Hauptburgenname
Arndorf
ID
1796
Objekt
Schloss
Adresse
3650 Arndorf 1
KG
Arndorf
OG/MG/SG
Pöggstall
VB
Melk
BMN34 rechts
662726
BMN34 hoch
351173
UTM 33N rechts
511584.59
UTM 33N hoch
5348865.14
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Otto v. „Aerndorf" wird 1321 urk. genannt. Bis 1482 sind die Arndorfer, die schon um bzw. bald nach 1400 und 1462 mehrfach als Stifter der (heutigen) Pfk. Neukirchen am Ostrong auftreten, im Besitz der Hft. In diesem Jahr verkauft Wolfgang Arndorfer (gest. 1505, Grabplatte und ein von ihm gestiftetes Bildfenster in der Pfk. Neukirchen am Ostrong) den Besitz an seinen Vetter Hans Schauchinger (gest. 1522, Grabplatte und von ihm gestifteter Altar in der Pfk. Neukirchen am Ostrong). 1534 geht er von den Schauchingern an Georg Kornfail. 1548/50 ist Emmeram Gold v. Lampoding Pfleger oder Bestandinhaber von Arndorf, später gelangt es an den aus Rovereto stammenden Kaspar v. Lindegg zu Lisanna (gest. 1586, Epitaph in der Pfk. Weiten). Der katholische Aufsteiger wurde 1568 in den niederösterr. Ritterstand aufgenommen, war kaisl. Rat, Wiener Stadtanwalt, niederösterr. Klosterrat und Geheimsekretär K. Maximilians II. und Rudolfs II. Ihm folgt in Arndorf (und Mollenburg) sein Sohn Christoph nach, der Arndorf offenbar noch im selben Jahr an Hans Jöchl („von Arndorf“) verkauft. 1791 folgt Frh. v. Stiebar als Eigentümer, 1917 die Vereinigten Kreiskrankenkassen Österr., später die Österr. Bundesforste.
Text
A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Arndorf liegt ca. 4,2 km südwestl. von Pöggstall. Das Schloss liegt in einer Niederung östl. des Dorfes. Die relativ ausgedehnte Anlage besteht aus dem urspr. 4-flügeligen Wohnschloss im S und einem sich nördl. erstreckendem Wirtschaftsareal. Die gesamte, durch Umfassungsmauern geschlossene Bebauung wurde immer wieder den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Seebach rekonstruierte im SO-Trakt des 2- bzw. 3-gesch. Wohnschlosses den ältesten Baukern aus der 2. H. d. 13. Jhs., einen frühgot., kastenförmigen Bau von ca. 22 x 11 m Größe. Der Plan von Kreutzbruck zeigt einen einheitlichen Bau ohne Zwischenmauern, der allerdings nicht die gesamte Breite der Front einnimmt, sondern offensichtlich an den SW-Trakt stößt. Der zentrale Teil des SW-Traktes, der mit einer deutlichen, durch rot-weiße Quadermalerei betonten S-Ecke endet, ist als sma. Bauteil erkennbar. Die südöstl. anschließenden Bauteile sind mit einer deutlichen Baunaht angestellt. Ein gleichartig gestaltete Quaderdekor findet sich auch an der O-Ecke. Wie mehrere spätgot. profilierte Fenster mit rot-weiß gemalten Putzfaschen geht sie verm. auf den Ausbau ab 1490 zurück. Die bis M. d. 16. Jhs. fortgeführten Arbeiten ließen ein kleines Schloss der Spätgotik/Frührenaissance entstehen. Der die S-Ecke akzentuierende Erker mit geschweiftem Spitzhelm ist wohl dem 16. Jh. zuzuweisen. Der polychrome Eckdekor wurde in dieser Zeit von einer einfachen Sgrafittoquaderung abgelöst. Im Zuge von Umbauten des 19. Jhs. wurden der NW-Trakt abgetragen und der Wohnbau mit neogot. Elementen ergänzt. Im SW und SO sind Teile des ehem. Grabens erhalten, der im SO durch die Anlage eines massiven Walles geschaffen wurde und wohl wasserführend war. In der Richtung SO gegen Neukirchen verlaufenden Geländesenke lagen zudem mehrere kleine, heute verlandete Teiche, die über eine Schleusenanlage mit dem Schlossgraben in Verbindung standen. Auf Luftbildern ist erkennbar, das die große, östl. des Schlosses liegende polygonale Parzelle mit Wallanlagen bzw. Dämmen umgeben ist, die mglw. von einer ausgedehnten Teichanlage stammen.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 13
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 260
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 355 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 109
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 51
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 367
- Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 14
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 27 ff.
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 269, 370†
- Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Kat.Nr. 43, 60, 69, 95, Reg. 33, 75, 89