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Hauptburgenname Landesfürstliche Burg
ID 1384
weitere Burgennamen Ybbs, Ybbsburg(?)
Objekt Burg, stark umgebaut
Adresse A-3370 Ybbs an der Donau, Burgplatz 9–11
KG Ybbs
OG/MG/SG Ybbs an der Donau
VB Melk
BMN34 rechts 657150
BMN34 hoch 338354
UTM 33N rechts 506234.63
UTM 33N hoch 5335957.79
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Die A 1 bei der Abfahrt Ybbs verlassen und der Beschilderung ins Stadtzentrum folgen. Die "Landesfürstliche Burg" liegt am Burgplatz im S des Zentrums. RAD: In Ybbs beginnen "Ötscherland-" und "Ybbstalweg". Das Stadtzentrum ist auch mit einem kurzen Abstecher vom "Donauradweg", der bei Persenbeug die Donau übersetzt, zu besuchen.
Geschichte Aufgrund einer verschollenen Inschrift des 4. Jhs. wird in Ybbs der Standort eines römischen Burgus vermutet. 893 nimmt Kg. Arnulf anlässlich seines Feldzugs gegen Mähren in "Eporespurh" Quartier, das mit dem heutigen Ybbs identifiziert wird. In dieser Zeit sind die Wilhelminer hier reich begütert, deren Besitz jedoch durch Arnulf konfisziert und dem Kloster Kremsmünster übergeben wird. Im 10. Jh. gehört das Gebiet zum Besitz der Gfn. v. Sempt-Ebersberg. Nach ihrem Aussterben 1045 fällt Ybbs an das Reich. Gemeinsam mit Persenbeug begegnet Ybbs in den Jahren 1045, 1052 und 1058 als Reisestation des Königs, noch 1067/73 dürften kgl. Besitzrechte vorhanden gewesen sein. Ab jener Zeit erscheint die Siedlung unter der Bezeichnung "Ibisburch", "Ibseburch" in den Schriftquellen. Es ist daher mit einer Befestigung zu rechnen, eine „klassische Burg“ existierte zu jener Zeit noch nicht. Unter diesem Namen ist der Ort bis 1234 belegt, z. B. 1136, 1196/98 und 1234 auch in Urkunden der Babenberger. 1136 wird von Weingärten („vinea Ibseburch“) berichtet. Die Babenberger dürften ab dem frühen 13. Jh. die ansatzweise regelmäzige Siedlung auf halbkreisförmigem Grundriss entlang der Donau neu angelegt haben. Unter ihrer Herrschaft hat wohl die zunehmende Urbanisierung der Siedlung – in baulichem und rechtlichem Sinn – begonnen. 1239 und 1240 hält sich Hzg. Friedrich II. längere Zeit in Ybbs auf. Die neuen Strukturen, zu denen mglw. schon ein Vorläufer der "Landesfürstlichen Burg" zu zählen ist, werden auch die alte Ybbsburg abgelöst haben. Bereits 1130/35 erscheint eine ritterständische Familie, die sich nach Ybbs ("de Ibise") nennt. Ihr Status bleibt vorläufig ungeklärt, auch ihr Sitz ist nicht mehr zu erfassen. Denkbar wäre, dass sie als Gefolgsleute der Babenberger auf dem auzerhalb der Stadt gelegenen Hausberg auf dem „Taborberg“ (s. d.) sazen. Der 1232 genannte Ulrich v. Ybbs dürfte schon aufgrund des zeitlichen Horizonts als Stadtministeriale der Babenberger zu vermuten sein, auch die Lage seines Sitzes bleibt ungeklärt. In diesem Zusammenhang ist auf die beiden kleinen Stadtburgen zu verweisen, den Babenbergerhof und das Mauthaus (s. d.), denen aufgrund ihrer Lage eine frühzeitige Gründung unterstellt werden kann und die bislang noch keiner der in Ybbs auftretenden Adelsfamilien zugewiesen werden konnten. M. d. 13. Jhs. ist der "marcht ze Ibs" urk. genannt. 1274 wird eine ldfl. Maut erwähnt, 1276 erscheint erstmals die Bezeichnung "civitas" (Stadt). Als die Stadt dem neuen Kg. Rudolf v. Habsburg 1278 die Tore öffnet, ist die Stadtbefestigung indirekt nachweisbar. 1280 sind die Zehente der Stadt dem Bistum Passau zugeschrieben. 1311–17 werden stadtrechtähnliche Privilegien vergeben. Während des Streits zwischen Friedrich III. und Albrecht VI. ist Ybbs und das benachbarte Umland Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen, während denen die Stadt zwischen 1461 und 1473 mehrfach belagert und erobert wird. Zwischen 1488 und 1490 widersteht die Stadt ungarischen Angriffen, auch die Türken belagern 1529 die Stadt vergeblich. 1597, 1619, 1620, 1741, 1800, 1805 und 1809 wird die Stadt jedoch erobert bzw. kampflos dem Feind überlassen. Die Gründung der "Landesfürstlichen Burg" könnte im Zug der Errichtung des Linzer Tores der Stadtbefestigung spätestens im 14. Jh. stattgefunden haben (Büttner). Eher ist jedoch ein Zusammenhang zwischen dem urbanen Ausbau der Siedlung unter den Babenbergern ab dem frühen 13. Jh. und der wohl einhergehenden Errichtung der neuen Befestigung anzunehmen (Cavarias). Die Burg ist Sitz der ldfl. Pfleger. Unter dem späteren K. Maximilian I. gelangt sie 1494 vorübergehend in den Besitz der Stadt. 1522 kommt sie durch den späteren K. Ferdinand I. an Gabriel v. Salamanca (in der Folge Gf. v. Ortenburg). Aus dem Jahr 1533 ist eine Beschreibung der Burg erhalten, nach der sie bereits 32 Jahre ohne Dach sei. 1535 ist die verödete Burg an den Mautner Nikasius Prunner verpfändet, dem der Hofsekretär Niederheider folgt. 1539 erwirbt Balthasar Maus, Schulmeister v. Ybbs, den Bau, der (nach Cavarias) einen Schulbetrieb einrichtet. Als Besitzer folgen 1546 Christoph Viechter und 1622 Hans Schröttel, Mautner v. Ybbs (Büttner). Ab 1643 ist hier ein Magazin eingerichtet, ab 1652 eine Schule. Um M. d. 17. Jhs. entsteht angeblich ein völliger Neubau.
Text G.R., P.S.
Lage/Baubeschreibung Im Bereich der Stadt Ybbs gab es eine Reihe mittelalterlicher Herrschaftskomplexe, nämlich das früh- bzw. hochmittelalterliche Kernareal mit der ehem. "Landesfürstlichen Burg" bzw. dem heutigen Schloss, den vorgelagerten Hausberg eines Ministerialengeschlechtes, den "Passauer Kasten" des Bistums sowie mehrere Kleinadelssitze im Siedlungsverband. Das heutige Schloss, Burgplatz Nr. 9–11, liegt am südl. Rand des ehem. befestigten Altstadtbereiches. Der heutige Bau des 17. Jhs. steht auf dem Standort der ldfl. Burg, die erst seit dem 14. Jh. indirekt nachweisbar ist, aber schon im 15. Jh. verfiel. Frei liegende Mauern im Zwinger datieren aufgrund der grob geordneten Bruchsteinstruktur mit Abgleichslagen wohl zur urk. um 1287 fassbaren Befestigung der Stadt. Das eingerückte Schloss mit seiner rundlichen Parzellengrenze datiert somit eindeutig früher. Die vollflächig verputzten Mauern zeigen innen einheitliche schwere Gewölbe. Es ist nicht bekannt, ob der homogene Baukörper ältere Reste inkludiert. Der heutige, 4-gesch., schlossartige Kastenbau geht auf einen Neubau des 3. V. d. 17. Jhs. zurück. Der heute als Mietshaus verwendete, durch einfach profilierte Fensterrahmungen geschmückte Bau besitzt einen gegen den ehem. Stadtgraben gerichteten, über alle Geschoße reichenden, erkerartigen Anbau. Im Inneren finden sich Tonnen- und Kreuzgratgewölbe. Zwischenzeitliche Erneuerungen, vor allem des 19. Jhs., brachten starke, auch unvorteilhafte Überformungen.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burg abgekommen, Neubau in Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkplätze finden sich im Stadtgebiet. Ein Besuch des Schlosses ist im Zuge eines Stadtrundganges möglich, eine Besichtigung ist jedoch auf den Außenbereich beschränkt.
Gasthäuser GH "Fischerhaus" in Ybbs, GH "Zum Braunen Hirschen" in Ybbs, GH "Lindenhof" in Ybbs, Hotel-Rest. "Babenbergerhof" in Ybbs.
Literatur
  • Wilfried Bahnmüller, Burgen und Schlösser in Niederösterreich. St. Pölten–Salzburg 2005, 17 f.
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 21
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 392 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 30
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 55 f.
  • Claudius Cavarias, Ybbs an der Donau. Biographie einer Stadt (hg. v. Stadtgemeinde Ybbs an der Donau). Ybbs an der Donau 1991, 27 ff., 38 ff., 43 f., 45 ff., 52 ff., 65 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 212
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2754 ff., 2760 f.
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 238
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 197 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 627 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III und VIII, I 1
  • Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 87, 153
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 457
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 50
Ansicht von N (2003) - © Patrick Schicht
Ansicht von N (2003)
© Patrick Schicht