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Hauptburgenname Mailberg I
ID 152
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Mailberg
OG/MG/SG Mailberg
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 739105
BMN34 hoch 392860
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die Herrschaftsgeschichte ist ident mit jener von Mailberg II (s. d.), wie lange diese für die Hausberganlage relevant ist, bleibt gegenwärtig noch offen. Schwammenhöfer nimmt die Aufgabe dieses Sitzes erst während des 14. Jhs. an.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die ehem., noch tlw. erhaltene Hausberganlage liegt auf dem Kirch- bzw. Friedhofshügel von Mailberg. Dieser springt knapp östl. des Ortszentrums, etwa 400 m nördl. des Schlosses, als steil abfallende Rückfallkuppe der Atlesberge gegen W vor und trägt heute den Ortsfriedhof und die Friedhofskapelle hl. Kunigunde. Die steile Zufahrtsstraße führt über den SO-Hang und benutzt im letzten Abschnitt den vermutlich ehem. Abschnittsgraben, der den Burghügel vom Hinterland im SO trennt. Der Friedhof ist von einer rezenten, polygonal geführten Mauer umgeben, die wahrscheinlich einem äußeren Befestigungsring folgt. Schwammenhöfer gibt den Durchmesser jenes Bereiches mit rund 50 m an. Innerhalb desselben liegt die Kunigundenkapelle auf einer zusätzlich erhöhten Terrasse, die von einer rezenten Mauer gestützt wird und die wohl den ehem. Kernwerksbereich beschreibt. Dieses Plateau besitzt nach den vorliegenden Berichten einen Durchmesser zwischen 25 und 30 m. Im NW ist ein ehem. Vorwerksbereich zu rekonstruieren, der heute von einer Erweiterung des Friedhofes und von einem hier angelegten Zugang beeinträchtigt wird. Außerhalb der Friedhofsmauer ist eine etwas tiefer situierte, 3–4 m breite Terrassenstufe erkennbar, die vom Abschnittsgraben im O bis zur Terrasse im NW führte. Eine weitere Terrassenstufe könnte im Bereich des SO-Hanges, in Verlängerung des Hals- bzw. Abschnittsgrabens vorhanden gewesen sein. Weitere, nach den Berichten vorhandene Geländeformationen sind nicht mehr klar einzuordnen und gehen mglw. auf spätere Geländeveränderungen zurück. Die im Zentrum des "Kernwerks" situierte Kunigundenkapelle, die den Burghügel bereits von weitem kennzeichnet, entstand durch die Erweiterung einer kleinen rom. Kapelle mit einem nördl. Seitenschiff. Dieser 2-jochige, strebepfeilergestützte Teil des 14. Jhs. schließt mit einem kleinen Polygonalchor im O. Bei der Erweiterung wurde die N-Mauer des Primärbaues durch 2 Bögen geöffnet. Die rom. Kapelle bildete einen rund 10 x 6 m großen Apsidensaal, dessen Apsis in späterer Zeit abgebrochen wurde. Sowohl im Inneren als auch an der Außenseite der O-Mauer ist jedoch die Lage der Apsis durch den sichtbar belassenen, quadergerahmten und außen flächig vermauerten Triumphbogen rekonstruierbar. Der Bogen zeigt die erhaltenen, tlw. eingemauerten Kämpfergesimse. Die sowohl raumseitig als auch an der Außenseite zu beobachtende Höhenlage der Apsisnische lässt mglw. einen ehem. Apsidenerker rekonstruieren. In der S-Mauer ist ein außen vermauertes Rundbogenfenster erhalten, in der Vermauerung der Apsis zeichnet sich der Rundbogen eines weiteren vermauerten Fensters unbekannter Zeitstellung ab. Die Lage auf der spornartigen Rückfallkuppe wäre für einen hochmittelalterlichen Sitz hervorragend geeignet. Ob hier mglw. ein Vorgängerbau des Burg-Schlosses vorliegt, muss dennoch unbeantwortet bleiben, da auch an diesem hochmittelalterliche Befunde auftreten. Durch den flächendeckenden Verputz ist über die Mauerstruktur der Kapelle kein engerer Datierungshinweis zu gewinnen, eine Entstehungszeit im Hochmittelalter steht jedoch außer Zweifel. Die Errichtung im (frühen) 13. Jh. im Zusammenhang mit der Heiligsprechung Kunigundes v. Luxemburg, der Gattin K. Heinrichs II. im Jahr 1200 – das Patrozinium wurde ab dieser Zeit häufiger verwendet – sei zur Diskussion gestellt. Im rom. Teil der Kunigundenkapelle eine ehem. Burg- bzw. Herrschaftskapelle zu vermuten, erscheint berechtigt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Erkennbare, hausbergartige Anlage, heute Friedhof. Gelände frei zugänglich, Kapelle versperrt.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 258 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 692 f.
  • Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 103 ff.
  • Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 395
  • Rudolf Fürnkranz, Mailberg. Ein Abriß der Ortsgeschichte, Festschrift anläßlich der Verleihung des Marktwappens durch die NÖ Landesregierung am 23. Oktober 1999. Mailberg 1999, 9 ff., 18, 23 ff., 34 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 398 f.
  • Leopold Kammerhofer, Marktgemeinde Mailberg. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 763–771, 763 ff.
  • Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 134 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 54/1
  • Maximilian Weltin, Die Anfänge der Johanniterkommenden Mailberg und Stroheim. Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 18, Linz 1996, 187–201
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 225, 243
  • Wolfgang Westerhoff, Karner in Österreich und Südtirol. St. Pölten–Wien 1989, 111
Mailberg I. Luftbild des Kirchenhügels von S (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Mailberg I. Luftbild des Kirchenhügels von S (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška