Hauptburgenname
Matzen I
ID
156
Objekt
Schloss
Adresse
A-2243 Matzen
KG
Matzen
OG/MG/SG
Matzen-Raggendorf
VB
Gänserndorf
BMN34 rechts
776846
BMN34 hoch
362954
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Nördl. von Gänserndorf, in Reyersdorf oder Groß Schweinbarth von der B 220 nach Matzen abzweigen. Vom Ortszentrum ist die Zufahrt bis zum Schlosseingang möglich. RAD: Der "Bernsteinweg" führt knapp nördl. von Prottes unmittelbar am Schloss in Matzen vorbei.
Geschichte
1194/96 wird "Liucardis de Mocen" urk. genannt, Gattin von Waltman. Nach Büttner sind die "Mazonen", Stadtministerialien in Hainburg, zwar in der Gegend begütert, doch nie im Besitz Matzens nachweisbar. Nach 1387 ist Matzen im Lehensbuch Albrechts III. genannt. Um 1432 werden die Brüder v. Aichenstauden belehnt. In dieser Zeit sind auch die Hauser hier begütert, die 1551 die nun freieigene Hft. an die Herberstein verkaufen. 1629 verkaufen diese an die Fünfkirchen, um 1700 fällt Matzen durch eine Erbtochter an die Kinsky. Im 16. und 17. Jh. ist das Schloss als Fluchtort genannt. Christian Josef Gf. Kinsky baut das Schloss um 1827 im romantischen Sinne um. 1931 gelangt es an die Fam. Löw, 1963 an Ing. Alfons Belak, der die Schäden nach 1945/46 beseitigt. Folgebesitzer sind Ulrike Reitinger und 1989–1993 DDr. Clement. Heute ist das Schloss im Besitz der Hausverwaltung Ing. M. Mandl, Wien.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt in erhöhter Lage nordöstl. des Ortszentrums auf einer gegen die Siedlung gerichteten, spornartigen Rückfallkuppe, einem südwestl. Ausläufer des Matzener Waldes.
Die Topographie gestattete eine typische Spornlage, wobei die Anlage in O-W Richtung dem Gelände folgt. Die heutige Zufahrtsstraße benutzt vermutlich die Eintiefung des ehem. Halsgrabens, der zum Schutz gegenüber dem überhöhten Vorgelände nötig war. Das heutige Schloss ist das Resultat neuzeitlicher Baumaßnahmen, insbes. der Umbauten durch die Frhn. v. Fünfkirchen zwischen 1629 und 1700. Nach Dehio geht der heutige Baubestand weitgehend auf das 17. Jh. zurück. Inwieweit Bauteile des Mittelalters vorhanden sind, geht aus der Dehio-Bearbeitung nicht schlüssig hervor, läge aber durch die unregelmäßig-polygonale Form der westl. situierten Kernburg nahe. Eine entsprechende Überprüfung konnte in Ermangelung eines Zutritts nicht stattfinden. Einblicke in die Mauertechnik sind etwa an der nordwestl. Außenfront möglich, Putzfehlstellen zeigen eine ausschließliche Verwendung von Ziegel als Baumaterial, was die Angaben bezüglich der Errichtungszeit im 17. Jh. als berechtigt erscheinen lässt. Zentrum der Anlage ist die 3-flügelige, 3-gesch. Kernburg an der W-Spitze des Burgberges, deren äußere Fronten gegenwärtig ein sehr nüchternes Bild vermitteln. Teile der Befensterung dürften den einfach profilierten Steinrahmungen zufolge dem 17. Jh. zuzuweisen sein. Zahlreiche mächtige Strebepfeiler aus Ziegel stützen die talseitigen Teile der Anlage. Die Erdgeschoßräume sind durchwegs stichkappengewölbt, in den Obergeschoßen sind Reste der romantischen Ausstattung des 19. Jhs. erhalten. Die Hofbefensterung gehört nach Dehio dem späten 16./frühen17. Jh. an. Zur Erschließung der Räume dienen außen liegende Verbindungsgänge mit tlw. Eisenkonstruktionen. Über dem Portal der Kapelle ist eine rom. Figur eingesetzt, die nach Dehio mglw. in das späte 12. Jh. datiert.
Zwingeranlagen liegen im W der Kernburg, ausgedehntere Anlagen sind an der östl. Zugangsseite vorgelagert. Letztere gliedern einen langgestreckten, 2-gesch. Trakt, die sog. "Schlosstaverne" aus dem 17. Jh. ein. Die ehem. Toranlage wich einem Schmiedeeisentor zwischen Mauerpfeilern. Am S-Hang liegen die ummauerten Terrassen ehem. Gartenanlagen. 1827 erfuhr der Bau eine nachhaltige Veränderung seines Erscheinungsbildes, als Christian Gf. Kinsky einen für Österreich relativ frühen romantischen Umbau durchführte. Während dieser Umgestaltungen erhielt der Bau die gezinnten, mit Türmchen versehenen Treppengiebel, entsprechend wurden die Umfassungen der ehem. Zwinger gestaltet. Die "Schlosstaverne" erhielt einen 3-gesch. schlanken Turm mit vorkragendem Zinnenabschluss als "Bergfried" angebaut. Am Bergrücken im O der Anlage lagen ehem. Parkanlagen, darunter liegen ausgedehnte, befahrbare Kelleranlagen des 18. Jhs. Nach Behebung erheblicher Kriegsschäden erfolgten Restaurierungsarbeiten, danach war im Schloss eine Außenstelle des Museums für Völkerkunde etabliert. Nach der Übernahme durch den gegenwärtigen Besitzer wurden neuerliche Restaurierungsarbeiten begonnen, das Schloss ist danach jedoch nur noch zur privaten Nutzung vorgesehen.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Tlw. restaurierter und privat genutzter Schlossbau, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeit vor der Schlosseinfahrt.
Nach kürzlichem Besitzerwechsel befindet sich das Schloss in Restaurierung, wobei künftig nur noch private Nutzung vorgesehen ist. Eine Besichtigung ist nicht möglich, die Einblickmöglichkeiten von außen sind sehr eingeschränkt.
Gasthäuser
GH Schwab in Matzen, GH "Zur Weintraube" in Matzen, GH "Zum Karpfenteich" in Nexing.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 131
- Walther Brauneis, Die Schlösser im Marchfeld. St. Pölten–Wien 1981, 33 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 280 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 53 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 156
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 726 f.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 412 f.
- Anton Hofer, Matzen. Ein Dorf – seine Bewohner – seine Geschichte. 800 Jahre Dorfgemeinschaft. St. Pölten–Wien 1994, 116–131
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 100
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 120
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 51