Hauptburgenname
Wolfpassing
ID
1366
Objekt
Schloss
Adresse
A-3261 Wolfpassing 1
KG
Wolfpassing
OG/MG/SG
Wolfpassing
VB
Scheibbs
BMN34 rechts
655568
BMN34 hoch
327325
UTM 33N rechts
504844.7
UTM 33N hoch
5324908.69
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Die Westautobahn bei Ybbs verlassen und zunächst südl. bis Wieselburg fahren, hier Richtung Steinakirchen am Forst abzweigen, wo man nach 10 km Wolfpassing erreicht. Das Schloss liegt weithin sichtbar rechts der Straße. RAD: Der „Meridianweg" (Wieselburg–Gresten) führt unmittelbar durch Wolfpassing.
Geschichte
1260 ist ein von den Bfn. v. Regensburg lehenbarer Hof in „Wolfpazingen“ in ldfl. Hand. Wolfpassing ist später Sitz der aus Oberösterreich stammenden Wolfsteiner, die ab 1274 anlässlich lokaler Rechtsgeschäfte in Urkunden begegnen. Aber erst Ottacher Wolfstein, der 1353 eine Stiftung an die Kirche zu Steinakirchen bezeugt, dürfte auf Wolfpassing sitzen. 1391 ist sein Sohn Gilig gesichert als Besitzer von Wolfpassing belegt. Dass dieses 1306 von den Ministerialen v. Ebersdorf an die Polheimer gekommen sein könnte (Büttner), muss mglw. revidiert werden. 1480 gelangt Wolfpassing durch eine Erbtochter der Wolfsteiner an die Auersperg, denen 1609 die Hofkirchen und 1635 die Abensperg u. Traun folgen. Durch eine Abensperg-Traun fällt der Besitz an die Frhn. v. Geymann. 1723 kauft Leopold Karl Gf. Zinzendorf das Schloss, von dessen Fam. es später wieder an die Auersperg kommt. 1834 erwirbt K. Franz I. den Besitz für die k.k. Familiengüterdirektion. Nach temporärer Nutzung durch das Verteidigungsministerium kommt Wolfpassing 1918 an das Landwirtschaftsministerium, das bis 1924 hier das geflüchtete Lipizzanergestüt unterbringt. Heute ist im Schloss das Lebensmitteltechnologische Zentrum (LMTZ) Francisco-Josephinum untergebracht.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Dorf Wolfpassing liegt auf einer flachen Geländezunge, die im S von der Kleinen Erlauf, im N vom Hummelbach umspült wird. Das Schloss, Wolfpassing Nr. 1, liegt etwas abgesetzt im O der Siedlung. Die große 4-gesch. Anlage besteht aus dem Kernbau um einen zentralen Arkadenhof und einem vorgelagerten Wirtschaftsbereich, trotz der mäßigen Höhenlage über dem breiten Talboden der Kleinen Erlauf ist sie von weitem sichtbar und bietet einen repräsentativen Anblick. Geländestufen belegen, dass das Areal einst von Gräben und Wällen umgeben war. Aufgrund des einheitlichen Rechteckgrundrisses lässt sich vermuten, dass die heutige Schlosskonzeption ohne ältere Baureste erst im ausgehenden 16. Jh. entstand. Der Bau zog sich offenbar bis weit ins 17. Jh. hinein, wenngleich kaum planliche Änderungen zu erfassen sind. Die 4 Schlossecken werden durch schlanke Rundtürme dominiert, von denen die 2 östl. aus der Frühzeit stammen, während die 2 westl. um 1690/1700 datieren. Die W-Front war zunächst nur durch einen zentralen Tor- bzw. Stiegenturm gegliedert, den Vischer 1672 noch mit Uhrwerk und hohem Zwiebelhelm darstellt. Die östl. Rundtürme zeigt Vischer mit auf Rundbogen vorkragenden Wehrgeschoßen und die Schlosstrakte mit Schlüssellochscharten. Auch der Schlosspark war von einer hohen Mauer mit Scharten eingefasst. Aus dem 16. Jh. haben sich ebenerdig weite Kreuzgratgewölbe mit angeputzten Graten sowie ein Einstützenraum mit Rundpfeiler erhalten. Der große rechteckige Wirtschaftshof aus dem frühen 17. Jh. umschließt noch heute die Eingangsfront ehrenhofartig. Sein zentraler turmartiger Risalit mit Sonnenuhr ist bereits bei Vischer dargestellt. 1690/1700 entstand die heutige Fassadengliederung des Schlosses mit den 4 Ecktürmen, den regelmäßigen großen Rechteckfenstern und den durchlaufenden Kordonbändern. Jegliche Hinweise auf die einstige Wehrhaftigkeit verschwanden. Im Hof wurden umlaufende Arkaden angelegt, deren korbbogige Pfeilerfolgen man durch vorgeblendete Bänder- und Lisenenraster gegliederte. Im 18. Jh. wurden über der Einfahrt die überaus reich stuckierte Kapelle angelegt und zahlreiche Räume ausgestattet. Um 1884 wurde der dominante Uhrturm bis auf einen Dachreiter abgetragen. In den 80er Jahren d. 20. Jhs. wurde das Schloss für die damalige Bundesanstalt für Milchwirtschaft adaptiert und der Hof durch ein Glasdach überdeckt.
Text
P.S.
Touristische Infrastruktur
Parkplätze im Ort vorhanden, Öffnung nur während der Amtsstunden.
Gasthäuser
GH Stein in Wolfpassing, GH Buchna in Wolfpassing, Schlosscafe.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 143
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 385 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 140 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 211
- Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 389
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2722 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 435
- Paul Jax, Historisches und Kunstgeschichtliches über das Schloß Wolfpassing. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1965/9, 47–48; 1965/10, 54–58
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 303 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 130