Hauptburgenname
Weyerburg I
ID
1338
weitere Burgennamen
Weierburg
Objekt
Schloss
Adresse
A-2031 Weyerburg 26
KG
Weyerburg
OG/MG/SG
Hollabrunn
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
739231
BMN34 hoch
381164
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
"Wierberch" wird 1204 in einer Passauer Tradition erstmals urk. genannt. Ab 1210 nennt sich eine Adelsfamilie nach dem Ort ("de Wirberch"). Diese ist wohl ident mit den ab der 1. H. d. 12. Jhs. auftretenden Hrn. "de Predio" (v. Aigen), die urspr. der Klientel der Gfn. v. Cham-Vohburg angehören und später auch in Bergau ansässig sind. Das noch 1210 genannte Aigen (zu dieser Zeit erscheint ein "Ortolfus Penichil de Eigen") wird von Kusternig mit dem benachbarten Altenmarkt, von Weltin hingegen mit Weyerburg identifiziert. Die während des 13. Jhs. mehrfach genannten Weyerberger werden nach ihrem Leitnamen Hugo sowohl mit den Liechtensteinern in Beziehung gebracht, als auch "stammesverwandt" mit den Rauheneckern gesehen. So war Hugo Turs v. Weyerburg der – nach Weltin wohl vor 1246 verstorbene – Vater des gleichnamigen Sohnes, der sich nach Lichtenfels, einem Waldviertler Stützpunkt der Rauhenecker ab dem 13. Jh., nannte. 1317 erwerben die Hrn. v. Puchheim Besitzanteile von den Tursen, 1319 auch von den zwischenzeitlich begüterten Stuchsen v. Trautmannsdorf. 1319 ist die Burg als "haus zu Weirberch … da zu dem Aigen" genannt, 1342 ist ein Burggraf nachweisbar. Die Erhebung des Ortes zum Markt erfolgt mglw. bereits unter den Tursen bzw. unter den Puchheimern. Im 14. Jh. wird eine neue Kirche errichtet, die 1377 pfarrliche Rechte besitzt. 1411 ist ein Sechstel der Hft. landesfürstlich geworden, kurze Zeit später, 1419, verkaufen die Puchheimer die Hft. an die Rapper v. Rosenharts. Nachdem die Burg bereits 1336 durch Kg. Johann v. Böhmen erobert wurde, kommt es 1458 zu einer neuerlichen Eroberung durch Georg v. Podiebrad, wobei vermutlich auch der Markt verwüstet wird. Langfristig löst dies den wirtschaftlichen Niedergang aus, das "alte Dorf", vermutlich die Vorgängersiedlung von Weyerburg, ist 1550 als verödet beschrieben. Die verschuldete Hft. kommt 1546 im Erbweg an die Lamberg, 1568 folgen die Eitzinger, 1586 die Leisser und 1610–1688 die Frhn. v. Teufel. Der rasche Besitzerwechsel setzt sich danach mit Johann Constantin v. Khautten und ab 1692 mit Johann Baptist v. Hochburg bis zum Erwerb durch die Rgfn. Schönborn-Buchheim 1714 fort. Heute ist das Schloss im Eigentum von DI Friedrich Karl Schönborn-Buchheim.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Die markante, weithin sichtbare Schlossanlage ist auf einem Ausläufer des südöstl. "Hochberges" (Kote 338), in erhöhter, abgesetzter Lage im SW des Dorfes Weyerburg errichtet.
Die Topographie, eine nordwestl. sich spornartig aus dem allmählich überhöhenden Hinterland lösende Terrasse, bot offensichtlich ausgezeichnete Voraussetzungen für den hochmittelalterlichen Sitz und in der Folge ausreichende Entfaltungsmöglichkeiten für den breitgelagerten Schlossbau der Neuzeit. Eine Übersicht über Ausdehnung und Struktur des Schlosses bietet der Baualtersplan von A. Klaar. Die entsprechend der Topographie SO-NW orientierte Anlage besteht aus dem Kernschloss im SO und einer im NW vorgelagerten Vorburg. Das Kernschloss ist ein nahezu quadratischer, 2-gesch. 4-Flügelbau über einer Grundfläche von ca. 33 x 31 m. Die regelmäßig angelegten Trakte bilden einen ca. 18 x 15 m großen Hof, Teile des NO-Traktes öffnen sich zu diesem mit Pfeilerarkaden. Eine im Zentrum des NW-Traktes angelegte Einfahrt vermittelt zwischen äußerem und innerem Hof. Die randständigen Trakte des äußeren Hofes umschließen eine durchschnittlich 36 x 27 m große Hoffläche, womit der etwas von der Regelmäßigkeit des Kernschlosses sich entfernende Vorburgnereich ein gegenüber diesem verbreitertes Areal bebaut. NW- und SW-Trakt sind 1-gesch., der NO-Trakt mit der zentral angelegten, stark vortretenden Toranlage ist 2-gesch. In der Tradition der "Festen Schlösser" ist die N- und W-Ecke der Vorburg mit kleinen Rundtürmen verstärkt, denen die filigranen, mit Zwiebelhauben gedeckten Erkertürmchen an den freiliegenden Ecken des Kernschlosses entsprechen. Nach Dehio basiert der überkommene Bau vorwiegend auf Bautätigkeiten des 16. und 17. Jhs., ein hochmittelalterlicher Baukern wird vermutet, doch lässt die zumeist regelmäßige Gliederung des Kernschlosses mit einheitlich ca. 1,20 m starken Außenmauern dies bezweifeln. Ausschließlich an der NO-Seite zeigt Klaar etwas abweichende Baulinien, die mglw. vom mittelalterlichen Vorgängerbau stammen. Entsprechende Datierungen schlägt Klaar auch für den Bering und Teile des NO-Traktes der Vorburg vor, wobei er hier von einem "Umbau auf mittelalterlicher Grundlage" spricht. An der südwestl. Feldseite der Vorburg sind qualitätsvoll ausgebildete Senkscharten zu beobachten, die in das späte 15./frühe 16. Jh. zu stellen wären und daher die Integration spätmittelalterlich/frühneuzeitlicher Bauteile nachweisen würden. Die durchwegs sehr schlichte Fassadengestaltung bedient sich nur Kordongesimsen, einer tlw. Ortsteinquaderung und profiliert verdachten, nicht regelmäßig angeordneten Fensterachsen. Die kleinen Erkertürme am Kernschloss setzen hier durchaus willkommene Akzente. Die Innenräume zeigen die barocke Adaptierung des 18. Jhs.
Die steilen Böschungen gaben im NW, SO und SW ausreichend natürlichen Schutz, nördl. und nordöstl. wurde ein tiefer Graben angelegt, der im Zuge der nordöstl. Zufahrt eine Brücke erforderte, deren Vorgänger, wie an entsprechenden Einrichtungen an der rustizierten Toranlage am NO-Trakt erkennbar ist, als Zugbrücke ausgebildet war. Eine ehem., mit der verbreiterten Vorburg fluchtende Zwingeranlage umgab zusätzlich das Kernschloss. Die Anlage liegt innerhalb ausgedehnter, mauerumgebener Gartenanlagen. Ein Wirtschaftsgebäude des 17. Jhs. ist siedlungsseitig vorgelagert, ein mächtiger Schüttkasten des 16./17. Jhs. liegt am SW-Fuß des Burghügels.
Für Interessierte ist anzumerken, dass die noch heute dominant in der Landschaft situierte Schlossanlage zwar entsprechende Blicke aus der Ferne bietet, durch die weitläufige Ummauerung und durch Zutrittsverbote jedoch keinerlei weitere Besichtigungen möglich sind.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegte, bewohnte Schlossanlage. Nicht zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 112
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 221 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 208
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1284 ff.
- Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 132 ff.
- Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 379 f.
- Walter Johann Fittner, Geschichte der Herrschaft und der ehemaligen Pfarre Weyerburg. In: Bernhard Pfeifer, Heimatbüchlein Weyerburg. Sonnberg o. J., 65–76
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII und VIII, W 137
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 115
- Erwin Kupfer, Landeswerdung und Ministerialensiedlung im westlichen Waldviertel (unter besonderer Berücksichtigung des Großraums Groß Gerungs). In: Josef Prinz (Hg.), Stadtgemeinde Groß Gerungs. Kultur und Lebensraum im Wandel der Zeit, Groß Gerungs 1999, 22–57, 44, Anm. 149
- Andreas Kusternig, Max Weltin, Stadtgemeinde Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 711–756, 750 ff.
- Karl Lechner, Herrschaft und Markt Weierburg. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 32, Wien 1955–56, 94–125
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 70, 84
- Friedrich Karl Schönborn-Buchheim, Das Schloß Weyerburg. In: Bernhard Pfeifer, Heimatbüchlein Weyerburg. Sonnberg o. J., 42–52
- Anna Maria Sigmund, Die Tursen in Weyerburg. In: Bernhard Pfeifer, Heimatbüchlein Weyerburg. Sonnberg o. J., 60–64
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 90