Hauptburgenname
Haghof
ID
1364
weitere Burgennamen
Hardeggerhof, Pichlhof, Wolfpassing
Objekt
Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse
A-3464 Wolfpassing 25
KG
Seitzersdorf-Wolfpassing
OG/MG/SG
Hausleiten
VB
Korneuburg
BMN34 rechts
732290
BMN34 hoch
363278
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
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Geschichte
Der Ort gelangt im 12. Jh. an den Landesfürsten und wird in der Folge Teil der Besitzungen der Mödlinger Linie der Babenberger. Bei den bis in das 14. Jh. folgenden Nennungen von Wolfpassinger Gütern bzw. Genannten kann bislang kaum zwischen den gleichnamigen Orten an der Hochleithen und am Wagram unterschieden werden. Dies gilt auch für die zwischen 1177 und 1194 erscheinenden Otto, Adilolt und Pernhart "de Wolfpezzingin". Auch Leutwin v. Grafenwerd nennt sich zwischen 1279 und 1299 nach Wolfpassing. 1298 erwirbt Kalhoch v. Ebersdorf das Kammeramt und damit Wolfpassing als landesfürstliche Lehen. Vor 1333 ist der Sitz vom Landesfürsten an Konrad v. Sierndorf verliehen, in diesem Jahr gelangt er an die Pfarre Hausleiten als Zehenthof. 1378 erscheint ein Hans Parschenprunner von "Wolfpazzing". 1448 gelangt der Hof abermals von den Maissauern an die Pfarre Hausleiten. Seifried vom Pichlhof, Sohn Konrads v. Sierndorf, erscheint anlässlich einer Stiftung. Der "Pichlhof" ist vermutlich ident mit dem späteren "Haghof". 1572 gelangt dieser an die Gfn. v. Hardegg, die in der Folge mit dem schlossartigen Ausbau beginnen. Über die weitere Besitzgeschichte finden sich keine Angaben.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der ehem. Ansitz liegt 1,1 km nördl. der Pfarrkirche von Hausleiten am südl. Ortsrand des ehem. Dorfes Wolfpassing, heute ein Ortsteil der KG Seitzersdorf-Wolfpassing. Das unmittelbar östl. der Straße Seitzersdorf – Hausleiten auf einer Terrasse oberhalb des Stranzendorfer Baches situierte, von zahlreichen Wirtschaftsgebäuden bestimmte, ehem. Sitzareal ist auf der ÖK 50/Blatt 40 gut erkennbar.
Der "Haghof", früher "Pichlhof", bildet einen großflächigen, von zahlreichen Wirtschaftsbauten dominierten Komplex, in dessen Zentrum isoliert der ehem. Ansitz liegt. Dieser ist ein kastenförmiger, 2-gesch., unterkellerter Bau mit 9:3 Fensterachsen, der mit einem hohen Mansarddach geschlossen ist. Das heutige Erscheinungsbild geht noch tlw. auf den Ausbau durch Heinrich II. Gf. v. Hardegg ab 1572 zurück, als sich hier eine Nebenlinie der Gfn. v. Hardegg etablierte. Der jüngere Name "Hardeggerhof" ist damit erklärt. Der Fassadenschmuck beschränkt sich auf den Ortsteindekor der Gebäudekanten und auf die konsolgestützten Sohlbänke und Verdachungen der Fenster. Mglw. nach einem Brand von 1725, vorwiegend jedoch zu Beginn des 19. Jhs. kam es zu Veränderungen. Damals wurde der Bau für einen großen Wirtschaftsbetrieb adaptiert und reduzierend umgebaut. Am Portal erscheint die wohl eine weitere Umbauphase markierende Jahreszahl "1682". Die Innengliederung dürfte mit den Gewölbekonstruktionen des Erdgeschoßes wohl auf die Erbauungszeit zurückgehen.
Nach außen tritt der Hof mit ausgedehnten Umfassungsmauern in Erscheinung, in deren Verlauf zahlreiche Bauten wirtschaftlicher Nutzung angeordnet sind. Die Mehrzahl dieser Bebauung stammt aus dem 18./19. Jh., ein im N integrierter Torbau nennt die Jahreszahl "1681". Örtlich sind Reste von Sgraffito-Ortsteindekor zu beobachten. Im Verlauf der nördl. Umfassungsmauer ist die ehem. Kapelle des Ansitzes eingebunden, die nach Dehio als "spätgotisch" sowie als Bau um 1580 eingeordnet wird. Der offensichtlich reine Ziegelbau mit Polygonalchor, Strebepfeilern und entsprechenden Fensterlösungen wurde wohl im Zuge des Ausbaues des Sitzes im späten 16. Jh. als gotisierender Bau errichtet. 1582 als protestantische Kirche genannt, erfolgte 1628 die Katholisierung. Zwischen 1608 und 1684 fungiert der Bau als Grablege der Hardegg. E. d. 17. Jhs. erfolgte der Umbau der Kapelle zum Schüttkasten und die Erweiterung gegen W. Die gotisierenden Detailformen im Inneren, wie Kreuzgrat- und Kreuzrippengewölbe datieren vermutlich in die Zeit um 1580.
Die gesamte Anlage ist noch heute von wirtschaftlich-industrieller Nutzung bestimmt, ein Umstand, der sichtlich in jüngerer Zeit zu entsprechenden, leider auch entstellenden Umbauten und Adaptierungen führte. Eine nähere Besichtigung der Anlage ist nicht möglich.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privat bewohnt und bewirtschaftet. Nicht zugänglich.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 194 f.
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 21 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 210
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1078 f.
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 116
- Karl Keck, Orte des Gerichtsbezirkes Stockerau. In: Karl Keck (Red.): Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirke Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 377–532, 464 ff., 517 ff.
- Karl Keck, Die Grafen zu Hardegg, Glatz und im Machlande als Bauherren und Mäzene. Unsere Heimat 60/4, Wien 1989, 249–257
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 269 f., 360 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 99