Klaar finden sich im Tal Hinweise auf eine Altsiedlung "Au", die erst im frühen 13. Jh. zugunsten der planmäzigen Marktanlage mit zentralem Platz auf dem natürlich geschützten Plateau zwischen Urltal und Pfarrerbach aufgegeben wurde. Aufgrund der 1210 erstmals genannten Kirche wird diese Umsiedlung um 1200 datiert. Die an strategisch ungünstiger Stelle topographisch tiefer anschliezende Burganlage, das heutige Schlossgeviert, scheint somit erst später entstanden zu sein. Als älterer Sitzstandort ist der Haghof (s. d.) zu vermuten. Älteste Bauphase war vielleicht eine rundliche Wallanlage, deren äußeres tiefes Graben- und Wallsystem noch besteht, während der heutige Baukörper mit seiner rundlichen SO-Ecke und dem ovalen Zwinger auf die älteren Hauptwerkkanten Rücksicht nahm. Im Grundriss des barock geprägten Schlosses konnte Klaar einen an 3 Seiten gut erhaltenen Kernbau herausfiltern, der eine Fläche von etwa 37 x 40 m einfasst. In der SW-Ecke, und damit zum Ort gerichtet, steht der Bergfried auf einer quadratischen Grundfläche von 8,70 m, bei Mauerstärken um 3 m und einer Höhe von etwa 20 m. Jüngste Umbauten für die Landesausstellung 2007 legten lokal kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk mit Zwickelabgleichungen frei. Am Turm münden rechtwinkelig bündig bzw. beim Tor etwas rückversetzt 2 Beringabschnitte mit etwa 9 m Höhe und Stärken um 1,75 m, die zur Talseite leicht abnehmen. Die bis zum barocken Dachfirst gleichbleibende Massivität legt einen ehem. krönenden Wehrgang nahe. Das Tor ist direkt neben dem Bergfried situiert. Aus dem unregelmäßigen Gebäudegrundriss schloss Klaar am gegenüberliegenden O-Bering auf einen randständigen mittelalterlichen Palasbau, der jedoch mangels Bauuntersuchungen nicht verifizierbar ist. Da keine kunsthistorisch datierbaren Baudetails vorliegen, kann diese Bauphase nur aufgrund der Typologie und der äußerst beschränkt einsehbaren Mauerstruktur eingeordnet werden. Ähnliche 1-Turm-Kastelle finden sich im gesamten Hoch- und Spätmittelalter, jedoch deutet die Massivität des Berings und vor allem des Bergfrieds auf eine Zeitstellung ab der M. d. 13. Jhs. Dies wird auch durch das spätmittelalterliche Bruchsteinmauerwerk in ausgezwickelten Lagen indiziert. Demnach dürfen die 1293 genannten Erneuerungen an Mauern und Gräben auf diese Anlage bezogen werden. Der Kernbau könnte schon früh von einem rundlichen Zwinger umgürtet gewesen sein. Der nur im S und O erhaltene, stark erneuerte Mauerzug zeigt kleinteiligen Bruchstein mit Abgleichslagen und datiert somit ins 13. oder frühe 14. Jh. Aus dem 15. Jh. stammt die Befestigung des Kirchhofs sowie das weitgehend erhaltene Wehrgeschoß auf der Pfarrkirche, die durch einen gedeckten Arkadengang mit der Burg verbunden wurde. In der Burg deuten ein 2-bahniges Maßwerkfenster sowie ein spätgot. Schulterportal auf Baumaßnahmen um 1500. Im 16. Jh. wurde der Zwinger in W und N überbaut, die N-Ringmauer abgebrochen und somit ein einheitliches vierflügeliges Renaissanceschloss mit Kreuztonnengewölben und 2-gesch. Arkadenhof auf toskanischen Säulen errichet.Die in der Sekundärliteratur überlieferte Bauzeit des Schlosses zwischen 1557 und 1587 ist in den Quellen nicht nachvollziehbar. Bemerkenswert ist das repräsentative Zugbrückenportal mit Diamantrustika. Merian zeigt das Schloss 1649 mit Scharwachtürmchen und runden Zwingertürmen sowie hohem Zwiebelhelm am Bergfried, die alle heute verloren sind. Im frühen 17. Jh. (nach 1621) wurden die Arkaden erweitert und die Fenster vereinheitlicht, der Turm wurde zum Treppenhaus ausgebaut. Im 18. Jh. erhielten die Außenfassaden ihre barocke Gestaltung, im 19. Jh. wurden einzelne Gewände neogot. erneuert.
Text
P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Nach der Landesausstellung 2007 als Kulturzentrum der Gemeinde im Rahmen der Nutzung zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkplätze sind vor dem Schloss bzw. im Ortsgebiet vorhanden. Das Burg-Schloss ist 2007, neben Waidhofen an der Ybbs, Standort der Niederösterr. Landesausstellung. Dazu erfolgen entsprechende Adaptierungsarbeiten, die eine Weiternutzung als Kulturzentrum ermöglichen.
Gasthäuser
GH Mitterböck in St.Peter, GH Schoissengeyr in St. Peter, GH Wimmer in St. Peter.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 150
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 317 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 76 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 182
- Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 296
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1954 ff.
- Gregor Fuchs, Abt Heinrich II. von Admont und seine Zeit. Graz 1869, 15 ff., 119 f., 137
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 518 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, VII und VIII, B 180, U 46
- Karl Kafka, Die Wehrkirche von St. Peter in der Au. Unsere Heimat 8/3, Wien 1935, 94–99
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 61 ff.
- Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 2. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung 16 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 111. Jg., Nr. 15, Sonderschrift 9), Wien 1974, 239–252, 249 f., Plan 16–17
- Franz Klein-Bruckschwaiger, Der Bauernaufstand in St. Peter in der Au. Vorgeschichte und Folgen. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 39, 1971–73, Wien 1973, 113–154
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 529
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 254
- Matthaeus Merian, Topographia provinciarum Austriacarum. Austriae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis etc. Das ist Beschreibung und Abbildung der fürnembsten Stätt und Plätz in den österreichischen Landen Under- und Ober-Österreich, Steyer, Kärndten, Crain und Tyrol. Faksimilie der Erstausgabe von 1649 sowie der beiden Anhänge und der "Topographia Windhagiana" von 1656. Kassel 1963, 56
- Franz Schweickhardt Ritter von Sickingen, Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens. Wien 1831–1841 V.O.W.W. 9, 257 ff.
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. VIII, 231 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 100
- Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 26 ff.
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 1875,10