Hauptburgenname
Albrechtsberg
ID
15
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
A-3382 Albrechtsberg an der Pielach, Pielachstraße 8
KG
Albrechtsberg
OG/MG/SG
Loosdorf
VB
Melk
BMN34 rechts
679815
BMN34 hoch
342145
UTM 33N rechts
528819.56
UTM 33N hoch
5340139.36
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Zufahrt
PKW: Über die Westautobahn bis zur Abfahrt Loosdorf, von der westl. Ortsdurchfahrt in Loosdorf (B 1) in die Albrechtsberger Straße abzweigen, die nach rund 1,5 km das am westl. Ortsrand von Albrechtsberg oberhalb der Straße nach Pielach liegende Burg-Schloss erreicht. RAD: Der "Pielachtalweg" (Melk–Weinburg) benutzt zwischen Loosdorf und Pielach die Straße und führt somit direkt unter der Anlage vorbei.
Geschichte
Albrechtsberg ist mglw. eine Gründung der Edelfreien v. Perg. Der 1147/49 nachweisbare Siegfried v. Mauer nennt sich auch nach "Adelbrehtisperge", das er als Lehen der Perger besitzt, nach 1149 widmet seine Witwe einen Weingarten an Göttweig (FRA II/69, Nr. 344). Nach 1177/90 dürfte der Besitz an die Gfn. v. Plain, später an die Schaunberger gekommen sein. 1311 sind die Fleischessen Burgherren, ab 1352/57 Jans v. Ybbs. 1378–1398 besitzt die Fam. Kilber die Burg, 1398 gelangt ein Anteil an Hans den Fink. Nachdem zeitweise die Flemming hier sitzen, nennt sich vor 1406 Jörg Enenkel nach der Burg. Die Enenkel besitzen die Burg schließlich bis ca. 1605. Als Nachfolger sind die Krenberg und Tschernembl, bereits ab 1606 die Starhemberg zu nennen. Als Anhängern der protestantischen Partei wird den Starhemberg die Burg 1619 in Brand gesteckt und 1620 entzogen. Unter den Hegenmüller, die Albrechtsberg ab 1623 besitzen, kann das Schloss 1683 erfolgreich gegen die Türken verteidigt werden. 1802 folgen die Peil v. Hartenfeld, ab 1830 die Fam. Bogasch, 1839 Raimund v. Manner, 1843 die Frhn. v. Hammerstein, 1863–1902 die Fstn. Auersperg und 1909 Fst. Rohan. In jüngerer Zeit folgt dem Baumeister Vogt die Fam. Falkensteiner. Heute ist das Schloss im Eigentum der Fam. Weinberger.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Burg-Schloss liegt etwa 2 km nordwestl. vom Loosdorfer Ortszentrum auf einem oberhalb der Pielachauen am äußersten S-Rand des Dunkelsteiner Waldes vorspringenden, niedrigen Felssporn. Der gegen S laufende schmale Sporn bot ideale Voraussetzungen zur Errichtung der Burg. Ein tiefer Halsgraben im N begrenzte die zur Verfügung stehende Fläche auf etwa 70 x 40 m. Die Anlage gliedert sich in die Kernburg über unregelmäßigem, 4-seitigem Grundriss und einen schmalen, im N, S und W konzentrisch umlaufenden Zwinger. Am O-Fuß des Sporns liegt der ehem., heute stark veränderte und als Reitbetrieb genutzte Meierhof. Die Kernburg bebaut eine Fläche von etwa 50 x 35 m, die begrenzten Platzverhältnisse ließen im Lauf der Zeit ein komplexes, sehr verdichtetes bauliches Gefüge entstehen. Eine Übersicht bietet die Planaufnahme von Klaar, die aber hinsichtlich der Datierungen korrigiert werden muss. Die besondere Stellung der Burg in der Forschung gründet auf den Ergebnissen Klaars, der eine umfangreiche hochmittelalterliche Bausubstanz konstatierte, neben dem zentralen "Festen Haus" auch eine im SO vorgelagerte Kapelle und einen vor den nördl. Bering tretenden Torturm. Die auf typologischen Vergleichen aufbauenden und speziell die nahe Schallaburg als Vorbild einbeziehenden Aussagen ließen eine bereits mehrteilige Burg relativ früher Zeitstellung erwarten. So wird noch heute von einem „Burgtypus des 11. Jhs.“ gesprochen und die Errichtung um 1100 angesetzt. Das N-S-orientierte „Feste Haus“ bebaut eine Fläche von 22,15 x 12,30 m. Es umfasst 4 Geschoße, wobei das oberste, erkennbar an Mischmauerwerk und geringeren Mauerstärken, eine Aufhöhung des 16. Jhs. ist. Ab dieser Zeit wurde durch Einbau von Trennmauern auch die Binnenstruktur verändert, im 18. Jh. wurden Teile zu einem großzügigen Treppenhaus umfunktioniert. Anhand der Mauerstärken (im Erdgeschoß 1,76 m) müsste der Primärbau bis zum 2. Obergeschoß erhalten sein, diese für die Datierung relevanten Bereiche sind aber komplett verputzt. Nahe der NO-Ecke findet sich eine offensichtlich primäre Öffnung, ein konisches Schartenfenster mit eingestelltem, orthostatischem Gewände. In der mit Steinplatten gedeckten Laibung ist ein kleinteiliges, lagiges Bruchsteinmauerwerk zu sehen, das allgemein in das 12. Jh., m. V. in die Zeit der ersten urk. Nennungen vor M. d. 12. Jhs. datiert werden kann. Die nur 2,60 m vor der SO-Ecke des „Festen Hauses“ situierte urspr. Kapelle (Hl. Achaz) wird seit Klaar als 9,40 x 7,00 m großer Apsidensaal rekonstruiert, die postulierte Erkerapsis soll späteren Umbauten zum Opfer gefallen sein. Unverputzte Mauern sind nur im Untergeschoß vorhanden. Diese lassen schließen, dass die Kapelle die N- und W-Mauer eines älteren Baukörpers verwendet, der nach dem blockigen, reduziert lagigen Bruchsteinmauerwerk dem 12. Jh. angehört. Der lediglich profan genutzte Raum, der über eine Tür von N zugänglich war, besaß eine in der W-Mauer angelegte, gewinkelte Wandnische, die mglw. Bergezwecken diente. Die übrige N-Mauer sowie die O- und S-Mauer zeigen hingegen ein lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk aus plattigen, unterschiedlich großen Steinen, das m. V. als hochmittelalterlich einzustufen ist. Der sekundär umgestaltete bzw. vervollständigte, innen 6,80 x 4,10 m große Bau war von S über ein versperrbares Portal zugänglich. Das Gebäude wurde sekundär gegen S erweitert, dazu wurde die S-Mauer abgebrochen und durch einen polygonalen Pfeiler ersetzt. Der Umbau zur 2-schiffigen/2-jochigen Halle mit zentralem Mittelpfeiler wird im Dehio – entsprechend dem mit polygonalen Spitzkonsolen ausgestatteten Kreuzrippengewölbe – bereits um 1270/80 angesetzt. Die Gewölbe der südl. Joche weichen jedoch in der Ausbildung von jenen der nördl. ab, die als original zu werten und eventl. bald nach M. d. 13. Jhs. anzusetzen sind, und dürften eine historistische Ergänzung sein. Mglw. bezieht sich der 1476 urk. belegte „Kapellenbau“ auf die Erweiterung. Der von Klaar im NO postulierte „Torturm“ ist, wie im Keller zu erkennen, mit dem westl. anschließenden Wohnbau verzahnt und nimmt auch dessen stark verzogene Baulinien auf. Der Turm sprang daher nicht vor den Bering, sondern war Teil einer umfassenden Baumaßnahme, die nach den im Keller sichtbaren lagerhaften Mauerstrukturen frühestens um 1300 bzw. im frühen 14. Jh. anzusetzen ist. Der Wohnbau wurde in die umfassenden jüngeren Adaptionen des N-Trakts einbezogen, im Erdgeschoß ist jedoch eine primäre Fensteröffnung mit ehem. Ladenverschluss und Lüftungsöffnung erhalten. Wo der Wohnbau im W endete, ist durch die späteren Umbauten nicht feststellbar. Der Bering der hochmittelalterlichen Anlage wurde im Zuge der zahlreichen Umbauten vollständig abgetragen. Lediglich an der NO-Ecke der Kapelle zeichnet sich an der Basis die ehem. Fortsetzung gegen N ab, die ungefähr mit dem späteren Torturm fluchtete. Anhand von Putzabplatzungen ist am östl. Bering ein bereits stark ausgezwickeltes Bruchsteinmauerwerk zu beobachten, das einen Neubau jener Abschnitte im 15. Jh. indiziert. Dieser Zeit ist auch der dem Torturm nordöstl. angebaute und das Tor flankierende Rundturm zuzuweisen. Wie eine Baunaht zeigt, wurde der nördl. Abschnitt des an ihn stoßenden östl. Berings im Verlauf des Baufortschritts oder späterer Erneuerungen erst sekundär angebaut. Die Sockelzone des westl. Berings wurde in der Neuzeit großflächig erneuert. Partiell ist jedoch ebenfalls ein stark ausgezwickeltes Bruchsteinmauerwerk vorhanden, das m. V. dem 15. Jh. angehören kann, mitunter sind auch kleinere Flächen mit blockhaften, wenig ausgezwickelten Strukturen zu beobachten, die von Beringabschnitten des 13. Jhs. stammen könnten. Der die Kernburg an 3 Seiten umlaufende schmale Zwinger, der im NW und SW mit kleinen halbrunden Bastionen verstärkt ist, dürfte wegen seines lagerhaften Bruchsteinmauerwerks ebenfalls dem 15. Jh. angehören. Er wurde jedoch an vielen Stellen wiederholt mit Misch- bzw. Ziegelmauerwerk erneuert. In der NW-Ecke des nördl. Hofs verbindet ein kleiner Wendeltreppenturm die Geschoße des N- und W-Trakts, sein charakteristisch profiliertes Portal indiziert eine Bauphase um 1530/40. Mglw. zeitgleich ist der einwandfrei sekundär über die NW-Ecke des Berings gestellte quadratische Turm, der eine bedingte „Wehrhaftigkeit“ signalisieren sollte, der nach dem im Obergeschoß angelegten Erker aber durchaus wohnlichen Charakter besitzt und die Wohnfläche des älteren N-Trakts ergänzte. Die über dem Tor angebrachte Jahreszahl „1581“ markiert wohl den Abschluss des umfassenden Renaissance-Umbaus unter den Enenkel. Bedeutendster Bauteil ist der rund 23 x 8 m große, mitsamt dem Keller 3-gesch. S-Trakt, der sich lediglich auf die S-Mauer der Kapelle ausrichtet, durch seine Rechtwinkeligkeit jedoch die mittelalterlichen Baulinien ignoriert. Im Erd- und Obergeschoß besaß der Bau geplante Mittelflurlösungen mit Bediensituationen für Kachelöfen. Im Obergeschoß lagen die z. T. sterngratgewölbten, z. T. mit Malereien ausgestatteten Fest- und Repräsentativräume. 2 tourellenartige Erker an den südl. Ecken des Obergeschoßes sind zeittypische Elemente „Fester Schlösser“. Der Hofseite sind 2-gesch. Arkadengänge mit toskanischen Säulen vorgeblendet, deren Gewölbe einfache Putzbänder und -dekorationen zeigen. Eine durchgehende Verbauung erhielt auch die O-Seite, der nördl. Teil überbaut die alte Hofeinfahrt und wurde mit einer kreuzgratgewölbten Einfahrtshalle ausgestattet. Sowohl hier als auch im Torturm finden sich im Gewölbescheitel kleine Öffnungen, die mglw. zur Verteidigung dienten. Der südl. Teil wurde nach Befunden im Keller später in der Tiefe reduziert, mglw. geschah dies durch Entfernen ehem. Arkaden. Der mittelalterliche N-Trakt dürfte ebenfalls noch während des 16. Jhs., in Anlehnung an den S-Trakt, eine Adaptierung mit Mittelflur erhalten haben. Während des 17. und vor allem des 18. Jhs. kam es zu weiteren baulichen Maßnahmen, die auch bislang ungenutzte Zonen in das bauliche Gefüge bzw. in die Wohnflächen einbezogen und den Hof in 3 kleine Teile zerschnitten. Zur Interkommunikation zwischen den Höfen und den Trakten wurde ein komplexes System von Gängen angelegt. Der Renaissancebau trug einen umfassenden, in Resten erhaltenen Sgraffitodekor, der später einer schwarz gemalten Quaderung und in der Barockzeit einem derben Rieselputz wich. Unter den Auersperg erhielt der Bau einige gotisierende, aus heutiger Sicht betrachtet unpassende Elemente.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegte Schlossanlage, bei Anmeldung zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeiten an der Straße unterhalb des Burg-Schlosses, für angemeldete Besucher bzw. Gäste ist die Zufahrt zum Tor möglich. Die bauhistorisch bedeutende Anlage, die von den Eigentümern schonend revitalisiert und als "Ort der Begegnung" gesehen wird, kann zwischen März und November nach Voranmeldung mit Führung besichtigt werden. Die Räumlichkeiten stehen darüber hinaus für Seminare, Schulausflüge, Exkursionen, Vorträge, Ausstellungen und Feierlichkeiten zu verfügen, in der Kapelle können Hochzeiten und Taufen abgehalten werden. Ritteressen, Erlebnistage für Kinder und "Mittelalterliche Spektakel" vervollständigen das Angebot.
Gasthäuser
GH "Goldenes Schiff" in Loosdorf, GH "Zum Schwarzen Bären" in Loosdorf, GH Falkensteiner in Roggendorf, GH "Goldener Hirsch" in Melk.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 130 f.
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 151 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 139 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 106
- Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 11
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 18 ff.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 44 ff.
- Gerhard Floßmann, Loosdorf an der Westbahn. 400 Jahre Markt. Loosdorf 1984, 244 f.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 394 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und VIII, A 98
- Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 2. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung 16 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 111. Jg., Nr. 15, Sonderschrift 9), Wien 1974, 239–252, 246 f., Plan 10–12
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 57
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 113 ff.
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 6