Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Stetteldorf
ID 1168
weitere Burgennamen Stetteldorf am Wagram, Juliusburg
Objekt Schloss
Adresse A-3463 Stetteldorf am Wagram, Schloss 1
KG Stetteldorf am Wagram
OG/MG/SG Stetteldorf am Wagram
VB Korneuburg
BMN34 rechts 727119
BMN34 hoch 363055
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: An der B 304 (Stockerau – Krems), Abfahrt Tulln, Richtung Hollabrunn abzweigen, in Gaisruck jedoch Richtung Stetteldorf fahren, wo die Ortsdurchfahrt am Schlosspark vorbeiführt. Als Alternative im Verlauf der B 4 (Stockerau – Horn) bei Niederrußbach südl. nach Stetteldorf abzweigen. RAD: Der „Heldenbergweg“ führt kurz nach seinem Beginn in Tulln durch Stetteldorf und hier am Schloss vorbei.
Geschichte Bereits um 1120/1130 wird Hugo v. Stetteldorf urk. genannt; Dopsch zieht die Möglichkeit einer Gleichsetzung mit Hugo v. Liechtenstein m. V. in Erwägung. Um 1200 erscheint "Otto de Stetildorf". 1278 fällt die Burg als Reichslehen an den Bgf. v. Nürnberg, Friedrich v. Zollern, allerdings sind etwas später die niederösterr. Hrn. v. Liechtenstein kurzfristig im Besitz der Hft. Die Zollern sind bis in das 18. Jh. Lehensherren der Hft, das auch Sitz des örtlichen Landgerichts war. 1291 sind die Hrn. v. Stadeck belehnt, diesen folgen die Dachsberg und die Starhemberg. Ab 1575/82 sind die Gfn. v. Hardegg Lehensträger der Hft. Gf. Julius II. v. Hardegg erbaut zwischen 1588 und 1602 das neue Schloss, die "Juliusburg". Diese ist seit 1982/83 im Eigentum von Georg Stradiot.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss liegt auf einer unmittelbar am Wagram-Abfall situierten Terrasse, ca. 600 m ostsüdöstl. der Pfarrkirche von Stetteldorf. Die Gliederung des ehem. Gesamtareals mit Schloss, Park und Meierhof, heute von der Straße nach Starnwörth durchschnitten, ist auf der ÖK 50/Blatt 39 gut erkennbar. Nach Büttner/Madritsch ist der "ältere Bau", die ehem. Burg, nicht ortsgleich mit dem heutigen, aus dem späten 16. Jh. stammenden Schloss, sondern auf dem sog. "Schwingenberg" zu rekonstruieren, eine Aussage, die in Ermangelung einer näheren Ortsangabe nicht überprüfbar ist. Die heutige Schlossanlage basiert auf einem völligen Renaissanceneubau durch Gf. Julius II. v. Hardegg zwischen 1588 und 1602. Der Plan von A. Klaar zeigt Ausdehnung und Gliederung des Baues, der jede Spur von mittelalterlichen Strukturen vermissen lässt. Die Bauteile erstrecken sich über eine N-S orientierte, etwa 70 x 48 m große Fläche. Der Bau folgt zeitgenössischen Architekturprinzipien, obwohl auch eine Nähe zum Typus der "Festen Schlösser" gegeben ist. Der Renaissancebau besteht aus einem gegen S orientierten Haupttrakt und einer gegenüber diesem in der Breite reduzierten, nördl. vorgelagerten, 3-flügeligen Bebauung, die einen ca. 40 x 27 m großen Hof umschließt. Der 3-gesch., ca. 48 x 15 m große, mit einem hohen Schopfwalmdach gedeckte Haupttrakt, dessen fortschrittlich wirkende innere Organisation mit Ausnahme zweier Treppenhäuser noch weitgehend dem Primärbau zuzuweisen ist, vertritt den Bautypus des "Corps de Logis". An der NW-Ecke der Hofbebauung springt ein heute 2-gesch. Eckbau vor, gegen W spiegelt er die Stirnseite des Haupttraktes, nördl. ist er zur Gänze vor die Umfassungsmauer gestellt. Die schwache Schrägstellung seiner N-Seite resultiert in der traditionellen Übernahme zeitgemäßer Bastionärarchitektur. Der Plan Klaars lässt jedoch eine weitere, zwischenzeitlich abgetragene "Bastion" an der NO-Ecke rekonstruieren, sodass der an der N-Seite angelegte Zugang eine beiderseitige Flankierung durch bastionsartige Elemente erhielt. Der Vischer-Stich von 1672 zeigt am nordwestl. Bau noch einen 2-gesch., oktogonalen Aufsatz, der nordöstl. Bau war mglw. bereits nicht mehr in vollem Umfang erhalten. Vischers Ansicht zeigt noch den an der S-Seite des Haupttraktes aufragenden, zwiebelhelmgekrönten Turm des Primärbaues, der nach einem Erdbebenschaden 1749 abgetragen werden musste. Bemerkenswert ist die von Vischer noch dargestellte Erdbefestigung mit 4 bastionsartigen Eckausbauten. 1705/09 wurde die nach ihrem Bauherren "Juliusburg" genannte Anlage unter Johann Friedrich v. Hardegg barockisiert. Mglw. fanden in diesem Zuge bereits reduzierende Umbauten statt, zumindest dürfte um die M. d. 18. Jhs. der heutige Bauumfang hergestellt worden sein. Die Fassadendekoration, die vorweg den Haupttrakt mit seiner barocken Torsituation betrifft, geht auf das frühe 18. Jh. zurück. Im Erdgeschoß des Haupttraktes finden sich gegratete Kreuzgewölbe, in den Obergeschoßen sind bemerkenswerte Elemente der Ausstattung des 18. Jhs. vorhanden. So zeigt der sog. "Salon" im 1. Obergeschoß Wandmalereien mit Ansichten Hardegger Besitzungen, ergänzt durch illusionistische Architekturelemente, die nach Dehio um 1770 anzusetzen sind. Der nach einem angeblichen Aufenthalt des Polenkönigs 1683 als "Sobieskitrakt" bezeichnete, aus dem 16. und 17. Jh. stammende W-Trakt integriert den "Festsaal" und die ehem. Kapelle. Auch dieser Trakt besitzt Teile der Raumausstattung des 18. Jhs. Die im Zuge der ehem. Wall-Graben-Anlagen situierte, ehem. zugbrückenbewehrte äußere Toranlage des 16. Jhs. wurde 1731, mglw. durch Johann Lucas v. Hildebrandt, neu gestaltet. Die ausgedehnten Gartenanlagen zeigen noch Elemente ehem. barocker Gartenarchitektur. Nördl. des Schlosses, gegenüber der Straße liegt ein ausgedehnter Meierhofkomplex des 18. Jhs. mit einer der Schlossachse gegenüberliegenden, dekorativen Zugangssituation. Der Hofgarten am Fuß des Wagrams ist frei zugänglich, das Schloss selbst ist derzeit nur am Tag der Museen im September für Besucher geöffnet.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte Schlossanlage. Nur sehr eingeschränkt öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Das Schloss ist privat genutzt und daher für Besucher nur am Tag der Museen im September geöffnet. Der Hofgarten am Fuß des Wagrams ist frei zugänglich
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 50
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 372 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 41 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 194
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1121 f.
  • Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66, 14
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 568 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 112
  • Karl Keck, Orte des Gerichtsbezirkes Stockerau. In: Karl Keck (Red.): Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirke Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 377–532, 411 ff., 485 ff.
  • Karl Keck, Die Grafen zu Hardegg, Glatz und im Machlande als Bauherren und Mäzene. Unsere Heimat 60/4, Wien 1989, 249–257
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 39 f.
  • Karl Lechner, Die geschichtliche Landschaft zwischen Donau und Wagram. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 27, Wien 1938, 30–70, 50 f., 56
  • Franz Mayer, Geschichte der Großgemeinde und Pfarre Stetteldorf am Wagram. Geschichte der Pfarrdörfer Stetteldorf, Eggendorf, Starnwörth und Inkersdorf. Hg. MG Stetteldorf am Wagram. Stetteldorf 1983, 14 ff., 103 ff.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 401
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 87
Stetteldorf. Vischer-Stich des Schlosses von 1672 mit den Erdbefestigungen. - © Georg Matthäus Vischer
Stetteldorf. Vischer-Stich des Schlosses von 1672 mit den Erdbefestigungen.
© Georg Matthäus Vischer
Stetteldorf. Luftbild der Schlossanlage von NO (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Stetteldorf. Luftbild der Schlossanlage von NO (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška