Hauptburgenname
Grazerkogel
ID
1395
weitere Burgennamen
Gratzerkogel, Kratzerkogel
Objekt
fraglicher Sitz
KG
Neuhaus
OG/MG/SG
Gaming
VB
Scheibbs
BMN34 rechts
666105
BMN34 hoch
295264
UTM 33N rechts
515928.46
UTM 33N hoch
5293050.49
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Vom Parkplatz der Zellerrainhöhe Fußsteig nach SW, ca. 150 m.
Geschichte
Zum „Grazerkogel" sind bislang keine historischen Quellen bekannt.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Rund 18 km südöstl. von Gaming liegt das Zellerrain, noch heute einer der bedeutendsten regionalen Passübergänge zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Rund 150 m südwestl. der Passhöhe (1121 m) liegt der so g. „Grazerkogel", der als Standort einer mittelalterlichen Wehranlage vermutet wird. Der „Grazerkogel" ist eine natürliche Erhebung, die sich aus der Ferne betrachtet als mäßig steiler, bewaldeter Kegel zeigt. Der Gipfel des flachen Kegelstumpfs ist abgeplattet und bildet ein rundes Plateau mit etwa 22 m Durchmesser. Nach Schwammenhöfer liegt es etwa 40 m über der Passhöhe und wurde mglw. künstlich überarbeitet. Pöchhackers Planaufnahme erscheint hier idealisiert, denn die dort dargestellte ebene Fläche stellt sich vor Ort als relativ uneben dar und zeigt im nördl. Teil eine auffallende Erhebung was tatsächlich von künstlichen Eingriffen herrühren könnte. Die als „Palisadenstufe" oder „Reste eines Wehrgrabens" gedeutete Abtreppung des Kegels an der O-Seite ist deutlich zu erkennen. Nörd. und westl. fällt der Kegel mäßig steil ab, könnte mitunter – in Fortsetzung der östl. Abtreppung – künstlich gestuft sein. Im S schließen steile Felsabbrüche an. Östl. ist ein kleines Plateau vorgelagert, das mit dem Kegel durch eine schmale, grabenartige, mehrere Meter tiefe Einsattelung verbunden ist. Das mit einer Größe von 20 x 9 m beschriebene Plateau, das Pöchhacker als geradlinige, künstlich hergestellte Formation zeigt, ist eine natürliche Felskuppe, die besonders im O und S schroff abbricht. Lediglich Reste eines russischen Beobachtungspostens aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg sind noch erkennbar. Das Plateau bietet jedoch eine ausgezeichnete Fernsicht nach NO und SO. Während die Topographie wenig Aussagekraft besitzt, legt der Name (slaw. „grad" = Burg) eine ehem. Befestigung des Platzes nahe. Schwammenhöfer vermutet einen Stützpunkt an der bereits zur Zeit der Ungarnkriege wichtigen Straßenverbindung in die Steiermark. Pöchhacker deutet den Namen Zellerrain als Grenzpunkt der St. Lambrechter Gründung Mariazell, der mit einem „befestigten Wachtposten" gesichert war. Nördl. des Passes gibt es ein „Burgriedl" (Kote 1437), benachbart sind die Flurnamen „Pfalzwiese" und „Pfalzkogel" bekannt. Eine Klärung der tatsächlichen Funktion und der allfälligen Nutzungsdauer könnte nur eine archäologische Untersuchung bringen. Alternativ zu den oben angeführten Deutungen ist auch an ein spätmittelalterlich-frühneuzeitliches Schanzwerk als Teil einer Passsperre zu denken, wie sie z. B. während der Türkenbedrohung errichtet wurden.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Erkennbare, hausbergartige Befestigung. Frei zugänglich.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 105 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 134 ff.
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 97 f.
- Herbert Pöchhacker, Die Wehr und Schloßanlagen des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1978/2 ff., 1978/4, 13 ff.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 27