Hauptburgenname
Wasen
ID
1286
weitere Burgennamen
Unternalb, Ratoldsdorf, Gupferter Berg, Der Gupferte
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Unternalb
OG/MG/SG
Retz
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
724490
BMN34 hoch
399490
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
300 m südl. von Unternalb in den östl. führenden, asphaltierten Güterweg einbiegen, nach 2 km, bei einem bewaldeten Grabeneinschnitt, 200 m nach N gehen (rechts vom Einschnitt halten).
Geschichte
Ab 1108 erscheinen Adelige, die sich "de Naliube" nennen und zur Gefolgschaft der Gf. v. Plain-Hardegg gehören. Frühe Nachrichten weisen auf urspr. Göttweiger Besitz. 1346 vergeben die Schaunberger das "halbe Haus da zu den Wasen". 1351 ist "die Vest zu dem Wasen", auf der "Johann der Span vom Wasen" sitzt, jedoch im Besitz der Gfn. v. Hardegg. 1386 belehnt Gf. Burghard II. "Chunrat den Span von Lymbach" mit der halben "Veste zu den Wasen". Die Siedlung verödet während des 14. Jhs., nach Resch bereits ab 1321. 1405 schenkt Gf. Johann III. v. Hardegg den "Hof zu den Wasen ... mit dem purkchstall daherneben und dem Viehof" dem Dominikanerkloster in Retz. Dies lässt einerseits auf die Verödung der Burg, andererseits auf eine kurzfristige wirtschaftliche Nachnutzung schließen, denn auch der Hof wird während der Hussiteneinfälle zerstört. Im Grundbuch erscheint später noch "Am Wasen" und "Im Purkstall".
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der heute allgemein als "Der Gupferte" oder "Gupferter Berg" bezeichnete Hausberg liegt 2,4 km ostsüdöstl. der Kirche von Unternalb, auf einem südl. – und somit am orographisch rechten Ufer – des nach O entwässernden Seebaches situierten Geländesporn. "Der Gupferte" ist auf der ÖK 50/Blatt 22 namentlich ausgewiesen sowie mit Böschungsschraffen dargestellt.
Der gegen NW laufende, aus dem völlig eben heranführenden Vorgelände hervortretende Geländesporn wird nördl. vom Einschnitt des Seebaches, im SW von einem natürlichen, sich zum Bach öffnenden Geländeeinschnitt in ausreichender Weise geschützt. Die kleine, noch gut erhaltene und markant in Erscheinung tretende Hausberganlage, die durch ihre Erhöhung eine entsprechende Fernsicht gegen N und W gestattet, ist geländebedingt etwa OSO-WNW orientiert. Zentrum ist das nach der Beschreibung Schwammenhöfers heute noch 6–8 m hohe, kegelstumpfförmige Kernwerk. Der Durchmesser des Plateaus ist mit ca. 15–16 m angegeben. Durch einen großen Grabungsschnitt ist das Zentrum des Plateaus derart zerstört, dass nur mehr der nun wallartig in Erscheinung tretende Rand die urspr. Höhe besitzt. Dabei wurde auch der östl. Rand des Kernwerks durchschnitten, mit dem Aushubmaterial wurde offensichtlich der darunterliegende Abschnitt des Grabens tlw. verschüttet. Dieses als Halsgraben angelegte Annäherungshindernis sichert, weit in die Flanken des Sporns ziehend, gegen das östl. anschließende Vorgelände, ein heute beackertes, völlig ebenes Plateau, das von den verbreiterten Flanken des Sporns begrenzt wird. Die in den Berichten erwähnten Befestigungsspuren dieses Bereiches sind heute nicht mehr vorhanden. Hier den ehem. Meierhofbereich bzw. den späteren "Hof am Wasen" zu rekonstruieren, erscheint durch die geeignete Lage berechtigt. Dem NW-Fuß des Kernwerks ist ein vorwerkartiges Plateau angeschlossen, etwas unterhalb erscheint die Stufe einer mglw. weiteren Außensicherung, die das hier nur wenig steil abfallende Gelände sicherte. Die steilere N-Seite des Sporns wird von einer 9–12 m breiten, sichtlich künstlichen Geländeterrasse begleitet.
Der Hausberg der kleinen Burganlage ist heute großteils nur von Gras bewachsen und gut überblickbar. Der gute Erhaltungszustand dieser typologisch einfachen, aber sehr charakteristisch ausgebildeten Anlage weckte offenbar bereits frühzeitig das Interesse der Forschung. So wurde 1872 eine "NÖ. Gupferte-Berg-Untersuchungs-Aktiengesellschaft" ins Leben gerufen, welche im Rahmen einer unsachgemäßen Untersuchung zahlreiche Kleinfunde zu Tage förderte. Eine sehr dichte Befundsituation lieferte 1889 eine fachgerechter durchgeführte Grabung. Neben div. Kulturschichten konnte eine 2–3 m mächtige, ringförmig angelegte "Steinpflasterung" festgestellt werden, die mit Holzbalken verstärkt mglw. zur Verfestigung des aufgeschütteten Hügels dienen sollte. Siedlungsspuren und hochmittelalterliche Keramik waren auch am östl. Vorgelände festzustellen. 1988 im Bereich des ehem. Meierhofes aufgelesener Keramikbruch datiert nach Papp in das 14. und 15. Jh.
Schad´n vermutet eine Beziehung des Sitzes zur Ortswüstung "Ratoldsdorf", die er zwischen Unternalb und dem Burgstall annimmt. Diese wird im 14. und 15. Jh. genannt, jedoch ohne dass sich Personen nach dem Ort nennen würden.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltene, gering zerstörte Hausberganlage. Frei zugänglich.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 338 f.
- Roman Zehetmayer, Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363. Mit einer Einleitung zur Struktur der Grafschaft Hardegg im 14. Jahrhundert. Fontes Rerum Austriacarum III/15, Wien–Köln–Weimar 2001, 71
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 V und VIII, R 354 a
- Erich Landsteiner, Stadtgemeinde Retz, Gemeinde Retzbach. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinde. Hollabrunn 1993, 836–843, 844–846, 837
- Helga Papp, Niederösterreichische Wasenanlagen. Unsere Heimat 62/4, Wien 1991, 291–330, 300 f.
- Rudolf Resch, Retzer Heimatbuch. Band 1. Reprint Retz 1984 (Orig. Retz 1936); Band 2 Retz 1951, 1/116 ff.
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 243 f.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 101
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 1438,10