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Hauptburgenname Ulrichskirchen
ID 1279
Objekt Schloss
Adresse A-2122 Ulrichskirchen, Schloss 1
KG Ulrichskirchen
OG/MG/SG Ulrichskirchen-Schleinbach
VB Mistelbach
BMN34 rechts 762074
BMN34 hoch 362355
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Nach Büttner sind frühzeitig die Klöster Göttweig und St. Pölten begütert. Um 1100 schenkt die Edelfreie "Wezala" dem Kloster Göttweig bedeutenden Besitz. "Sibolt de Vlricheschirchen" ist um 1113 als Zeuge genannt, bis E. d. 12. Jhs. sind mehrere Mitglieder der Ulrichskirchner urk. nachweisbar, die nach Weltin vermutlich zur ehem. vohburgischen Gefolgschaft gehört haben dürften. 1195 erhält Heinrich von Ulrichskirchen ein Grundstück, auf dem er eine neue Burg baut. Ulrichskirchen ist 1256 bereits im Besitz des Hermann v. Wolkersdorf, Mitglied einer Seitenlinie der Ulrichskirchener. Dem folgt schon 1292/95 der mit den Vorgenannten in verwandtschaftlicher Beziehung stehende Hermann v. Kronberg, welcher um 1324 die neue Burg errichten lässt. 1328 wird diese von den Böhmen erobert. Ab 1340 sind die Streun Besitzer der Hft., die sie jedoch nach finanziellen Problemen nach 1381 verloren. Nachfolger werden 1392 die Liechtenstein-Nikolsburg, 1399 die Dachsberger und im 15. Jh. vermutlich die Starhemberg. Die wohl gut befestigte Burg wurde 1460 von Truppen des Böhmenkönigs Georg v. Podiebrad vergeblich bestürmt. 1531 gehört die Hft. Christoph v. Zelking, ebenso rasch treten die weiteren Besitzer auf, 1566 Friedrich Ludwig v. Wallowitz sowie 1575 Weikhart Fürst. Unter den Fürst finden zwischen 1560/90 erste bauliche Erneuerungen statt. Das Schloss wird 1620 von mährischen Truppen niedergebrannt, Hans v. Kollonitsch, Gatte der Eva Fürst, leitete den Wiederaufbau ein, der mit einem "1626" datierten Portal dokumentiert ist. 1640 gelangt die Hft. an die Breuner, unter denen der Bau zwischen 1713/23 barockisiert wird. Bereits 1734 erfolgt der Verkauf an die Dietrichstein, denen 1810 die Bartenstein, danach die Gudenus und A. d. 20. Jhs. die Hardegg folgen. Heute ist das Schloss Eigentum der Fam. Bulgarini de Elci.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Schlossanlage liegt erhöht und entsprechend vom Siedlungsverband gelöst, knapp südöstl. des Ortskernes von Ulrichskirchen. Der breitgelagerte Bau nutzt das Ende einer von NW heranziehenden Geländezunge am orographisch rechten Ufer des Rußbaches, welche ca. 170 m nordwestl. auch die hochgelegene Pfarrkirche trägt. Der Vischer-Stich von 1672 zeigt ein relativ burghaftes, uneinheitliches "Festes Schloss", welches mit der gegenwärtigen Situation nur bedingt in Übereinstimmung zu bringen ist. Nach Dehio geht das heutige Erscheinungsbild des 3-flügeligen, 3-gesch. Schlosses auf Bautätigkeiten des 16. und 17. Jhs. zurück, doch erfolgten in der Zeit nach Vischer durchgreifende Erneuerungen, die den älteren Baubestand integrierten bzw. veränderten. Der gegen W ehrenhofartig geöffnete Bau bedient sich nur schlichten Fassadendekors, vorwiegend bestehend aus Ortsteindekor, Geschoßbänderungen und tlw. verdachten Fensterrahmungen. Die gegen die östl. situierte Gartenanlage gerichtete Außenfront wird durch eine pfeilergestützte Altane akzentuiert. Die Hofseite des O-Traktes besitzt im Erdgeschoß Pfeilerarkaden des 17. Jhs., die 2-gesch. Säulenarkaden des S-Traktes wurden sekundär vermauert. Ein im S-Trakt angelegtes Portal ist mit "1626" bezeichnet. Aus dem frühen 18. Jh. stammen die Portale am N-Trakt. Die barocke Schlosskapelle, den Hll. Florian und Jakob geweiht, liegt im NW-Trakt, ihre Ausstattung stammt aus dem 18. Jh. Der äußerlich wenig spektakuläre Bau integriert nach jüngeren Forschungen eine regelmäßige, kastellartige Burganlage des frühen 14. Jhs. Der verbreiterte W-Teil des S-Traktes ist der ehem. Wohnturm der Anlage, ein quadratischer Bau mit 18 m Seitenlänge, der erst seit der Neuzeit mit der hofseitigen Erweiterung des S-Traktes fluchtete. Ergänzt wurde die Anlage durch 3 durchschnittlich dimensionierte „Trabantentürme“, an der N- und S-Seite waren primär entsprechend tiefe Trakte eingespannt, wobei der S-Trakt knapp vor dem Wohnturm endete. Im NW-Turm lag an Stelle der heutigen bereits die urspr. Burgkapelle, die Toranlage des 14. Jhs. lag im Verlauf des abgebrochenen westl. Berings. Auf der Vischer-Ansicht, die einen nicht mehr existenten Ausbaustand mit noch dominierendem Wohnturm zeigt, ist eine offensichtlich schmale Zwingeranlage erkennbar, die mit kleinen, tatsächlich runden Eckausbauten verstärkt war und den Bau allseitig umschloss. In eindrucksvoller und wohl etwas überbetonender Weise zeigt Vischer darüber hinaus eine gewaltige, geschüttete Bastionäranlage mit 4 runden Eckverstärkungen. Beide Befestigungslinien sind noch heute in reduzierter Form erhalten. Mit Ausnahme einer Verebnung im Zuge des Zuganges an der W-Seite wird das Schloss von einer stark ausgebauten Grabenanlage umgeben, die z. T. durch Anschütten eines mächtigen Walles gebildet wurde. Die von Vischer gezeigten Rundbastionen sind lagemäßig rekonstruierbar, in dieser Form jedoch nicht mehr erhalten. Mit Ausnahme der W-Seite fällt das durch diese Befestigungen gebildete, heute als Parkareal genutzte Gelände mit deutlichen Böschungen zum Umland ab. Im W trennt eine in die nördl. "Schloßgasse" mündende Straßenführung ein 3-eckiges, erhöhtes Plateau ab, das heute parkartig gestaltet ist, mglw. aber auf eine vorwerkartige Situation zurückgehen kann. Genannte Straße, die ein südl. situiertes Meierhofareal erschließt, markiert u. U. den Bereich eines ehem. Abschnittgrabens. Die von einer Parkanlage umgebene Schlossanlage entzieht sich weitgehend den Blicken von außen, eine Innenbesichtigung des privat bewohnten Schlosses ist nicht möglich. Benachbart liegt die Pfarrkirche Hl. Ulrich, die ein deutlich erhöhtes, z. T. vom Pfarrhof und der Schule umbautes Plateau nördl. der "Schloßstraße" benutzt. Die Kirche geht nach Dehio auf einen ab E. d. 13. Jhs. errichteten Sakralbau zurück, von dem noch der Polygonalchor äußerlich in Erscheinung tritt. Das freigelegte Mauerwerk an der W-Seite belegte den sekundären Anbau der Seitenschiffe, wobei das Langhaus als Rest einer rom. Saalkirche vermutet wurde. 1669/70 erfolgte die Barockisierung des Langhauses. Bereits Neugebauer führt auf älteren Forschungen basierende Vermutungen bezüglich einer ehem. Vorgängeranlage des Schlosses im Bereich der Kirche an. Hinweise liefert mglw. die aus den historischen Nachrichten erschließbare Situation. Diesbezügliche, auch im Dehio geäußerte Vermutungen zu einer "Hausberganlage" könnten nur durch eingehende Untersuchungen bestätigt werden. Trotz der tlw. starken Bebauung des gesamten Areals ist der strukturelle und örtliche Zusammenhang der Gesamtsituation erkennbar, die mglw. auf entsprechende Vorgängeranlagen gründet.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Bewohnter Privatbesitz. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 116 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 390 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 111 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 200
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1191
  • Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66, 40 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 591
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 113
  • Markus Friedrich Jeitler, Ronald Woldron, Schloss Ulrichskirchen. Eine Bau- und Herrschaftsgeschichte. Ulrichskirchen 2003
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 58
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 60
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 98
Ulrichskirchen. Luftbild des Schlosses von S (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Ulrichskirchen. Luftbild des Schlosses von S (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška