Hauptburgenname
Artstetten
ID
1797
Objekt
Schloss
Adresse
3661 Artstetten, Schloss 1
KG
Artstetten
OG/MG/SG
Artstetten-Pöbring
VB
Melk
BMN34 rechts
666106
BMN34 hoch
345518
UTM 33N rechts
515060.58
UTM 33N hoch
5343272.45
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Klein-Pöchlarn von B 3 nördl. (ca. 4 km) nach Artstetten abzweigen. Großer Parkplatz im Vorfeld des Schlosses. RAD: Der „Waldviertelweg" führt vor seinem Endpunkt in Klein-Pöchlarn, wo Anschluss an den „Donauradweg“ besteht, durch Artstetten.
Geschichte
Wohl urspr. namengebender Stammsitz der Artstetter, eines zunächst ldfl. Ministerialengeschlechts, das im späteren Mittelalter und in der frühen Neuzeit dem Niederadel zuzurechnen ist. 1259 wird Wolfgang v. „Owatsteten" urk. genannt. Die Artstetter sind hier bis 1329 nachgewiesen, anschließend gelangt die Hft. an die Hrn. v. Streitwiesen. 1407 kauft Hermann Murstetter (gest. 1419, Wappengrabplatte in der Pfk. Spitz) die Burg Artstetten um 1500 lb d von Bernhard v. Streitwiesen. 1419/24 bewohnt von Hermanns Witwe Anna, geb. Hülber (gest. 1424, Wappengrabplatte in der Pfk. Spitz). Vor 1435 gelangt der Besitz an die mit den Murstettern verschwägerten Hager, die bis 1453 nachzuweisen sind. 1522/55 waren die Heidelberger von (Groß-)Heinrichschlag (s. d.) auch Inhaber der Burg Artstetten, 1555 kamen die Vindinger neben Heinrichschlag auch in den Besitz von Artstetten. 1560 geht dieses an die Grundrechinger, unter denen 1560/92 der Umbau der ma. Burg zum Wohnschloss erfolgt. 1679 ist offenbar der kaisl. Kürassieroberstwachmeister im Regiment Montecuccoli, Joseph Heinrich Scheler von Ungershausen, Inhaber von Artstetten. 1691 folgen die Braun v. Rotenhaus, die 1691/98 das Schloss zur heutigen Gestalt umbauen. Seit 1726 stand Artstetten im Besitz des Johann Warmund (II.) v. Preising. Schließlich gelangt der Besitz durch K. Franz I. an das österr. Kaiserhaus. Ab 1915 Eigentum von Dr. Max Hohenberg, 1941 wird der Besitz vorübergehend vom Deutschen Reich eingezogen. 1962 folgt Franz Hohenberg, heute ist das Schloss Eigentum der Fam. Hohenberg.
Text
A.H.Z, G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die bei Annäherung von S weithin sichtbare, durch die schlanken Rundtürme mit aufgesetzten Zwiebelhelmen akzentuierte Schlossanlage liegt im W des Dorfes Artstetten auf einer von der Siedlung abgesetzten, erhöhten Terrasse. Der Bau ist von ausgedehnten Parkanlagen umgeben. Durch die Nachbarschaft von Burg und Kirche ist der Sitz des Hochmittelalters verm. als sog. „Burg-Kirchen-Anlage" zu rekonstruieren, der Seebach entgegen der 1. urk. Nennung mglw. auch ein höheres Alter zuspricht. Seinen Untersuchungen zufolge ist der verm. relativ einfache Sitz der 1. H. d. 13. Jhs. in Form eines urspr. kastenartigen, 2-gesch. Baues im heutigen S-Trakt erhalten. Unter Matthäus Grundreching erfolgte 1560/92 der 1. massive Umbau in Renaissanceformen, der den heutigen S- und O-Trakt, unter Einbeziehung der Altbauten, entstehen ließ. Die beiden Ecktürme des S-Traktes gehören dieser Bauperiode an. 1691/98 entstand unter den Braun v. Rothenhaus der noch heute erkennbare 4-Flügel-Bau mit Arkadenhof und den beiden, die Symmetrie herstellenden nördl. Rundtürmen. In dieser Zeit wurde auch die im 14. Jh. nachweisbare, im Kern zumindest spätgot. Burgkirche Hl. Jakob d. Ä. barock umgestaltet. Die Saalkirche mit zwiebelhelmgekröntem S-Turm wurde mit der O-Fassade des Schlosses baulich verbunden. 1868/69 kommt es unter Ehzg. Karl Ludwig zu durchgreifenden Erneuerungen, weitere Umgestaltungen erfolgen 1890 und 1912/13. Im Zuge dieser Bautätigkeiten wird der N-Trakt errichtet und die Fassade in Neorenaissance-Formen mit genutetem Erdgeschoß, Geschoßbänderungen und Fensterverdachungen vereinheitlicht. Die S-Front erhielt zentral einen 2-gesch., pfeiler- bzw. bogengestützte Altan, auch die Schlosskirche wurde in die Arbeiten mit einbezogen. Trotz der vielfältigen Bauphasen präsentiert sich der stark gegliederte Komplex heute als homogener Bau in ausgezeichnetem Zustand. Tlw. wird er von den Eigentümern bewohnt, tlw. wurde er zu Museumszwecken adaptiert. Das hier eingerichtete „Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum" widmet sich der Familiengeschichte und den begleitenden Kapiteln der österr. Geschichte vor und nach 1900. Im Rahmen der Ausstellung ist auch die Gruft östl. der Kirche zu besichtigen, mit den Sarkophagen des 1914 ermordeten Thronfolgerpaares. Die ehem. Schlosskirche ist heute Pfk. der Gemeinde.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegter Schlossbau, Museum gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Schloss Artstetten ist Wohnsitz des Eigentümers und beherbergt das Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum. Öffnungszeiten: 1. April–2. November: täglich 9–17.30 Uhr. Führungen nur nach Voranmeldung (auch in Fremdsprachen möglich), für Gruppen auch im Winter und abends. Schlosscafé und Museumsshop. Ermäßigte Kombinationskarten für Schloss Schallaburg, Schloss Weitra, Stift Melk, Kokoschka-Haus Pöchlarn und Burg Clam.
Gasthäuser
Schlosscafé, GH Kloihofer in Artstetten, GH Landstetter in Artstetten.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 23 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 61 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 68 ff.
- Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 16 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 85 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 109
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 48 ff.
- Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 67 ff.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 288
- Franz Fux, Land zwischen Kremsfluß und Donaustrom. Geschichte der Gemeinde Weinzierl am Walde. Weinzierl am Walde 1990, 77–79
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 37
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 227 f.
- Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 18 ff.
- Alois Plesser, Wilhelm Groß, Heimatkunde des politischen Bezirkes Pöggstall. Pöggstall 1928, 146
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 30 f.
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 262 f.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 6
- Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 44, 46