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Hauptburgenname Ulmerfeld
ID 1278
Objekt Burg
Adresse A-3363 Ulmerfeld, Burgweg 1
KG Ulmerfeld
OG/MG/SG Amstetten
VB Amstetten
BMN34 rechts 561072
BMN34 hoch 327558
UTM 33N rechts 486845.15
UTM 33N hoch 5324856.51
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von der A 1 Abfahrt Amstetten-West zunächst Richtung Waidhofen an der Ybbs fahren, in Galtberg, nach rund 7 km, östl. nach Ulmerfeld abzweigen. RAD: Südl. von Amstetten führt eine lokale Radroute parallel zum "Ybbstalweg" über Winklarn nach Ulmerfeld und schließt bei Wallmersdorf an den "Ostarrichiweg" an. In Neuhofen kann man vom "Ostarrichiweg" direkt nach Ulmerfeld, ca. 3 km, abzweigen.
Geschichte Bf. Gottschalk v. Freising erhält 995 durch Kg. Otto III. 6 Königshufen in "Zudamaresfelt" und so die (weitere) Legitimation für den Landesausbau in diesem Gebiet. Gemeinsam mit der 996 erfolgten Schenkung im nahen Neuhofen ist damit die Basis für die spätere, bis 1803 existente Freisinger Grundherrschaft Ulmerfeld hergestellt. 1189 ist der Bf. als Herr des "Burgwerks" belegt. 1283 erscheint "Jerbardus de Udmaresveld" als "vasallus" und "ministerialis" Freisings. Ein Neubau ist 1321 urk. nachweisbar, um den weiteren Ausbau der Burg sind Bf. Konrad IV. und Bf. Berthold v. Wehingen (gest. 1410) bemüht. 1451 musste der Bf. die Burg dem ldfl. Beamten Johann Neidecker verpfänden, eine Folge der Versuche des Landesfürsten, den Bischöfen die Burg zu entziehen. 1597 ist sie von aufständischen Bauern besetzt. 1803 kommt Ulmerfeld an den Kameralfonds, 1822/29 an Matthias Konstantin Gf. Wickenburg und 1863 an den Hzg. v. Sachsen-Coburg-Gotha. Nach der Neusiedler AG ist heute die SG Amstetten Eigentümerin der Burg.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burg liegt weithin sichtbar auf einem steilen Hügelsporn oberhalb des Ybbstales, südwestl. von Amstetten. Der bereits früh genannte Ort könnte unterhalb direkt an der Ybbs gelegen haben. Im mittleren 13. Jh. wurde auf der Hochterrasse ein planmäßiger Markt mit zentralem Platz und rechteckiger Befestigung angelegt. Der mglw. ältere Burgstandort am Plateausporn wurde gemeinsam mit der vorgelagerten Kirche als südwestl. Verteidigungsabschluss integriert. Das heutige Burgareal besteht aus einer vierflügeligen Kernburg, die talseitig von einem tiefen Graben, bergseitig von einem doppelten Graben mit Resten bastionärer Befestigungswälle umringt wird. Dank großteils frei liegender Mauerstrukturen und kunsthistorisch bedeutsamer Bauelemente lässt sich die Baugeschichte der Burg gut nachvollziehen. Aus dem Grundriss ist eine polygonale Erstanlage von etwa 32 x 64 m ablesbar, die durch lange Mauerfluchten von gleichbleibender Stärke (um 1,60 m) charakterisiert ist. Am westl. Sporn ist ein trapezoider Palas von maximal 13 x 27 m Fläche situiert. Im heute 4-gesch. Bau dürfte die Originalsubstanz bis unters Dach erhalten sein, die innere Aufteilung ging in der Spätgotik verloren. Auch an der gegenüberliegenden östl. Schmalseite befand sich ein randständiges Gebäude, das sich nur im NO erhalten hat. Das am N- sowie am S-Bering frei einsehbare Mauerwerk besteht aus kleinteiligem Bruchstein, dessen polygonale Blöcke praktisch in jeder Lage durch Plattenzwickel ausgeglichen werden. Diese noch der Bänderung verpflichtete Struktur lässt sich grob dem 3. V. d. 13. Jhs. zuordnen, was eine urk. Bestätigung in der Nennung vom Landgericht ab 1265 bzw. von Adeligen ab 1283 findet. Durch Baufugen und tlw. Überbauung (beim Turm) deutlich erkennbar, entstand sekundär die heute dominante Bautengruppe am Tor, bestehend aus Torhalle, Burgkapelle und Bergfried. Vor allem die 1321 geweihte, 1992–96 restaurierte Kapelle, ein Rechteckraum von 5,00 x 8,20 m Größe, zeichnet sich durch ihr qualitätvolles Rippengewölbe mit Pseudopolygonalabschluss und verkröpften Konsolen sowie durch bedeutende Freskenreste oberitalienischer Prägung aus. Mit ihr verzahnt ist eine rechteckige Torhalle, die innen mit hohen Sitznischen unter Dreipassblendbögen sowie einem Kreuzrippengewölbe ebenfalls sehr repräsentativ ausgestaltet ist. Ein stark zerstörtes Fresko könnte die Burg noch mit hölzernen Aufbauten darstellen. Außen deutet ein vermauerter gefaster Rechteckrahmen auf eine primäre Zugbrückenanlage, innen findet sich ein zweites spitzbogiges Portal mit erhaltenen Türangeln und Riegelkasten. Südl. schließt der schlanke Bergfried an, der bemerkenswerterweise hinter den Tor- bzw. Kapellenbau gerückt ist. Der quadratische Turm auf einer Seitenlänge von etwa 8,30 m ist im unteren Bereich mit Schutt verfüllt, der Holzaufsatz ist rezent. In den oberen Geschoßen belichten schmale Lichtscharten die engen Innenräume. Das frei liegende Mauerwerk an Kapellenbau und Bergfried zeigt kleinteiligen Bruchstein, dessen polygonale Blöcke durch massiven Zwickeleinsatz zu durchgehenden Kompartimenten von etwa 40 bis 50 cm Höhe abgeglichen werden. Diese typische Technik des frühen 14. Jhs. passt gut zu überlieferten hohen Bauausgaben um 1318. Im 14. und 15. Jh. erfolgten weitere Ausbauten, im 16. Jh. wurde der Palas durch Gewölbe und säulengestützte Holzdecken neu gestaltet, aus dem 16. und 17. Jh. datieren N- und S-Trakt. Bereits früh könnte um die Kernanlage ein Zwinger bestanden haben, der heute bis auf geringe Reste im N abgetragen ist. Bergseitig läuft sichelförmig ein bemerkenswert tiefer Graben um die Burg. An ihn schließt ein hoher Wall, der ebenfalls von einem Graben umgürtet wird. Talseitig wird dieser Wall wesentlich weiter unten fortgesetzt. Am westl. Ende hat sich ein zunächst hufeisenförmiger Wehrturm erhalten, dessen breite Scharten bzw. kleine Gewehröffnungen bereits dem 16. Jh. zuzuordnen sind. Er wurde nachträglich außen eingemottet, wobei die Scharten durch breite Gewölbe offen blieben. An der östl. Entsprechung blieb ein ähnlicher, allerdings geschlossener Rundturm erhalten, der den Anschluss zur Marktbefestigung schützte. Weitere 2 ehem. Türme sind als breite Wallbasteien zu lokalisieren. Von der Vorburg hat sich nur ein breites Plateau erhalten. Von der Marktbefestigung des 14./15.Jhs., die das Areal im SW integrierte, sind nur noch im NO und im SO geringe Reste erhalten. Sie bestand aus einer ehem. 8 m hohe Mauer, der ein 5 m tiefer Graben vorgelegt war. Der Zugang erfolgte über 3 Tore, die im N der Burg, an der O-Ecke und im SO neben der Kirche lagen. Die Mauern waren durch kleine Rundtürme verstärkt, die dem im W der Burg ähnelten.
Text P.S., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Schloss, Jugendherberge bzw. Veranstaltungszentrum, im Sommer täglich 13–15 Uhr kleines Burgmuseum geöffnet
Touristische Infrastruktur Im Ortszentrum, im Vorfeld der Burg sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Die sehenswerte, kürzlich restaurierte Burganlage beherbergt das ortsgeschichtliche Museum Ulmerfeld, die Waffensammlung Urschitz und eine Jugendherberge. Sie ist zusätzlich mit Infrastruktur für Ausstellungen, Konzerte, Tagungen, Trauungen oder andere Events ausgestattet. Öffnungszeiten: Ostern bis 26. Oktober: So, Fei 14–17 Uhr. Für Besichtigungen außerhalb dieser Zeiten und für Führungen ist tel. Anmeldung erforderlich.
Gasthäuser GH Ganglmayr in Ulmerfeld, GH Keusch in Ulmerfeld.
Literatur
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  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 146
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  • Karl Brunner, Am Ort der heißt "Bei Othmars Feld": Z´Udamares Felt. In: Ulmerfeld 995–1995 (hg. v. Festkomitee 1000 Jahre Ulmerfeld/Stadtgemeinde Amstetten), Amstetten 1995, 11–19
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 59 ff.
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  • Peter König, Bewahren und beleben. Baugeschichte und Restaurierung von Schloß und Kapelle. In: Ulmerfeld 995–1995 (hg. v. Festkomitee 1000 Jahre Ulmerfeld/Stadtgemeinde Amstetten), Amstetten 1995, 35–53
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  • Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 102 f.
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  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 10 f.
Luftbild von SW (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von SW (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Hofansicht mit Bergfried (2006) - © Patrick Schicht
Hofansicht mit Bergfried (2006)
© Patrick Schicht
Kapelle, Blick gegen O (2006) - © Gerhard Reichhalter
Kapelle, Blick gegen O (2006)
© Gerhard Reichhalter
Baualtersplan (2006) - © Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Patrick Schicht