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Hauptburgenname Zwerndorf
ID 1407
weitere Burgennamen Zwerndorf an der March
Objekt fraglicher Sitz
KG Zwerndorf
OG/MG/SG Weiden an der March
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 787606
BMN34 hoch 356079
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Zwerndorf wird nach Kupfer neuerdings als möglicher Standort der in der Schenkung Kg. Heinrichs IV. an das Bistum Passau genannten königlichen "villa Disinfurth" angesehen. 1115 und 1120 erscheint die Siedlung als Grenzort der Melker Pfarre Weikendorf. Durch das Kirchenpatrozinium St. Pankraz erschließt Büttner schon im 12. Jh. einen Adelssitz. Um 1260 erscheint Besitz des Landesfürsten. 1313 verpfändet dieser das Dorf an Ulrich v. Pillichsdorf. 1346 erscheint ein Jans von Zwerndorf. 1355 und 1376 ist Besitz des steirischen Klosters Neuberg vermerkt. Ein freieigener Hof kommt 1415 von den Sebeckh an die Pottendorfer und die Herting. 1590 ist der Ort ein Teil der Hft. Schönkirchen, spätere Grundbesitzer sind die Landau, Khuen und Palffy.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Zwerndorf liegt ca. 3,6 km nordnordöstl. von Oberweiden am Rand der Marchauen, knapp südl. der Einmündung des Weidenbaches in die March. Ein Sitz ist im heutigen Siedlungsverband nicht mehr nachweisbar, doch mglw. im ehem. Zusammenhang mit der im Ortszentrum, an einer Erweiterung des Ortsangers situierten Pfarrkirche Hl. Pankraz zu sehen. Der heute völlig frei stehende Bau wird verschiedentlich als "Wehrkirche" angesprochen. Ursache ist wohl Kafkas Text, der eine heute verschwundene, im Viereck angelegte Kirchhofmauer erwähnt. Der heute stark restaurierte, 1858/59 in historistischen Formen veränderte Bau integriert rom. Bauteile, nach Dehio wird dafür eine Zeitstellung im 13. Jh. vorgeschlagen. Als Nachweis des hochmittelalterlichen Baukernes konnten 3 rom. Fensteröffnungen in der S-Mauer des Langhauses freigelegt werden, die jedoch heute nach erfolgter Restaurierung wieder unter Putz liegen. Heute zeigt nur noch der Chorturm durch freigelegtes und sichtbar belassenes Quadermauerwerk die hochmittelalterliche Zeitstellung. Übermäßige Putzschließungen verhindern detaillierte Befunde, doch zeigen die östl. Ecken eine bis in obere Ebenen durchlaufende Quaderung, sodass wohl zurecht von einem Turm gesprochen werden kann. Nach Dehio datiert der Turm in das 14. Jh., ein Irrtum, der mglw. auf dem Text Büttners und Kafkas beruht. Das großformatige Quadermauerwerk wäre durchaus in die 1. H. d. 13. Jhs. zu datieren. Büttner und Dehio verweisen auf den sog. "Melkerhof" im W der Kirche, gegenüber der Straße, Büttner spricht im Zusammenhang mit der Kirche sogar von einem "Wehrkomplex". Der "Melkerhof" ist heute Pfarrhof, der 2-gesch., am Portal mit dem Melker Stiftswappen versehene Bau datiert nach Dehio in die 2. H. d. 18. Jhs. wodurch entsprechende Mutmaßungen wohl nur einen nicht mehr erhaltenen Vorgängerbau betreffen könnten. Unmittelbar westl. der Kirche, hinter dem GH Schindler, sind geringe Reste eines in die Ortsbebauung integrierten Hügels zu beobachten. Die zur Kirche abfallende Böschung ist tlw. erhalten, in den Kern des Hügels ist jedoch ein modernes Wirtschaftsgebäude eingebaut, dass jeden weiteren Befund unterbindet. Eine größere Freifläche östl. des Wirtschaftsgebäudes geht nach Auskunft von Anrainern auf die Stelle eines jüngst abgebrochenen Hofes zurück. Vermutungen bezüglich einer ehem. hausbergartigen Anlage wären nur mit größter Vorsicht berechtigt. Etwa 1,4 km östl. der Kirche liegt knapp am Marchschutzdamm ein kleines Erdwerk. Dieser pyramidenstumpfförmige, von einem (Wasser-)Graben umgebene Erdkörper ist nicht als mittelalterlicher Hausberg zu sehen, sondern stammt wohl von einer neuzeitlichen Grenzbefestigung. Gleichartige Befestigungen, zumeist als "Kuruzzenschanzen" bezeichnet, sind noch heute mehrfach im Verlauf der March-Grenze vorhanden.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 396 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 81 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1334 f.
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 150
  • Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 147
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 113/2
Zwerndorf. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1944). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Zwerndorf. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1944). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht