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Hauptburgenname Wilfersdorf II
ID 1348
weitere Burgennamen Liechtenstein
Objekt Schloss
Adresse A-2193 Wilfersdorf, Hauptstraße 1
KG Wilfersdorf
OG/MG/SG Wilfersdorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 773144
BMN34 hoch 383064
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Wilfersdorf ist im Verlauf der B 7 aus Richtung Wien bzw. über die B 40 über Mistelbach erreichbar. Das Schloss liegt an der Hauptstraße im südl. Ortsbereich. RAD: Bei Mistelbach kann vom "Weinviertelweg", bei Prinzendorf vom "Steinbergweg" über lokale Radwege nach Wilfersdorf abgezweigt werden.
Geschichte Wilfersdorf ist in seiner frühen Geschichte mit den Edelfreien v. Asparn in Verbindung zu bringen. Um 1130 erhalten Chunigunt v. Asparn und ihr Sohn Besitz in "Wulvlinestorf". 1156/77 bzw. in der 2. H. d. 12. Jhs. erscheinen Personen, die sich nach dem Ort nennen und zur Gefolgschaft der Hrn. v. Asparn gehören. Später dürften nach Weltin die "Älteren Mistelbacher" mit Wilfersdorf in Verbindung gestanden sein, da deren Erbe, Hadmar II., seiner Tochter Gisela die Maut vermachte. Während Weltin Hft. und Burg in der Hand der "jüngeren Mistelbachern" aus der Himberger Sippe sieht, sprechen andere Quellenbelege für einen Fortbestand des kuenringischen Besitzstandes: Leutold v. Kuenring übergibt die "Feste" Wilfersdorf seiner Tochter Anna als Heimsteuer, dadurch gelangt sie an Heidenreich v. Maissau, was 1349 durch Hzg. Albrecht I. bestätigt wird. Durch Otto v. Maissau kommt die landesfürstliche Burg 1436 an die Liechtenstein, die 1545/57 auch einen örtlichen Freihof erwerben. Zwischen 1604 und 1686 bewohnen sie das Schloss, das 1619 verwüstet wird. Noch 1661 wird die Befestigung verstärkt. Heute ist das Schloss im Eigentum der Fürst Liechtenstein-Stiftung.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss, auf der ÖK 50/Blatt 25 als "Schloss Liechtenstein" ausgewiesen, liegt im S des Ortskernes von Wilfersdorf, im Verlauf der "Hauptstraße", der alten Ortsdurchfahrt. Die ausgedehnte Anlage liegt hier innerhalb einer kleinen Grünzone, die wohl den Rest einer ehem., auch größeren Parkanlage bildet. Vorgänger- bzw. Kernbau des heutigen Schlosses ist jene Anlage, die von Vischer 1672 dargestellt wurde und die bereits durch einen repräsentativeren, turmgekrönten W-Trakt gekennzeichnet war. Eine mächtige Bastionärbefestigung mit 4 Eckbastionen und ein wasserführender Graben umgaben die Anlage. Nach Dehio löste diese Anlage eine spätmittelalterliche Wasserburg ab. Das heutige Erscheinungsbild resultiert aus dem Barockumbau unter Anton Florian v. Liechtenstein 1713/21, doch wurden 1802 die einen kleinen Hof umgebenden N-, O- und S-Trakte wegen Baufälligkeit abgetragen. Der verbliebene W-Trakt ist folglich nur der Torso des urspr. Schlosses. Der 2-gesch., walmdachgedeckte Bau ist über eine 2-flügelige, balustradengesicherte Auffahrtsrampe zu erreichen. Der nüchtern-strenge Barockdekor der zum Zugang gewandten W-Fassade wird durch einen 3-achsigen Mittelrisalit unterbrochen, in dessen Zentrum das rechteckige, "1608" datierte Tor liegt, ein Hinweis auf die Verwendung älterer Bauteile. Der geschwungene Sprenggiebel ist mit einer Uhr und dem figurengeschmückten Wappen der Liechtenstein versehen. Die durch Pilastergliederung starke Vertikalgliederung des Zentrums wird u. a. durch einen oberhalb des Tores vorkragenden Balkon mit Schmiedeeisengeländer gemildert. Das Innere ist heute stark erneuert und zeitgemäßen Bedürfnissen angepasst. Westl. des Wohnschlosses erstreckt sich eine N-S orientierte, von 1-gesch. Wirtschafts- und Remisentrakten umgebene, ehrenhofartige Situation. Die beiden, durch eine offene Toreinfahrt im W verbundenen, jeweils 2-flügeligen Objekte im N und S wurden ebenfalls durch Abtragen das Schloss einbindender Flügel baulich reduziert. Die beiden, risalitartig vortretenden, betonenden Eckbauten benutzen die entsprechenden, wohl höhenreduzierten Eckbastionen der in Teilen erhaltenen Bastionärbefestigung des 17. Jhs. Die östl. Teile dieser Befestigung sind heute nur noch anhand der Erdsubstruktionen erkennbar. Sie bildete jedoch urspr. eine geometrisch angelegte und urspr. wohl auch funktionell geplante Befestigungsanlage, die mit spitzwinkelig angelegten Eckbastionen den Regeln zeitgemäßer Wehrarchitektur zu folgen versuchte. Der ehem. relativ breite Wassergraben ist heute trocken, jedoch in wesentlichen Teilen erhalten bzw. erkennbar. Eine der Achse des Schlosses folgende Steinbrücke übersetzt von der Hauptstraße den Graben und erschließt den Ehrenhof der Anlage. Eine Übersicht über die Anlage bietet der Plan von Kreutzbruck, der im Wesentlichen die heutige Situation darstellt; den Bauzustand um 1800, vor dem Abbruch, vermittelt ein im Schlossmuseum ausgestelltes Modell.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte Schlossanlage. Im Rahmen von Veranstaltungen geöffnet. Heimatmuseum.
Touristische Infrastruktur Parkplätze an der Hauptstraße, vor dem Schlosseingang. Das gepflegte und bewohnte Schloss ist Sitz der Gutsverwaltung der Fürst Liechtenstein-Stiftung. Neben einer Hofkellerei sind in Nebentrakten das Heimatmuseum und eine Sonderschau zur Geschichte des Hauses Liechtenstein eingerichtet. Weiters finden Sonderausstellungen, Präsentationen und andere kulturelle Veranstaltungen statt (im Jahr 2000 wurde z. B. die Sonderausstellung "Grenzenlos – Die Liechtensteinregion zwischen Thaya, March und Zaya" gezeigt). Öffnungszeiten des Heimatmuseums: Ostern–1. November: Di–So 10–16 Uhr. Für Gruppen darüber hinaus nach vorheriger Anmeldung bei der Museumsleitung. Der historische Festsaal des Schlosses ist z. B. für Ausstellungen, Präsentationen, Konzerte, Seminare, private Feiern und Hochzeiten zu mieten. Nähere Informationen dazu am Gemeindeamt Wilfersdorf. Im Keller des Schlosses befindet sich der, während der Saison geöffnete "Schlossheurige".
Gasthäuser Restaurant "Zum Kirchenwirt" in Wilfersdorf, GH Neunläuf in Wilfersdorf, Café-Restaurant "Radlertreff" in Wilfersdorf, Schlossheuriger.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 129
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 402 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 153 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 210
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1290 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 621
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 115
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 71
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 62b
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 353 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 96
Wilfersdorf II. Vischer-Stich der Anlage von 1672. - © Georg Matthäus Vischer
Wilfersdorf II. Vischer-Stich der Anlage von 1672.
© Georg Matthäus Vischer
Wilfersdorf II. Luftbild der Schlossanlage von W mit tlw. noch erkennbarer Bastionärbefestigung (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Wilfersdorf II. Luftbild der Schlossanlage von W mit tlw. noch erkennbarer Bastionärbefestigung (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška