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Hauptburgenname Passauer Kasten
ID 1383
weitere Burgennamen Passauer Hof
Objekt Burg, stark umgebaut
Adresse A-3370 Ybbs an der Donau, Kirchenplatz 4
KG Ybbs
OG/MG/SG Ybbs an der Donau
VB Melk
BMN34 rechts 657315
BMN34 hoch 338443
UTM 33N rechts 506397.98
UTM 33N hoch 5336049.59
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Nach Verlassen der Westautobahn der Beschilderung ins Stadtzentrum von Ybbs folgen. Der "Passauer Kasten" liegt neben der Pfarrkirche an der Donaulände. RAD: Das Stadtzentrum ist im Zug des hier beginnenden "Ötscherland-" oder "Ybbstalweges" zu erreichen.
Geschichte Die Errichtung des "Passauer Kastens" darf wohl in Zusammenhang mit dem städtischen Ausbau der Siedlung unter den Babenbergern ab dem frühen 13. Jh. gesehen werden. Bauherr war das Bistum Passau, das hier einen seiner zahlreichen Stützpunkte an der Donau besaß. Nachdem der Sitz bereits im 13./14. Jh. seine Bedeutung eingebüßt hatte, wurde der Bau nur noch als Speicher ("Kasten") verwendet. 1822 gelangt er an den Kameralfonds und 1825 in Privatbesitz.
Text G.R., P.S.
Lage/Baubeschreibung Als wichtigstes erhaltenes Profangebäude der Stadt gilt der Passauer Hof, Kirchenplatz Nr. 4, der Verwaltungssitz des Passauer Bistums in Ybbs. Direkt neben der Pfarrkirche steht auf einem erhöhten Granitfelsen über der Donau der einheitliche Hauptbau von etwa 10 x 25 m. Er zeigt noch heute zum Fluss eine homogene 2-gesch. Schaufassade. Im Zentrum zeichnet sich im Obergeschoß ein repräsentativer Saal ab, der durch eine ehem. Freitreppe bzw. eine erhaltene, mit Rundstab profilierte Rundbogentür zu betreten war. Seitlich liegen 2 primäre gekuppelte Spitzbogenfenster, deren zierliche Mittelsäulchen mit ausladenden Kelchknospenkapitellen tief profilierte Spitzbögen tragen. Weitere Fenster sind durch spätere Umbauten nicht erhalten. Von ihnen könnten spolierte frühgot. Säulchen am Portal der benachbarten Kirche stammen. Ebenerdig zeigen sich in regelmäßiger Folge kleine, weitgehend rekonstruierte Rundbogenfenster, die ein wohl untergeordnetes Erdgeschoß belichteten. Ein jedenfalls rezentes Rundbogenportal ist bei Vischer 1672 noch nicht dargestellt. Aufgrund der kunsthistorisch mit ldfl. Bauten in Klosterneuburg, Krems und Hainburg vergleichbaren Fenster lässt sich der Saalbau in die Zeit um 1230 datieren. Das Mauerwerk ist nur innen frei zugänglich und zeigt hier grob lagenhafte Bruchsteinstrukturen ohne regelmäßige Horizontallagen. Direkt nordwestl. schließt nach Dehio der hohe Turm der (späteren) heutigen Pfarrkirche mit analogen Fensterresten aus der Zeit um 1220/30 an. Er diente im Untergeschoß als Torturm zur Anlegestelle. Reste des primären Putzes zeigen großflächige Quadermalerei. Davor sind in einem Haus Teile einer einst 2-gesch. Michaelskapelle erhalten. Auf Merians Stich besaß sie noch eine halbrunde Apsis. Insgesamt lässt sich ein harmonisches Ensemble von langem Saalbau, Turm und Kapelle der Zeit um 1230 postulieren, das sich durch einheitliche Fensterformen bemerkenswerter Qualität auszeichnet. Ähnliche Konzeptionen sind entlang der Donau an mehreren Passauer (Lese-)Höfen zu beobachten, etwa in Klosterneuburg, Oberstockstall, Krems und Stein. Offensichtlich bildete sich hier ein bemerkenswert homogener, repräsentativer Typus heraus, der in Ybbs ein besonders frühes Beispiel hat. In späterer Zeit wurden in den Saalbau große Kreuztonnengewölbe und Zwischenwände eingestellt, die heutige Fenstergliederung entstammt dem 19. Jh.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privatbesitz, nur von Außen zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten sind im Stadtzentrum vorhanden, u. a. an der Donaulände. Der "Passauer Kasten" ist im Zug eines Stadtrundgangs zu erreichen. Eine Besichtigung des kunsthistorisch bedeutsamen Profanbaus ist allerdings nur von außen möglich.
Gasthäuser GH "Fischerhaus" in Ybbs, GH "Zum Braunen Hirschen" in Ybbs, GH "Lindenhof" in Ybbs, Hotel-Rest. "Babenbergerhof" in Ybbs.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 21
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 393 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 28 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 54 f.
  • Claudius Cavarias, Ybbs an der Donau. Biographie einer Stadt (hg. v. Stadtgemeinde Ybbs an der Donau). Ybbs an der Donau 1991, 32 ff.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2765
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 234 ff.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 200 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 627 f.
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 150
  • Adalbert Klaar, Die Burg von Ybbs. Unsere Heimat 32/5–6, Wien 1961, 91–98
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 683
  • Matthaeus Merian, Topographia provinciarum Austriacarum. Austriae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis etc. Das ist Beschreibung und Abbildung der fürnembsten Stätt und Plätz in den österreichischen Landen Under- und Ober-Österreich, Steyer, Kärndten, Crain und Tyrol. Faksimilie der Erstausgabe von 1649 sowie der beiden Anhänge und der "Topographia Windhagiana" von 1656. Kassel 1963, 24
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 438 f.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 151
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 50
Donaufront von N (2003) - © Patrick Schicht
Donaufront von N (2003)
© Patrick Schicht
Fenster der Donaufront (2003) - © Patrick Schicht
Fenster der Donaufront (2003)
© Patrick Schicht