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Hauptburgenname Weinzierl
ID 1325
Objekt Schloss
Adresse A-3250 Weinzierl, Schloss Weinzierl 1
KG Weinzierl
OG/MG/SG Wieselburg-Land
VB Scheibbs
BMN34 rechts 660125
BMN34 hoch 332758
UTM 33N rechts 509304.64
UTM 33N hoch 5330417.01
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von der Abfahrt der A 1 bei Ybbs ca. 5 km bis Wieselburg fahren, im Stadtkern Richtung Steinakirchen am Forst abzweigen und im Ortsteil Weinzierl der Beschilderung zum Josephinum folgen. RAD: Im Stadtkern von Wieselburg vom „Ötscherlandweg" auf die nach Steinakirchen am Forst führende Straße wechseln, die an der Zufahrt zum Schloss vorbeiführt und in die kurz danach der „Meridianweg" mündet.
Geschichte Ein Hof zu „Vvinzurilun" erscheint vor 1030 anlässlich einer Schenkung an das Kloster St. Emmeram in Regensburg. Verm. gelangt über die Lengenbacher urspr. Regensburger Besitz an die Schaunberger. Als deren Lehensmann erscheint 1363 Wulfing der Hager, der sich nach Weinzierl nennt. 1368 und 1376 ist die Fam. Prunner nachweisbar, bereits Lehensträger der Wallseer, die verm. bis um 1500 Weinzierl innehaben. 1534 ist Sebastian Rutzinger Eigentümer, vor 1558 erscheinen die Concin und vor 1586 Dr. Johann Linsmayer, unter dem die „Vesten Weinzierl" Erweiterungen erfährt. Im 17. Jh. ist die Fam. Payr zu nennen, im 18. Jh. treten die Gfn. Rogendorf und Souches, die Praun zu Rottenhaus und die Weber v. Fürnberg auf. 1796 verkaufen letztere an die k.k. Güterdirektion. K. Franz Joseph I. übergibt das Schloss der Stadt Wien. 1934 wird das Francisco-Josephinum hierher verlegt. Heute ist Schloss Weinzierl Eigentum der Republik Österreich, es beherbergt die Höhere Landwirtschaftliche Bundeslehranstalt Francisco-Josephinum.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss liegt rund 900 m westl. des Wieselburger Kirchenbergs am mäßig geneigten linken Talhang der Kleinen Erlauf. Das Ensemble besteht aus einem weitläufigen ummauerten Park mit dem zentralen Schloss sowie der abseits frei stehenden Schlosskapelle. Die ehem. sehr repräsentative Parkanlage ist heute durch die moderne dichte Verbauung der landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt stark beeinträchtigt. Der historische Schlossbau kann aufgrund des relativ regelmäßigen Grundrisses als einheitliche Neukonzeption nach 1578 bezeichnet werden, als der kaisl. Rat Johann Linsmayr ein prächtiges Renaissanceschloss errichten ließ. Die Anlage besteht aus 4 3-gesch. Flügeln um einen zentralen Arkadenhof. Die Ecken werden durch hohe Rundtürme geschützt, der zentrale Osteingang ist durch einen Turmrisalit betont, der bis 1890 – bei Vischer 1672 dargestellt – einen hohen Zwiebelhelm sowie eine Turmuhr besaß. Insgesamt folgte das Schloss einem regional bemerkenswert oft verbreiteten Typus des 16. Jhs. (Karlsbach, Vestenthal, Niederperwarth, Wolfpassing etc.), der noch der spätgot. Wehrhaftigkeit verpflichtet war, diese aber nur manieriert durch Ecktürme, Graben und Zugbrücke zitierte. Auch die Lage in einem sanften Hang, der eine bergseitige Überhöhung bzw. einen Abschnittsgraben bedingte, scheint typisch. Die Ausführung zog sich bis ins frühe 17. Jh. Aus dieser Zeit datieren die 3-flügeligen Pfeilerarkaden des Hofes sowie die Kreuzgratgewölbe und Stichkappentonnen der beiden Untergeschoße. Um 1741 kam es zu einer großen Barockisierung. Die Arkaden wurden geschlossen, der W-Trakt mit 3-läufigem Stiegenhaus erneuert, der O-Trakt mit einem Festsaal aufgewertet und mehrere Räume mit Spiegeldecken sowie Stuckreliefs ausgestattet. Sämtliche Fassaden erhielten eine aufwändige Gliederung. Im Zuge des Schuleinbaus wurden 1959 die Hofarkaden wieder geöffnet, der Hof komplett verbaut und im W ein gleich hoher Trakt direkt angestellt. Die frei stehende Schlosskapelle zur Hl. Muttergottes wurde um 1620 als frühbarocker Saalbau mit Chor und W-Turm mit gotisierenden Spitzbogenfenstern und Gratgewölben angelegt. Mglw. sollte damit ein höheres Alter vorgetäuscht werden. Hinter der Kapelle haben sich Reste ehem. Wirtschaftsgebäude sowie ein Rundturm der Parkumwehrung des frühen 17. Jhs. erhalten.
Text P.S.
Touristische Infrastruktur Große Parkplätze sind vor dem Schulgelände vorhanden. Schloss Weinzierl ist Schulbetrieb, nur der Park und die Schlosskapelle sind öffentlich zugänglich.
Gasthäuser Schlosstaverne in Weinzierl, GH Schopf in Weinzierl, GH Aigner-Ballonwirt in Bodensdorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 143 f.
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 380 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 135 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 206
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 373
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2691 ff.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 175
  • Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 298 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 126
Luftbild des Schlosses von NO (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild des Schlosses von NO (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Stich von G. M. Vischer (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Stich von G. M. Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer
Ansicht des Kernschlosses von O (2006) - © Patrick Schicht
Ansicht des Kernschlosses von O (2006)
© Patrick Schicht