Hauptburgenname
Zellerndorf
ID
1669
Objekt
Ansitz|Turmhof|Dorfturm, stark umgebaut
KG
Zellerndorf
OG/MG/SG
Zellerndorf
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
721860
BMN34 hoch
395285
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Nach 1149 ist anlässlich einer Stiftung des Warmund v. Eggendorf der Ort "Celdrandorf" urk. nachweisbar. Der Besitz präsentiert sich hier frühzeitig stark zersplittert. Zu den kirchlichen Grundherren gehören u. a. Klosterneuburg, Heiligenkreuz, St. Pölten und Zwettl, später reihen sich das Nonnenkloster St. Bernhard und das Stift Herzogenburg hinzu. Größeren Besitz hat das Kloster Altenburg, das diesen während des 13. und 14. Jhs. durch Zukäufe und Schenkungen vergrößern kann. Neben diesen Güterkomplexen besteht in Zellerndorf eine Hft. mit eigenem Sitz, der 1310 durch den Ritter "Dietmar den Hadransdorfer von Zellerndorf" erstmals nachweisbar ist. 1319 ist (derselbe?) Dietmar v. Zellerndorf genannt. Der Besitz ist landesfürstliches Lehen, denn 1376 stimmt Hzg. Albrecht III. zu, dass Hans Dachpeck "die halbe Veste ze Zeldrendorf" als Morgengabe für seine Tochter verwendet. Ein Johann der Dachpeck ist noch 1409 als Besitzer nachweisbar. Als sie 1476 von Johann Hinterholzer an die Eitzinger verkauft wird, ist sie jedoch bereits verödet. 1540 ist Marquard v. Kuenring Eigentümer, 1573 ist Friedrich v. Hain nachweisbar, 1611 Otto Friedrich Geyer. 1626 kommt der Besitz von Johann Unterholzer an Ferdinand Dillher v. Althen, erst 1710 folgt das Wiener Jesuitenkolleg und 1826–1848 das Wiener Schottenkloster.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Nach Dehio ist die „ehem. Feste“ im Bereich der heutigen „Schloßmühle“, Zellerndorf Nr. 1, zu suchen. Das derart bezeichnete Objekt liegt am westl. Ortsausgang von Zellerndorf, jedoch im Verlauf des urspr. Ortsangers, der heute eine Parallelstraße zur südl. verlagerten Durchfahrtsstraße bildet.
Die „Schloßmühle“ ist eine 3-flügelige, 2- bzw. 3-gesch. Anlage, umgeben von Gartenanlagen, die gegenüber der umliegenden, dörflichen Bebauung dominant in Erscheinung tritt. Nach der Beschreibung stammt der heute restaurierte und privat bewohnte Bau aus dem 16./17. Jh. Mit Ausnahme einer aufgeputzten Ortsteinquaderung und profilierten Fensterrahmungen zeigt sich das Gebäude relativ schmucklos. Der Zugang erfolgt über eine zentral angelegte Toranlage im N-Trakt, dem ehem. Mühlentrakt. Das rundbogige Tor ist mit seinem Rossettendekor dem 17. Jh. zuzuweisen, die kreuzgratgewölbte Durchfahrt vermittelt zum nach O geöffneten Hof. Ein vor dem Tor angebrachter Radabweiser trägt die Aufschrift "IHS 1701". Im Erdgeschoß des N-Traktes befindet sich eine spiegelgewölbte Pfeilerhalle mit dekorativer Stuckdecke, die nach Dehio in das späte 16./frühe 17. Jh. datiert. Im Obergeschoß befinden sich Flachdecken sowie Kreuzgratgewölbe, ebenfalls mit Stuckdekorationen des 17. Jhs. Am stark vor die Front tretenden NO-Trakt ist eine kleine Fensteröffnung mit profiliertem Steingewände erhalten, die stilistisch dem 2. V. d. 16. Jhs. zuzuweisen ist. Die W- und S-Trakte waren vermutlich wirtschaftlichen Zwecken vorbehalten, der W-Trakt gibt sich durch entsprechende Befensterung als Speicherbau zu erkennen. Im S-Trakt sind wiederholt zeitgemäße Gewölbelösungen, wie Tonnen- und Stichkappengewölbe erhalten. Weitere Details zur Baugeschichte gibt der Bau nicht preis, ob sich (spät-)mittelalterliche Bauteile in seinem Inneren verbergen, bleibt vorerst unbekannt. Der Stich von Vischer von 1672 zeigt einen blockhaften, schlossartigen Bau, neben dem die Häuser des Dorfes, offenbar auch geländebedingt, stark in den Hintergrund treten, eine Situation, die durchaus mit der heutigen in Übereinstimmung zu bringen ist.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 115
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 413 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1318 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII und VIII, Z 43
- Andrea Leonhartsberger, Josef Prinz, Die Katastralgemeinden – eine topographische Bestandsaufnahme. In: Christina Mochty-Weltin, Ernst Bezemek, Wilhelm Ostap (Hg.), Heimatbuch Zellerndorf. Zellerndorf 2000, 359–427, 406 ff.
- Christina Mochty-Weltin, Die Marktgemeinde Zellerndorf 1500–1700. In: Christina Mochty-Weltin, Ernst Bezemek, Wilhelm Ostap (Hg.), Heimatbuch Zellerndorf. Zellerndorf 2000, 49–72, 49 ff., 64 f.
- Josef Prinz, Marktgemeinde Zellerndorf. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 938–961, 938 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 101
- Wolfgang Westerhoff, Karner in Österreich und Südtirol. St. Pölten–Wien 1989, 166
- Roman Zehetmayer, Die Marktgemeinde Zellerndorf im Mittelalter. In: Christina Mochty-Weltin, Ernst Bezemek, Wilhelm Ostap (Hg.), Heimatbuch Zellerndorf. Zellerndorf 2000, 24–28, 27 ff.