Hauptburgenname
Staatz II
ID
1154
Objekt
Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse
A-2134 Staatz 3 (Kirchenplatz 1)
KG
Staatz-Kautendorf
OG/MG/SG
Staatz
VB
Mistelbach
BMN34 rechts
761760
BMN34 hoch
393274
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
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Geschichte
Historische Daten, die den Sitzcharakter dieses Objekts belegen, sind bislang nicht publiziert. Nach Dehio soll die Pfarre Staatz "vor 1100" gegründet worden sein, Weigl (HONB) nennt einen ersten sicheren Beleg für ca. 1220 in einer verfälschten Urkunde, die die Nennung auf 1147 datiert. Ab wann der Gebäudekomplex die Funktion eines Pfarrhofs innehatte, ist nicht bekannt.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der in der Fachliteratur bislang kaum erwähnte Sitz liegt unmittelbar südl. der Pfarrkirche von Staatz, direkt am O-Fuß der "Staatzer Klippe" mit der bekannten Burgruine. Der Bau gehört heute zum Pfarrhof, Kirchenplatz Nr. 1.
Der heutige Pfarrhof bildet einen uneinheitlichen, 2-gesch. Bau, der sich in restauriertem und bewohnten Zustand befindet. Seine nördl. zum Kirchenplatz gewandte, über etwas abgewinkeltem Grundriss errichtete Haupt- und Zugangsseite gliedert sich in den 2-gesch. Wohntrakt, der im O von einem risalitartig vorspringenden Trakt abgeschlossen wird, in den westl. anschließenden, etwas aus der Front tretenden Turm und eine die Front verlängernde Hofmauer mit einer korbbogigen Toreinfahrt. Mit Ausnahme des Turmes bietet der Bau wenig Hinweise zu seiner baulichen Entwicklung. Nach Dehio wurde der urspr.(?) 1-gesch. Bau 1787 um 1 Geschoß erhöht. Die restaurierte Fassade besitzt eine einheitliche Putzgliederung, die barocken Formen folgt. Unmittelbar östl. des Turmes wurde jedoch der aus Werksteinen gebildete Rundbogen einer durchaus repräsentativ angelegten, flankenartigen Torsituation freigelegt und sichtbar belassen. Das im Dehio beschriebene "mittelalterliche Mauerwerk" am Pfarrhof ist nicht nachvollziehbar, doch könnten sich in Ermangelung eines Zutritts weitere Befunde im Inneren verbergen.
Bemerkenswert erscheint der betont vortretende, 3-gesch. Turm, der aus verputztem Bruchsteinmauerwerk errichtet ist und mit einem vom Kirchplatz abgewandten Pultdach gedeckt ist. Nach Auskunft von Bewohnern ist der Bau bewohnt und im Inneren entsprechend adaptiert. Im 2. Geschoß liegt eine neuzeitliche Fensteröffnung, darüber eine spätmittelalterlich profilierte, hochrechteckige Fensteröffnung. Die benachbarte O-Seite lässt eine winzige Schartenöffnung, daneben eine vermauerte Türe erkennen. Der örtlich abgeplatzte Verputz lässt spätmittelalterliches Zwickelmauerwerk erahnen. Unter der Fensterbank des neuzeitlichen Fensters weist eine Inschriftenplatte auf die Erbauung durch Pfarrer Erhard Schilch im Jahr 1412 hin, doch lässt die etwas ungewöhnliche Situierung der Platte eventl. an eine sekundäre Verwendung denken. Die repräsentativ-wehrhafte Ausbildung mit einem Turm als Herrschaftszeichen zeigt ein sitzartiges Baukonzept an, was aber in keinem Widerspruch zu den Ansprüchen geistlicher Herren im Mittelalter steht.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Turm im Pfarrhof eingegliedert und bewohnt. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 370
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 186 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1115
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VI, S 413
- Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 54a, b