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Hauptburgenname Stronsdorf
ID 1252
Objekt Schloss
Adresse A-2153 Stronsdorf 1
KG Stronsdorf
OG/MG/SG Stronsdorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 747495
BMN34 hoch 390345
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die Siedlung erscheint urk. erstmals 1072/91. Nach Büttner/Madritsch nennen Göttweiger Traditionen bereits 1091/1108 eine Margarethe von Stronsdorf und ihren Sohn Wichard. Diese Angabe ist nach den Untersuchungen Herolds nicht haltbar. Stronsdorf ist eine Herrschaftsbildung der Chadolde, wobei die zahlreichen Chadolt/Kadold-Nennungen des 12. Jhs. im Weinviertel (vgl. u. a. Göllersdorf, Pulkau, Mailberg und Großharras) keine eindeutige Genealogie bzw. Zuweisung einzelner Personen erlauben. So existieren urk. Zuschreibungen für einen Chadold v. Stronsdorf 1168/76, um 1170 sowie 1171. Ein bereits ab den 20er-Jahren des 12. Jhs. belegbarer Wichard ist wahrscheinlich mit dem 1142/67 genannten Wichard v. Stronsdorf ident. Durch Wichard von Stronsdorf, wohl der Sohn o.g. Chadolds, gelangt die Hft. an die Zöbinger Linie der Kuenringer. Margarethe v. Zöbing bringt den Besitz um 1240 den Hrn. v. Gutrat zu. 1304 übernehmen die Wallseer den Besitz, noch 1456 erscheinen sie hier begütert. Zuvor übernimmt Stronsdorf die Funktion der 1444 zerstörten Burg Stronegg. Die Besitzerreihe der Neuzeit verzeichnet: 1550 die Mühlwanger, 1590 Leo Gall v. Asparn, 1609 die Breuner, 1678 Elisabeth v. Kienritz, 1650–1810 die Gfn. Sinzendorf, danach Gustav Michael v. Troll, 1812 Bruno Neuling, 1817 die Hft. Hardegg, 1848 Podstatzky-Liechtenstein, 1858 Karl Friedrich Kammel, 1923 Maria Kammel-Hardegger, 1941 Siegfried Kammel-Hardegger, 1979 Margarete Kammel und schließlich 1982/83 Alexandra Janos und Andrea und Therese Revay. Die Pfarrgründung ist in die Zeit vor 1160 anzusetzen. Zwischen 1351 und 1785 ist die Kirche dem Kloster Seitenstetten (nach Dehio dem Kloster Säusenstein) inkorporiert, ein Umstand, der auf eine Übereignung der Wallseer zurückgeht. Die Wehrkirche ist 1683 als Zufluchtsort bestimmt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das heutige Schloss, Stronsdorf Nr. 1, liegt im Zentrum des Dorfes, knapp nordwestl. der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Beide heute durch einen Schulneubau getrennten, doch nahe benachbarten Areale markieren im weiteren Sinn wohl den Kernbereich des urspr. Siedlungsaufschlusses. Der nordwestl. gelegene Sitz ist ein 4-gesch., walmdachdeckter, breitgelagerter Kastenbau, dessen Baukern, die unteren 3-Geschoße, nach Dehio dem 17. Jh. zuzuweisen ist. Das 4. Geschoß wurde erst im 18. Jh. aufgesetzt. Ein kleines, aus dem frühen 19. Jh. stammendes 8-eck-Türmchen mit Zwiebelhaube akzentuiert den Bau. Ein geschweifter, pilastergestützter Giebel bestimmt das südöstl. angelegte Rundbogenportal. Das Erdgeschoß ist durch Putzbänderungen dekoriert, das 4. Geschoß besitzt Putzfelddekor und Gesimsgliederungen des späten 19. Jh. Der Sitz des Mittelalters ist als abgekommen zu bezeichnen, aber mglw. im weiteren Bereich des heutigen Schlosses zu rekonstruieren. Als Lagestelle des urspr. Sitzes ist mglw. auch das unmittelbar westl. der Pfarrkirche situierte, gering erhöhte Areal zu sehen, das heute von Wirtschaftsgebäuden eines größeren Gehöftes bebaut wird. Westl. bis südwestl. des Schlosses schließen heute Grünparzellen an, die wohl auf das Areal ehem. Parkanlagen und eines Meierhofgeländes zurückgehen. Diese Anlagen scheinen durch jüngere Straßenführungen durchschnitten zu sein. Südl. des Schlosses liegt an einer der Straßen ein neuzeitlicher Schüttkasten. Einen Teil des südwestl. des Schlosses liegenden Parkgeländes bebaut in etwas willkürlicher Situierung die moderne Hauptschule. Von Bedeutung erscheint die heutige Pfarrkirche im SO des heutigen Schlosses, die bereits Kafka zurecht als "Wehrkirche" beschreibt, und die noch an 3 Seiten von den Resten einer Mauer umgeben wird. An der S-Ecke zeigt sie den Rest eines kleinen, offenen Schalenturmes mit Schartenöffnungen. Teile der Mauer mit ungestörtem Zwickelmauerwerk gehören noch dem späten Mittelalter an, große Bereiche zeigen bereits starke Ergänzungen durch Ziegel. Nach dem Franziszeischen Kataster von 1820 bestand zu dieser Zeit noch ein 3-seitig das Sitz- und Kirchenareal umgebender, 30–40 m breiter, unbebauter Bereich, der mglw. die Ausdehnung von ehem. Annäherungshindernissen angibt. Innerhalb des Kirchhofes liegt die relativ monumentale Kirche, bestehend aus Langhaus, Chor, W-Turm und südl. Erweiterungsbauten. Langhaus, Chor und Turm zeigen in bemerkenswerter Weise großformatiges, qualitätsvolles Quadermauerwerk. Der leicht eingezogene Chor wird nach Dehio in die 1. H. d. 14. Jhs. datiert, für Langhaus und Turm wird jedoch eine hochmittelalterliche Zeitstellung in Frage gestellt und ebenfalls eine Datierung ins 14. Jh. vorgeschlagen. In der N-Mauer des Langhauses ist ein vermauertes Rundbogenfenster zu beobachten, benachbart eine hochgelegene, relativ großdimensionierte, rundbogige Türöffnung, die den Eindruck eines Hocheinstieges (Emporenzugang?) erweckt. Die hochmittelalterliche Zeitstellung (12./13. Jh.) ist somit nicht anzuzweifeln, u. U. ist ein Zusammenhang des Primärbaues mit der Gründung der Pfarre vor 1160 vorzuschlagen. Nach einem Brand von 1721 erfolgten allerdings starke Erneuerungen, die weitere Befunde zu frühen Bauphasen unterbinden. Die angesprochene Zeitstellung der Kirche weist sie wohl als Bestandteil der hochmittelalterlichen Herrschaftsstrukturen der Chadolde aus. Durch die "Sakraltopographie" erscheint es berechtigt, hier von einer "Burg-Kirchen-Anlage" zu sprechen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Bewohnter Privatbesitz. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 381 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 196 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 196
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1159 f.
  • Paul A. Herold, Die Herren von Seefeld-Feldsberg. Geschichte eines (nieder-)österreichischen Adelsgeschlechtes im Mittelalter. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 27, St. Pölten 2000, 23, 39, 46, 55 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 575 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 113
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 80
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 57a
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 351