Hauptburgenname
Wolfring II
ID
1368
weitere Burgennamen
Soldatenstadl
Objekt
fraglicher Sitz
Adresse
A-3253 Wolfring 5
KG
Erlauf
OG/MG/SG
Erlauf
VB
Melk
BMN34 rechts
663145
BMN34 hoch
338934
UTM 33N rechts
512215.66
UTM 33N hoch
5336641.33
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Die Siedlung ist ab 1230 urk. nachweisbar. 1324 erscheint ein „Hermannus de Wolfring“ im Passauer Urbar, der aber keinem der bekannten Sitze (s. auch Wolfring I) gesichert zugeordnet werden kann. Darüber hinaus liegen keine urk. Nachrichten zu einem Ansitz vor.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Wolfring liegt rund 1,4 km westl. von Erlauf am linken Rand des breiten Talbeckens des gleichnamigen Flusses. Im Zentrum der Siedlung, beim Hof Wolfring Nr. 5 (nach älteren Angaben Nr. 15) liegt der von der Bevölkerung als "Soldatenstadl" bezeichnete Altbau. Der Vierseithof liegt auf einer niedrigen Abtreppung des Talhangs, der Altbau, den ältere Forscher als "Wehrturm" vermuten, ist teilw. in den östl. gegenüberliegenden Stadl integriert. Der turmartige Bau erhebt sich über einer verzogen rechteckigen Fläche von ca. 9,10 x 6,50 m, er umfasst 2 Geschoze und ist rund 7 m hoch. Altbau und Stadl tragen ein gemeinsames Satteldach, der nördl. Giebel ist nicht gemauert, sondern besteht aus einer Bretterwand. Der über eine rezente Tür von W erschlossene Bau weist im Erdgeschoz nur kleine konische Schartenöffnungen auf, im Obergeschoz ebenfalls sehr kleine Fensterluken. Beide Geschoze werden von einer hölzernen, mglw. noch mittelalterlichen Decke getrennt, über das Obergeschoz ist jedoch ein mit 2 Stichkappen strukturiertes Tonnengewölbe gespannt. Das Obergeschoz war urspr. von einem zentral an der W-Seite angelegten Hocheinstieg zugänglich. Das mittelschlüssige Spitzbogenportal war mittels Balkenschub zu versperren und besitzt noch einen eisenbeschlagenen Türflügel. Das Gewände sitzt primär im Mauerwerk, einige Indizien, wie die unterschiedlichen Abläufe am Gewände oder die Verwendung einer profilierten Spolie als Schwelle, lassen jedoch eine sekundäre Verwendung vermuten. Das an den gesamten Auzenflächen sichtbare lagerhafte Bruchsteinmauerwerk datiert einwandfrei in das späte Mittelalter, wobei m. V. noch das 14. Jh. einzubeziehen ist, eine Datierung vor 1500 jedoch gesichert erscheint. Das aus Ziegel gemauerte Gewölbe dürfte eine Brandschutzmaznahme der frühen Neuzeit sein. In der O-Mauer des Erdgeschozes soll auch der Einstieg zu einem unterirdischen Fluchtgang liegen, durch die Lagernutzung des Raums waren jedoch keine entsprechenden Befunde zu beobachten. Die Deutung als "Wehrturm" ist, da auch keinerlei urk. Quellen einen Sitz belegen, aus heutiger Sicht wohl zu hinterfragen. Mit einiger Berechtigung dürfte es sich bei dem Bau um einen wehrhaften Speicher, mglw. Teil ehem. herrschaftlicher Strukturen, handeln. Ob Beziehungen zur vermuteten "Hausberganlage" (Wolfring I, s. d.) östl. der Siedlung bestanden, bleibt jedoch offen.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltener mittelalterlicher Bau, Privatbesitz.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 93 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 10 ff.
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1815 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 157
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 439
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)