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Hauptburgenname Staatz I
ID 1153
Objekt Burgruine
KG Staatz-Kautendorf
OG/MG/SG Staatz
VB Mistelbach
BMN34 rechts 761562
BMN34 hoch 393230
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Staatz ist über die B 46 (Mistelbach – Laa an der Thaya) bzw. über die B 219 aus Poysdorf zu erreichen. An der südöstl. Ortseinfahrt an der Kreuzung B 46/B 219 Richtung Kirchenplatz bzw. zum Musikheim abbiegen, von wo Tafeln den Weg zur Burgruine weisen. RAD: In Kleinhadersdorf vom "Weinviertelweg" westl., Richtung Staatz abzweigen, ca. 7,5 km. Alternativ erlaubt ein dichtes regionales Wegenetz, z. B. über den "Staatzerbergweg", die Anfahrt aus verschiedenen Richtungen.
Geschichte Zwischen 1125 und 1137 erscheint Reginger von Staatz, in der Literatur genannte frühere Quellenbelege sind nach Mitt. v. Weltin nicht hierher zu beziehen. Diese hier ansässige und mit den älteren Hrn. v. Gnadendorf verschwägerte Adelsfamilie, die durch zahlreiche weitere Quellen des 12. Jhs. belegt ist, stirbt um 1250 aus. Im Zuge der Ungarnkriege unter Kg./Hzg. Ottokar II. erlitt ein österreichischer Kampfverband 1260 bei Staatz eine empfindliche Niederlage mit zahlreichen Verlusten bedeutender Adeliger. Wie die Hrn. v. Maissau in den Besitz der Hft. Staatz gekommen sind, entzieht sich dem derzeitigen Kenntnisstand. Unter den Maissauern sitzen Gefolgsleute auf der Burg, so der 1299 genannte Rueger von Staatz. Die den Maissauern 1440 entzogene Hft. gelangt als landesfürstliches Pfand an Niklas Truchseß v. Drasenhofen. 1456 ist diese Familie in den Lehensbesitz gekommen, stirbt aber 1545 aus. Nachfolger sind die Hrn. v. Roggendorf, 1551 die Breuner, denen 700–800 Gulden für den Burgausbau bewilligt werden. 1569 wird der gute Bauzustand beschrieben, 1589 auch eine Schlosskapelle erwähnt. Im Lehensbesitz der Breuner wird die Burg 1645 durch schwedische Truppen zerstört. Die Breuner erbauen ein neues Talschloss, das 1663 als Fluchtort genannt wird. Die noch stattliche Ruine und das bastionär befestigte neue Schloss zeigt Vischer 1672. Die Ruine ist heute im Eigentum der MG Staatz.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine nutzt in überaus pittoresker Art eine isoliert aus dem sanft gewellten Umland am SO-Rand der "Laaer Bucht" aufragende Kalkfelsformation, die sog. "Staatzer Klippe", um die sich nordöstl. bis südwestl. die Dörfer Staatz und Kautendorf schmiegen. Die 332 m hohe Erhebung mit den Trümmern der Burg ist vom Umland weithin sichtbar. Der großartige Eindruck, den die topographische Lage vermittelt, wird bei näherer Betrachtung durch die bereits stark reduzierte Bausubstanz etwas gemindert. Diese verfallsbedingte Situation lässt eine nähere Rekonstruktion der Burganlage bzw. ihres baulichen Gefüges nur in sehr eingeschränktem Maß zu. Die getätigten Restaurierungen erschweren mit ihren starken und tlw. verfälschenden Ergänzungen eine eingehende Untersuchung. Der Plan von Kreutzbruck lässt die Ausdehnung der gesamten Burganlage über eine Fläche von etwa 150 x 90 m, SW-NO orientiert, erkennen. Kernzone der Burg ist das entsprechend orientierte Gipfelplateau, dessen Bebauung über ein Oval von etwa 85 m Länge und 34 m Breite zu verfolgen ist. Von der für das 12. Jh. anzunehmenden Burg sind nach entsprechender Autopsie vermutlich keine Reste mehr vorhanden. Die im Zuge des Projekts erfolgte Planaufnahme lässt als innere Baulinie ein gestrecktes Beringoval erschließen, das relativ geradlinig, mit wenigen Abwinkelungen, dem Gelände folgt. Eine flankenartige Torsituation im SO führte zu einer stärkeren Störung im Verlauf des Berings. Nach den vorhandenen Befunden nehmen mehrere Ausbau- bzw. Adaptierungsphasen auf den Zugang Bezug, der im späten 13. Jh. durch den Torbau, der noch heute markant in Erscheinung tritt, in Lage und Form fixiert wurde. Die ältesten Bauteile des mehrphasigen Berings datieren in das 13. Jh., mglw. noch um 1200, für eine frühere Zeitstellung fehlen geeignete Mauerwerksbefunde. Im NO laufen die Beringflanken verzahnend auf die Hoffront des quadratischen Bergfrieds zu, dessen massiger Baublock wesentlich zur Fernwirkung der Burgruine beiträgt. Der durchschnittlich 8,90 m im Quadrat messende Turm besitzt Mauerstärken zwischen 2,40 und 2,95 m. Der Turm ist weitgehend aus spoliertem Quadermaterial errichtet, das stark mit Zwickelmaterial versetzt ist. Der ehem. Hocheinstieg im 1. Obergeschoß ist rezent verändert, die benachbarte Lichtscharte ist mglw. aus Spolien gebildet. Darüber liegt die Konsole einer nicht mehr erhaltenen Erkerkonstruktion. Diese Zone wird von starken Störungen neuzeitlicher und rezenter Veränderungen aus Misch- bzw. Ziegelmauerwerk geprägt. Der Mauerwerksbefund datiert den Turm in das 14., mglw. auch erst in das frühe 15. Jh., div. Befunde lassen erkennen, dass der Bau sekundär über den Bering (des 13. Jhs.?) gestellt wurde. Wie die Verzahnungen des ablaufenden Berings zeigen, kam es auch zur Neukonzeption entsprechender Beringabschnitte, allerdings unter Beibehaltung der benachbarten Torsituation. Im späten 13. Jh. wurde die Kernzone durch einen schmalen Zwinger verstärkt, der an der S- und W-Seite vollständig ausgebaut war und der vermutlich mit dem Torbau an der SO-Seite in Verbindung stand. Im NO wurden diese Außensicherungen in Form eines Torzwingers vervollständigt. Von diesem Zwinger sind mit Ausnahme eines bastionsartigen Teiles an der SW-Ecke nur noch wenige Reste erhalten, deren Situierung im steilen Felshang überrascht. An der schroffen NW-Flanke des Burgberges waren entsprechende Anlagen offensichtlich nicht nötig, div. topographische Befunde machen jedoch auch an dieser Seite weitere Außensicherungen wahrscheinlich. Nahe der NW-Ecke wird der Zwinger durch eine Dublierung der älteren Baulinie abgelöst. Das zu Kompartimenten zusammengefasste, lagerhafte Bruchsteinmauerwerk der jüngeren Baulinie wäre ein Indiz für die genannte Zeitstellung. Am Ende der Dublierung springt der 3-gesch. Rest eines kleinen Turmes mit abgerundeten Ecken stark in den Felshang vor. Er ist sekundär vor den älteren Bering als auch vor die Dublierung gestellt, seine W-Mauer integriert einen älteren (pfeilerartigen?) Bauteil unbekannter Funktion mit sorgfältiger Eckquaderung und Fundamentsockel. Das kleinteilige Zwickelmauerwerk des Turmes, das tlw. spolierte Quader zeigt, lässt eine Datierung in das 14. Jh., mglw. zeitgleich mit der Errichtung des Bergfrieds, zu. Mit der Errichtung des kleinen Turmes und des Bergfrieds ist eine tlw. Zurückverlegung der Beringfronten an der NW-Flanke zu erschließen, womit der ältere, weit in den Steilhang gesetzte Bering seine Funktion verlor und bis auf spärlichste Reste abgetragen wurde. Ein von Schutt überlagerter Felshügel im W bildet die höchste Stelle der Burganlage, schwach ausgeprägte Fundament- bzw. Mauerreste an seiner S- und SO-Seite belegen neben dem weit in den Felshang gestellten Bering auch eine randständige Bebauung, die vermutlich durch Quermauern unterteilt war. Ein hier den Hang abwärts laufender Mauerrest von knapp 1 m Stärke stammt offensichtlich von einer Unterteilung des hier vorgelagerten Zwingers. Der Bergfried war vermutlich bereits im späten 13. Jh. von einer Zwingeranlage umgeben, in der eine weitere, heute nur noch durch Abschrämungen im Fels rekonstruierbare Toranlage lag. Eine mit dem Turm verzahnte und den Torweg querende Mauer stammt wohl von einer weiteren, allerdings erst mit dem Turm entstandenen Toranlage. Die S-Mauer des Torzwingers, die wohl nahe des Torbaues auf die innere Baulinie traf, ist heute vollkommen verschwunden, jedoch durch den Plan Kreutzbrucks in gewissem Maß nachvollziehbar. Die mehrtorigen Vorburg- und Zwingeranlagen, die sich östl., südl. und südwestl. der Hochburg angliedern, stammen im Grundkonzept bzw. in Teilen mglw. noch aus dem Spätmittelalter, in ihrer jetzigen Ausprägung sind sie jedoch der Neuzeit, naheliegend dem Ausbau durch die Breuner um die M. d. 16. Jhs. zuzuweisen. Die Mauerzüge benötigten durch das steile Felsgelände offenbar keine besondere Stärke und Höhe, da sie aber in markanter Form und Situierung den Burgfels überziehen, tragen sie wesentlich zum Erscheinungsbild der Burgruine von S bei. Der innere, der Hochburg im SO vorgelagerte Bereich dieser Vorwerke bildet an der östl. Spitze einen größeren Batterieturm aus und endet mit einem im Zuge des von W heranführenden Torweges mit einem rechteckigen Torbau, von dem ein Mauerzug bergwärts zur Hochburg führt. Der äußere Bereich besitzt an der SW-Ecke die ehem., sekundär stark veränderte Toranlage. Ein weiterer Torzwinger sicherte zusätzlich den von O ansteigenden Burgweg, der im Bereich der Toranlage eine Spitzkehre bildet. Die Beringzüge der Vorwerke sind mit Zinnen, 2 kleine Schalentürme mit Öffnungen für leichte Feuerwaffen versehen. Tlw. sichtbare Adaptierungen, z. B. die Vermauerung von Zinnen, lassen die zeitgemäße Anpassung dieser Anlagen erkennen, die in ihrer Form dennoch stark dem 16. Jh. verhaftet blieben. Einen besonderen Eindruck vermittelt eine gegen die Toranlage im SW vorspringende und mit der Hochburg ehem. durch Flankenmauern verbundene Bastion. Die einen Felssporn nutzende, aus dem 16. oder 17. Jh. stammende Geschützbastion dominiert in funktioneller sowie wohl auch in symbolischer Weise die ehem. Zugangssituation. Die zuletzt festungsmäßig ausgebaute Burg zeigt der Vischer-Stich von 1672 in ruinösem Zustand, eine Folge der Zerstörung durch die Schweden 1645. 1645/72 erbauten die Breuner am O-Fuß des Burgberges ein neues Schloss, das auf Vischers Ansicht bereits mit einer leichten Bastionärbefestigung erscheint. Dieser Nachfolgebau, der die Sitzfunktion der ehem. Burg übernahm, wurde A. d. 19. Jhs. umgebaut, 1945 jedoch durch Brand zerstört und 1957 abgetragen. Erhalten ist heute nur noch der große, stark modernisierte Schüttkasten am Schlossplatz.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkgelegenheiten am Fuß des Burgberges. Ca. 15 Min. beschilderter, zumeist steiler Fußweg. Die bereits stark verfallene und restaurierte Burgruine bildet durch ihre Ausnahmelage auf der weithin sichtbaren Kalkfelsklippe einen markanten und sehenswerten Fixpunkt in der sanft gewellten Landschaft. Zugang und Begehung erfordern etwas Sicherheit im Umgang mit felsigem und ungesichertem Gelände. Örtlich Absturzgefahr. Das ausgedehnte Ruinengelände ist ganzjährig frei zugänglich. Zusätzlich finden gegen Entgelt Ruinenführungen statt. Termine: Mai–Oktober: So (ausgenommen letzter So im Monat), Fei 15 Uhr (entfällt bei Regen). Treffpunkt ist das Musikheim am Schlossplatz. Für Gruppen (auch Kinder- bzw. Schülergruppen) sind bei entsprechender Voranmeldung auch andere Termine sowie Sonderführungen mit Spezialthemen (z. B. Leben der Frau im Mittelalter, Kampftechnik, etc.) möglich. Der Burgberg bietet bei klarem Wetter eine ausgezeichnete Fernsicht.
Gasthäuser GH Winkler in Kautendorf, GH Nestler in Enzersdorf, Hotel-Restaurant "Auhof" in Wultendorf, GH "Loosdorfer Stuben" in Loosdorf, GH Weiler in Laa an der Thaya.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 118 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 366 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 186 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 193
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1115
  • Heinz Gerstinger, Ausflugsziel Burgen. 30 Burgen rund um Wien. Wien 1998, 213 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 563 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 111
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 573
  • Georg Markl, Staatz und Umgebung in früheren Jahrhunderten. Wien 1932, 66 ff.
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 54a, b
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 139
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 250 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 83
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 204 f.
  • Max Weltin, Landesherr und Landherren. Zur Herrschaft Ottokars II. Přemysl in Österreich. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 44/45, 1978/79, Wien 1979, 159–225, 193
Staatz I. Blick auf die Burg von W (2001) - © Thomas Zoder
Staatz I. Blick auf die Burg von W (2001)
© Thomas Zoder
Staatz I. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Martin Aigner, Gerhard Reichhalter. Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Staatz I. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Martin Aigner, Gerhard Reichhalter. Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht