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Hauptburgenname Grafensulz
ID 1570
Objekt fraglicher Sitz
KG Grafensulz
OG/MG/SG Ladendorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 758569
BMN34 hoch 379054
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Am nördl. Ortsausgang südl. zur Kirche abzweigen.
Geschichte Nennungen, die auf einen Sitz in der A. d. 14. Jhs. erstmals genannten Ortschaft Grafensulz weisen, sind nicht bekannt bzw. bislang nicht publiziert. Die von Weigl/HONB gebrachte, etymologische Deutung als Gründung durch eine Gräfin ist nach neueren Forschungen (Schuster) nicht mehr haltbar.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die dem Hl. Ägyd geweihte Pfarrkirche von Grafensulz liegt 3,6 km westnordwestl. von Ladendorf. Grafensulz liegt im sog. "Leiser Grund", am SO-Abfall der Leiser Berge, die Kirche ist südöstl., völlig isoliert auf einem nordwestl. gegen die Siedlung laufenden Geländerücken situiert. Als Flurbezeichnung erscheint hier der Name "Kirchfeld". Die Lagestelle am nordwestl., tlw. steil abfallenden Ende dieser Geländesituation wird an 3 Seiten, im N, W und SW von einer versumpften, grabenartigen Niederung umgeben, die von einem Nebengerinne des Grafensulzer Baches durchflossen wird und heute zur Anlage kleiner Teichanlagen verwendet wird. Das anschließende Friedhofsareal wird von einer im Rechteck geführten, jedoch neuzeitlichen Umfassungsmauer umgeben, im N und W fällt das Gelände mit hohen Böschungen ab, im O und S ist es durch niedrige, aber deutliche Böschungen gegen die hier dicht heranreichenden beackerten Flächen begrenzt. Abgekommene Annäherungshindernisse im S und mglw. auch eine im Mittelalter völlig anders orientierte Siedlungssituation vorausgesetzt, wäre die beschriebene Stelle für einen ehem. Sitz in hausbergartiger Form in ausgezeichneter Weise geeignet. Die Pfarrkirche ist durch freigelegte hochmittelalterliche Mauerwerkstrukturen als ehem. Chorquadratkirche zu rekonstruieren, die in der Barockzeit gegen W und S erweitert und auch mit einem Turm versehen wurde. Das ca. 10 x 6,5 m große Langhaus ist weitgehend im heutigen Kirchenbau erhalten, das etwas gestelzte, eingezogene Chorquadrat ist nur 4,5 m breit. Die Barockisierung zerstörte durch große Fensterausbrüche die urspr. Befensterung, von der nur noch spärliche Reste sichtbar sind. Ein stark trichterndes, sekundär eingebautes Lanzettfenster in der N-Mauer des Langhauses stammt von einer Adaptierung der frühen Gotik. Die südl. Anbauten integrieren im O den apsidenartigen Rundbau eines hochmittelalterlichen Baukörpers. Nach Dehio ist hier ein Karner des 12. Jhs. zu sehen, dessen Rest in den jüngeren Bau der Chorquadratkirche und letztlich auch der barocken Erweiterungen integriert wurde. Die vom Flächenputz befreiten Mauerstrukturen des "Karners" bestehen aus hammerrecht bearbeiteten, lagig verlegten Bruchsteinen. Von O belichtete ein schmales Rundbogenfenster den Bau, am monolithischen Sturz des Werksteingewändes ist eine bemerkenswerte Ritzdekoration mit Zick-Zack-Band zu beobachten. Nach Dehio datiert die ehem. Chorquadratkirche in das 13. Jh. Ausschlaggebend dafür ist wohl das profilierte Kreuzrippengewölbe mit dekorativem Schlussstein im Chorquadrat, doch ist durch die heute sichtbaren Mauerstrukturen mglw. eine frühere Datierungen denkbar, da das qualitätsvolle, jedoch durch Lagerfugenversatz und starken zonalen Strukturwechsel geprägte Quadermauerwerk der Kirche durchaus früher als jenes des "Karners", mglw. in die 1. H. d. 12. Jhs. datiert werden könnte. Urk. Hinweise auf einen ehem. Sitz sind nicht bekannt, als Indiz kann nur die – wohl rezent veränderte – Topographie herangezogen werden. Eine Ansprache als "fraglicher Sitz" erscheint gerechtfertigt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Mglw. ehem. Hausberganlage. Gelände frei zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 246
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 306 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, G 260
  • Elisabeth Schuster, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe B), Band 1–3, Wien 1989–1994 II, G 260