Hauptburgenname
Brunn
ID
1789
Objekt
Schloss
Adresse
3522 Brunn am Walde 1
KG
Brunn am Walde
OG/MG/SG
Lichtenau im Waldviertel
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
681839
BMN34 hoch
373679
UTM 33N rechts
530294.21
UTM 33N hoch
5371689.5
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Nahe Gföhl von der B 37 südwestl. nach Brunn am Wald (ca. 5 km) abzweigen. Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet beim Schloss. RAD: Vom „Kremstalweg“, Variante „Albrechtsberg“, in Scheutz Richtung Lichtenau–Brunn am Wald (ca. 4 km) abzweigen.
Geschichte
Seit 1114 bzw. 1128 nennt sich ein von den Kuenringern abhängiges Ministerialengeschlecht nach Brunn, das auf diesen Ort bezogen werden kann, da auch im 13. Jh. die Kuenringer hier nachweisbar sind. 1258 wird ein „Dietlo de Prunne“ genannt. Um 1300 gelangt der Besitz an die Hrn. v. Lichtenegg, vor 1337 als deren Erbe zu freiem Eigen an Konrad (III.) v. Neidegg. Sein Sohn Ulrich (III.) v. Neidegg richtet 1374 an der Brunner Burgkapelle pfarrliche Rechte ein. Ulrichs Sohn Hans (III.) v. Neidegg zu Ranna (gest. 1425, ehem. Grabplatte in der Paulinerklosterkirche Unterranna) folgt dem Vater auch als Inhaber von Brunn nach. Leopold (III.) v. Neidegg zu Rastenberg(-Ranna) (gest. 1519, Fragmente der Wappengrabplatte in der Burgkirche Oberranna) war nach dem Aussterben der Rannaer Linie seiner Fam. 1484 Erbe der Burgen bzw. Hftn. Oberranna, Brunn am Walde, Rastenberg und Albrechtsberg. 1559 verkauft Georg (IV.) v. Neidegg zu Ranna und Lichtenau Brunn an seinen Schwager, den vormaligen niederösterr. Landuntermarschall Ludwig Kirchberger zu Viehofen, Hohenegg und Rossatz. Durch Anna Kirchberger fällt Brunn an deren Mann Hans Paul v. Maming (gest. 1563, Epitaph von 1584 in der Pfk. Kirchberg an der Pielach). Zwischenzeitlich erscheint 1566 Wolf Vöttenhuber zu Haiding als Bestandinhaber von Brunn, vor 1579 gelangt die Hft. an Annas Tochter Elisabeth v. Maming und deren Mann Hans Christoph Geymann, 1581 von Elisabeth Geymann an Job Hartmann v. Trauttmansdorff. 1584 erfolgt der Umbau zum Wasserschloss mit repräsentativer Fassadengliederung, an der SO-Fassade im 1. Obergeschoß ist an den Ortsteinquadern die Jahreszahl „1584“ in Putz eingeschnitten. 1647 ist Adam Maximilian v. Trauttmansdorff Inhaber von Brunn. 1673 oder 1684 erwirbt Ferdinand Ernst Gf. Herberstein den umfassenden Besitz. In der Folge wird Brunn Verwaltungsmittelpunkt der Herberstein’schen Besitzungen in NÖ. 1792 geht Brunn an Johann Gf. Stiebar, 1803 an Anton Edlen v. Meidl, 1812 an die Frhn. v. Ehrenfels. Vor 1945 kommt das Schloss an Hermann Ehrhardt, 1976 an Dr. Helmut Mitterbach. Heute ist es im Eigentum von Dr. Erhard Schwanzer.
Text
A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung
1,4 km östl. von Lichtenau im Waldviertel liegt im SO des Dorfes Brunn am Wald, unmittelbar an der Ortsumfahrung, ein ca. 100 x 150 m großer Teich als Standort des Wasserschlosses. Die Ausrichtung des Ortsangers auf den ehem. Schlossbereich ist noch heute erkennbar. Weit gespannte Umfassungsmauern umgeben die westl. Bereiche des Teiches und das hier angelegte Wirtschaftsareal, von dem nur noch ein 2-flügeliger, 2-gesch., stark überformter Bau des 16. Jhs. an der N-Ecke erhalten ist. Das Schloss ist ein blockhafter, nahezu quadratischer, 3-gesch. 4-Flügel-Bau des späten 16. Jhs. Es ist an den NW-Rand des Teiches gerückt, sodass es vom gegenüberliegenden Wirtschafts- und Vorhofbereich über eine kurze Brücke zu erreichen ist. Der Bau ist ohne sichtbaren natürlichen Untergrund in den Teich gesetzt, sein Erdgeschoß weist aber noch heute keinerlei Feuchteschäden auf. Das stark rustizierte Renaissanceportal im Zentrum der NW-Front weist noch Blende und Rollenlöcher der ehem. Zugbrücke auf. Eine stichkappengewölbte Einfahrt führt in einen relativ engen, von unterschiedlich tiefen Trakten umgebenen, rechteckigen Binnenhof. Der Bau ist durch ein Konsolgesims und durch aufgeputzten Ortsteindekor (bez. „1584“) betont. Das schwach geböschte Erdgeschoß öffnet sich mit querrechteckigen Fenstern, die Obergeschoße mit regelmäßigen Fensterachsen, deren Rahmungen und Verdachungen in das frühe 17. Jh. weisen. Das steile, 1999 erneuerte Walmdach wird durch Gaupen und mehrere bemerkenswerte Renaissancekamine des späten 16. Jhs. durchbrochen. Die Erdgeschoßräume sind mit Stichkappengewölben ausgestattet, die des Obergeschoßes mit bandlwerkstuckierten Flachdecken des 18. Jhs. und mehreren Kachelöfen der Rokokozeit. Der durch seine Lage überaus romantisch wirkende Bau wurde unter Anleitung des BDA aufwändig restauriert (abgeschlossen 2006). Nach einem Fundbericht von Bors konnte nördl. der „letzten Häuser“ von Brunn ein Scherbenstreugebiet festgestellt werden, das mglw. mit der ehem. Primärsiedlung in Zusammenhang steht. Das Zentrum dieses „mittelalterlichen Siedlungsplatzes“, für den der Name der Flur, „Altenburg“ verwendet wurde, konnte ca. 1 km nördl. von Brunn am Wald nahe einer ehem. Teichanlage auf Parzelle Nr. 567 festgestellt werden. Für den von Bors hier vermuteten Sitz in Form eines „Festen Hauses“ sind jedoch nicht genügend Indizien vorhanden. Demnach könnte die heutige Siedlung das Ergebnis einer späteren, auf einen jüngeren Sitz gerichteten Ortsverlagerung sein. Die geborgenen Keramik- und Kleinfunde datieren nach S. Felgenhauer-Schmiedt in das 12.–15./16. Jh.
Text
G.R., A.H.Z.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Jüngst restauriertes Schloss, Privatbesitz
Touristische Infrastruktur
Das Schloss ist Privatbesitz. Die Situation erlaubt einige Blicke auf den romantisch im Teich gelegenen Bau.
Gasthäuser
GH Schindler in Brunn am Walde, GH Zeillinger in Lichtenau.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 19
- Kurt Bors, Neue Perspektiven zur Siedlungsgenese im mittleren Waldviertel. Geografisch-archäologische Untersuchungen zur mittelalterlichen Entwicklung der Dörfer in der Marktgemeinde Lichtenau bei Gföhl. Das Waldviertel 57/4, Horn 2008, 435–470, 435–439
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 35 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 220 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 300 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 112
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 80
- Gerald Winner, Die Urkunden des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1111–1892. In Regestenform bearbeitet. Fontes Rerum Austriacarum II/81, Wien 1974, Nr. 852
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 30/1991, 327
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 37/1998, 844
- Friedrich Hausmann, Die Neudegger. Geschichte und Genealogie eines österreichischen Adelsgeschlechtes. Dissertation Universität Wien 1940, 44
- Josef Krinninger, Wasserschlösser. In: Eduard Stepan (Hg.), Das Waldviertel 7, Geschichte Bd. 1, Wien 1937, 209–220, 214
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 81 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 11
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 50†, 161, 256, 281, 310
- Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Reg. 227