Hauptburgenname
Buchenstein
ID
1793
Objekt
Burgruine
KG
Oberpfaffendorf
OG/MG/SG
Raabs an der Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
0
BMN34 hoch
0
UTM 33N rechts
533455
UTM 33N hoch
5411511
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: 1,7 km südl. von Raabs an der Thaya nach Liebnitz abzweigen, von wo eine Verbindung nach Speisendorf führt. Unmittelbar nach der Thayabrücke zweigt rechts ein Fußweg ab, der am nördl. Flussufer in östl. Richtung (ca. 700 m) zur Burgruine führt. Bei der Thayabrücke ist Parken nur eingeschränkt möglich. Von hier ist die Burgruine über einen unmarkierten Weg in rund 15 Min. erreichbar. RAD: „Waldviertelweg" und „Thayatalweg" benutzen westl. von Raabs dieselbe Trasse. Zweigt man östl. von Speisendorf nach Liebnitz ab, erreicht man die Thayabrücke und den Beginn des Fußweges.
Geschichte
Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte in der „villa Lymbtz“ inne. Im Jahre 1175 ist ein Gotefrit de Libenze urk. fassbar. Er und die für 1202 und 1203 bezeugten Ecchehardus de Lidimitze und Heinrich v. Libniz können mglw. ebenso mit der Feste Buchenstein in Verbindung zu bringen sein wie auch nachfolgend nach Liebnitz genannte Personen, etwa 1294 Hugo von Lidbnitze, 1314 Peter, Hermann und Ludwig v. Lidnitz. „Puchenstein“ ist im Lehenbuch der Hrn. v. Puchheim um 1385 angeführt. Im Jahre 1429 ist ein gewisser Sechsl als Patron der Kapelle nachweisbar, 1436 Johann d. Muntzk. Er war Bgf. zu Raabs und wird nach seinem Tod 1463 von seinem Cousin Johann Kürbitz beerbt. Unter ihm und seinem Nachfolger Balthasar Sumar gelangen einzelne Einkünfte der Feste an die Fam. Hofkirchen zu Kollmitz. Die nz. Besitzerreihe ist auf das verm. wiedergegründete Liebnitz (s.dort.) beziehbar. 1550 wird der Name nur noch zur Lokalisierung eines Ackers verwendet.
Text
M.J., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die kleine, stark ruinöse Burganlage liegt 2,5 km westnordwestl. von Raabs an der Thaya und ist als „R. Buchenstein" auf der ÖK 50/Blatt 7 ausgewiesen. Sie erhebt sich auf einem schroff abfallenden Felssporn am linken Flussufer. Der an 3 Seiten, besonders an der Talseite senkrecht abfallende Sporn bot eine maximale Fläche von rund 40 x 20 m. Ein bereits stark verebneter Halsgraben riegelt den Platz gegen das überhöhte Vorgelände ab, das relativ nahe zur Burg reicht und durch landwirtschaftliche Nutzung wohl rezent verändert ist. Die Ringmauern sind an die äußersten Kanten des Sporns gestellt und umschließen polygonal verlaufend eine Fläche von durchschnittlich 31 x 18 m. Die rund 1,60 m starken Mauern sind weitgehend als Futtermauern erhalten, tlw. bis zu mehreren m Höhe. Nur an der SW-Ecke ragt ein mehrere m hoher Mauerzahn auf, dessen innere Mauerschale jedoch fehlt. Das Innere der Anlage ist tlw. stark überwachsen, von der Binnenbebauung finden sich nur im S geringe Spuren, die aber keine Gebäudeansprache zulassen. Zur Sicherung gegen die nördl. Bergseite wurde ein auffallend mächtiger, 5-eckiger Bergfried errichtet, der fast zur Gänze vor die Ringmauer trat. Von diesem Bau sind nur Teile des untersten Geschoßes erhalten, die Spitze und die Hofmauer fehlen. Durch das Aufmaß ist eine Breite von rund 9,30 m zu rekonstruieren, die Längsseiten maßen ca. 8,40 m. Die Gesamtlänge mit der Keilspitze betrug rund 13 m, die Mauerstärken schwanken zwischen 2,45 m und 2,70 m. Unbekannt ist die Lage des Tores, das als zurückgezogenes Flankentor neben dem Turm zu vermuten ist. Da die Ringmauer im W eine knapp 4 m breite Flanke bildet, wäre es naheliegend hier zu rekonstruieren. Das Mauerwerk des Turms besteht aus Bruchsteinen unterschiedlicher Größe und Form, die das Streben nach Lagigkeit erkennen lassen. Eine Datierung in die 1. H. d. 13. Jhs. erscheint daher denkbar. Nördl. des Turms sind auf einer zum Halsgraben vorgelagerten schmalen Terrasse künstliche Geländeformationen und Schutthügel – tlw. auch Mauerreste – zu sehen, die wohl eine kleine Vorburg bzw. einen Zwinger rekonstruieren lassen. Rund 300 m ostnordöstl. der Burgruine fand Bors ein Scherbenstreugebiet, das auf eine zur Burg gehörige Ortswüstung oder auf einen Meierhof weisen dürfte. Es liegt überwiegend auf Parzelle Nr. 184, oberhalb bzw. rechts eines kleinen, zur Thaya entwässernden Bächleins. Die Parzelle ist auf der Admin.Karte NÖ/Blatt 7 als Wiese verzeichnet, als Flurname erscheint hier „Buchenstein Feld". Die hier aufgefundene Keramik datiert ins 14.–16. Jh.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur
Die romantisch über dem Fluss gelegenen Reste der kleinen Burganlage sind frei zugänglich. Das naturbelassene Gelände ist tlw. stark überwachsen und erfordert nicht zuletzt wegen der talseitigen Steilabstürze Trittsicherheit und ein Mindestmaß an Vorsicht.
Gasthäuser
Hotel „Thaya" in Raabs, GH „Zur Goldenen Krone" in Raabs.
Literatur
- Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 246
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 94
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 297 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 408 f.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 153 f.
- Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, 136
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 33/1994, 634 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, B 559
- Franz X. Kießling, Die Drei Thayaburgen Buchenstein, Eibenstein, Unter-Thyrnau, nebst der Oertlichkeit Lehstein und einem kurzen, geschichtlich-heraldischen Abrisse über das Geschlecht der Herren von Tirna (Thürnau). Wien 1895, 51 ff.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 15
- Oskar v. Mitis, Eine Urkunde des Grafen Konrad v. Raabs aus dem Jahre 1175. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 31, Wien 1910, 110–114, 110–114
- Stephan Neill, Topographie der verschollenen Ortschaften im Viertel ober dem Mannhartsberge. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich XVII, Wien 1883, 145–218, 151
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 101 ff.
- Alois Plesser, In Vergessenheit geratene einstige Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1, Wien 1902/03, 89–102, 127–130, 138–143, 145–157, 170–178, 240, 97
- Gerhard Reichhalter, Die Burgruine Buchenstein bei Raabs. Gruber Burgblätter 10 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1993
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 43
- Sommerfrische Raabs an der Thaya und Umgebung (hg. v. Verschönerungs-Verein von Raabs und Oberndorf-Raabs). Raabs an der Thaya 1901, 141 ff.
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. V, 831 f.
- Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 22
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), 1373,10; 1373,12