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Hauptburgenname Zelking
ID 1394
Objekt Burgruine
KG Zelking
OG/MG/SG Zelking-Matzleinsdorf
VB Melk
BMN34 rechts 670886
BMN34 hoch 338969
UTM 33N rechts 519951.13
UTM 33N hoch 5336810.5
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Die A 1 bei Melk verlassen und über die B 1 und die B 215 über Matzleinsdorf Richtung Zelking fahren. Knapp vor dem Ort über eine Brücke der Melk nach Gassen abzweigen. Eine Tafel bezeichnet von hier den Zustieg (nach Erreichen des Waldes über einen Hohlweg sofort bergwärts wenden) zur Burgruine, der z. T. blau/gelb markiert ist.
Geschichte Reginbert, der Sohn des vor 1100 nachweisbaren Edelfreien Hartwig v. Hagenau, nennt sich um 1120 erstmals nach Zelking (FRA II/69, Nr. 140). Mglw. war er Burgvogt der Bfe. v. Regensburg. Im 12. Jh. gelangt Zelking an den Landesfürsten, die edelfreien Zelkinger werden dessen Ministerialen. Erst 1634 stirbt das Geschlecht aus. Ab 1662 ist ein Gf. Sinzendorf Besitzer der Hft. 1802 gelangt sie an Gf. Harrach, E. d. 19. Jhs. an Ludmilla Galgozy-Galantha. Die Burg selbst, 1683 noch Zufluchtsort, ist seit dem 18. Jh. unbewohnt.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Ca. 850 m östl. der Ortsmitte von Zelking schneiden 2 Seitenbäche des Melk-Flusses eine steile, bewaldete, spornartige Rückfallkuppe aus dem rechten Talhang. Diese Stelle, ein nordwestl. Ausläufer des Hiesberges oberhalb des Dorfes Gassen, bot geeignete Voraussetzungen für die Errichtung der Burg Zelking. Die Burgruine folgt der Ausrichtung des etwa OSO-WNW-verlaufenden Spornes, der an der östl. Bergseite durch einen mächtigen Halsgraben vom überhöhenden Hinterland getrennt ist. Der Graben läuft z. T. tief die angrenzenden Flanken hinab, die gegenüberliegende Felskuppe wird beiderseits von tiefen, bergwärts führenden Hohlwegen begleitet. Die steilen Flanken des Spornes brachten dem relativ weit von der Siedlung abgesetzten Sitz ausreichende Sicherheit und wohl auch ein entsprechend repräsentatives Erscheinungsbild. Die Burg des Hochmittelalters ist noch heute in Form des Berings erhalten, dessen weitgehend geradlinige, nur selten abgewinkelte Fronten ein ausgedehntes, für einen Sitz dieser Zeit überdurchschnittlich grozes Areal von mehr als 60 m Länge umgeben. Aufgrund des Geländes konnte die westl., zentral abgewinkelte Talseite auf 33 m verbreitert werden, die nur 18 m breite, schildmauerartig ausgebaute Bergseite stemmt sich eindrucksvoll gegen das überhöhende Vorgelände. Der hochmittelalterliche Bering wurde als Basis neuzeitlicher Umbauten genutzt, doch ist die Grundsubstanz, vielfach gestört und durch jüngere Befensterungen unterbrochen, bis in obere Geschozebenen vorhanden. Die talseitigen Mauern erreichen eine Stärke von durchschnittlich 1,35 m, an der Bergseite ist sie in Reaktion auf die Geländeüberhöhung auf 2,28 m erhöht. Unverzahnt angestellte jüngere Mauerteile zeigen die ehem. schildmauerartige Konzeption dieses Abschnitts, der seinerseits sekundär erhöht wurde. Die ehem. Binnenverbauung des Hochmittelalters ist praktisch gänzlich abgekommen, in der NO-Ecke finden sich allerdings bemerkenswerte Befunde zur ehem. Kapelle. Der als solcher nicht mehr erhaltene, bereits in der Neuzeit aufgegebene Sakralbau verzahnte nur tlw. mit dem Bering, der in den oberen Zonen erst sekundär angestellt wurde. Der Raum ist lagemäzig anhand der tlw. erhaltenen Apside rekonstruierbar. Diese durchbrach die bergseitige Schildmauer, wobei sie raumseitig durch die bereits stark verschüttete Kalotte der Apside erkennbar ist. An der Feldseite sind nur noch geringe Reste der gerundeten Mauerschale erhalten, trotz der starken Zerstörung sind Reste eines zentralen Rundbogenfensters erhalten. Die fehlende Mauerschale zeigt die aus opus spicatum-haften Strukturen bestehende Mauerfüllung. Ein aus dem 18. Jh. stammendes Aquarell lässt unmittelbar westl. der Kapelle einen weiteren eigenständigen Baukörper erschliezen, der sich turmartig über die benachbarten Gebäude erhob und mit durchlaufenden Eckquaderungen versehen war. Da der Bau in dieser Form heute nicht mehr nachvollziehbar ist, bleibt offen, ob es sich ebenfalls um einen frühen Bauteil handelte. Die hochmittelalterlichen Teile grenzen sich generell durch die Mauertechnik klar von den jüngeren Bauphasen ab. Trotz des wenig geeigneten Bruchsteinmaterials wurde versucht, Einzellagen beizubehalten, die sich örtlich – etwa in höheren Zonen – aufzulösen scheinen. Abgleichungen, Auszwickelungen und div. Unregelmäzigkeiten sind materialbedingt zu sehen, u. U. auch in einer Beschleunigung des Bauablaufs. Vielfach sind relativ ausgeprägte Einschübe opus spicatum-artiger Lagen vorhanden. Als Zeitstellung ist die 1. H. d. 13. Jhs. vorzuschlagen. Ältere Bauteile, die durch Quellen des frühen 12. Jhs. zu erwarten wären, sind nicht nachweisbar. Vermutungen, die die Anlage beim "Hochbauer" (s. d.) als Vorgängerbau des frühen 12. Jhs. sehen, sind vielleicht berechtigt, entsprechende Forschungsergebnisse stehen bislang aber noch aus. Die standesgemäß ausgebaute Burganlage gab wohl erst spät Anlass zu zeitgemäßen Veränderungen, sodass offenbar erst im 16. Jh. ein umfangreicheres Bauprogramm begonnen wurde. Die ehem. randständige, zumindest tlw. noch dem Spätmittelalter angehörende Innenbebauung ist bis auf wenige Reste abgekommen. Eine am nördl. Bering ansetzende Binnenmauer, die einem entlang der W-Front errichteten Wohnbau angehörte, könnte in das 14. Jh. zurückreichen. An ihr sind Teile eines profilierten, verm. spätgotischen Türgewändes erhalten. Am nördl. Bering sowie an der SW-Ecke ist der überbaute mittelalterliche Wehrgang zu beobachten, der etwa im Bereich der 3. Geschoßebene der Neuzeit lag. Der heute noch erkennbare Ausbaustand basiert auf einem bereits schlossartigen Umbau der 2. H. d. 16. Jhs. Für die 4- bzw. 5-gesch. Trakte wurde der mittelalterliche Bering stark erhöht und mit zahlreichen regelmäßig angelegten Fenstern durchbrochen. Nach der Dichte der Befensterung ist zu schließen, dass die vorrangigen Wohnbauten im W im Bereich des Zugangs lagen. Nach einem Einsturz der nur wenig durchfensterten, nur von Schießfenstern im obersten Geschoß durchbrochenen S-Seite eignen sich heute nur noch die westl. und nördl. Beringfronten für entsprechende Befunde. Die vorhandenen Kleinformen lassen wiederholte Adaptierungen der Neuzeit erschließen, die z. T. auch Veränderungen der Geschoßebenen umfassten und die bereits durch starke Ziegelverwendung gekennzeichnet sind. Als Deckenauflager eines am nördl. Bering angebauten Trakts wurden profilierte Konsolen eingemauert. Der an die Schildmauer im O angebaute Trakt besaß einen größeren, stichkappengewölbten Saal, Reste des aus Ziegeln gemauerten Gewölbes mit den Negativ-Abdrücken der Schildbögen sind erhalten. Der Renaissancebau schloss mit einem Kranz kleiner Zierzinnen, die Ecken wiesen kleine Scharwachttürmchen auf, von denen jenes an der SW-Ecke tlw. erhalten ist. Lediglich die an der östl. Bergseite konzentrierte Gebäudegruppe mit dem "Turm" trug sichtbare Walmdächer. Im SW des Berings liegt die Toranlage, ein kraftvoll rustiziertes Rundbogentor der 2. H. d. 16. Jhs. mit der Aufnahmenische und den Rollenschlitzen einer ehem. Zugbrücke, die durch die enge, ansteigende Zwingeranlage nur erschwert vorstellbar ist. Das Tor benutzt jedoch die gegiebelte Leibung der rom. Toranlage. Die Fenster besitzen tlw. die einfach profilierten Steinrahmungen, einziger Fassadenschmuck ist eine an der NW- und SW-Ecke gut erhaltene Nagelbrettquaderung, die einer Erneuerung des 17. Jhs. entstammt. Der kubische Baublock der Kernburg war allseitig von einem schmalen Zwinger umgeben, der über weite Strecken nur noch als Futtermauer erhalten ist. Im W bildet er im Zuge des von N heranführenden Torweges eine flankenartige Erweiterung für das ehem. Tor aus. Das Mischmauerwerk und eine für leichte Feuerwaffen konzipierte Trichterscharte im Torbereich lassen hier einen frühneuzeitlichen Ausbau vermuten. Am Fuß des Burgbergs, am Beginn des heutigen Zustiegs, liegt das ehem. herrschaftliche Verwaltungsgebäude (heute das Anwesen Gassen Nr. 10). Der blockhafte 2-gesch. Bau entstand in seiner Grundsubstanz im späten Mittelalter, wurde jedoch um M. d. 16. Jhs. umgestaltet. Aus dieser Zeit stammen die Stichkappengewölbe im Inneren und die "1560" bezeichnete Holzbalkendecke im Obergeschoß. Veränderungen erfolgten im 20. Jh. Das benachbarte Haus Nr. 12 gehörte ebenfalls zu den neuzeitlichen Wirtschaftsstrukturen (Meierhof ?), es stammt nach Dehio aus dem 16./17. Jh., erfuhr jedoch ebenfalls spätere Veränderungen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. stark verfallene, ausgedehnte Burgruine. Frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit am Beginn des Zustieges. Der anfangs beschilderte, markierte Fußweg führt in ca. 20 Min. zur Burgruine. Eindrucksvolle, ausgedehnte, jedoch stark überwachsene Ruinenanlage mit bedeutender hochmittelalterlicher, neuzeitlich veränderter Bausubstanz. Die Anlage ist leicht erreichbar und ganzjährig frei zugänglich. Bei einer Begehung des naturbelassenen, ungesicherten Geländes ist jedoch Trittsicherheit erforderlich und Vorsicht geboten.
Gasthäuser GH Erber in Zelking, GH Gruber in St. Leonhard, GH Schönauer in Erlauf, GH "Goldener Hirsch" in Melk.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 138
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 409 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 175 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 213
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 396
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2791 f.
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 241 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 120 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 633 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, Z 36
  • Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 604 ff.
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 457, 464
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 137 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 134
Luftbild von S (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von S (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Stich von G. M. Vischer (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Stich von G. M. Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer
Toranlage im W (2006) - © Gerhard Reichhalter
Toranlage im W (2006)
© Gerhard Reichhalter
Mauerwerkdetail südl. Bering (2006) - © Gerhard Reichhalter
Mauerwerkdetail südl. Bering (2006)
© Gerhard Reichhalter
Baualtersplan (2006) - © Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht