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Hauptburgenname Breiteneich
ID 1809
Objekt Schloss
Adresse 3580 Breiteneich 64
KG Breiteneich
OG/MG/SG Horn
VB Horn
BMN34 rechts 702880
BMN34 hoch 393300
UTM 33N rechts 550980.78
UTM 33N hoch 5391666.22
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Horn von der B 4 nach Breiteneich (Richtung Sigmundsherberg, ca. 2,8 km) abzweigen. Das Schloss liegt im Ortszentrum, wo sich an der Ortsdurchfahrt Parkmöglichkeiten finden. RAD: Der „Urzeitweg" verbindet Sigmundsherberg und Horn. Biegt man in Sigmundsherberg vom Radweg Richtung Breiteneich ab, gelangt man in Horn wieder zum geplanten Endpunkt der Strecke.
Geschichte 1168 erscheint erstmals eine Adelsfam., die sich nach Breiteneich nennt. Zwischen 1272/1420 werden Genannte „de Praytenaich“ relativ häufig urk. erwähnt. So etwa 1276 ein „dominus Ortolfus miles de Prateneich“. Um 1400 wird Jörg d. „Praytenaycher" genannt, 1429 auch eine „capella castri Praittenaich". Um 1541 erfolgt der Renaissance-Neubau unter den Hrn. v. Schneckenreit. Laut Endl besaß um 1554 Veit Salchinger, Pfleger zu Maissau, das Schloss Breiteneich. 1672 zeigt die Abbildung Vischers auch bereits das „Neue Schloss". Ab 1766 ist Breiteneich im Besitz der Gf. Hoyos, A. d. 20. Jhs. erscheinen Nilla Groeger und Auguste v. Roretz als Eigentümerinnen. Der Meierhof gelangte 1929 in den Besitz des Stiftes Altenburg. Heute gehört das Schloss Dr. Christian Lippert.
Text G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss liegt 2,9 km ostnordöstl. von Horn, mäßig erhöht im N des Dorfes Breiteneich. Während das sog. „Neue Schloss" mit seinem O-Trakt bis an die Straße reicht, entzieht sich das architektonisch bedeutende „Alte Schloss" durch eine hohe Parkeinfriedung dem Blick. Der heutige Bau, eine weitgehend regelmäßige, 3- bzw. 4-gesch. 4-Flügel-Anlage, basiert auf dem Neubau unter den Hrn. v. Schneckenreith um 1540, doch ist das Einbeziehen älterer, sma. Bauteile durch mehrere Befunde erkennbar. Der Neubau benutzt offensichtlich den Bering der Vorgängeranlage, der ein leicht verschobenes Rechteck von ca. 30 x 28 m bildet und dessen hohe Mauerstärken von ca. 2 m sich bis in höhere Zonen fortsetzen. Die Ecken des Berings sind durch breite Polygon-Seiten ersetzt, von denen jene im SO, erkennbar an den geringen Mauerstärken, jedoch dem Neubau zuzuweisen ist. Eine leichte Abwinkelung des östl. Berings markiert den Beginn der jüngeren Mauer. Ein im Obergeschoß des W-Traktes vermauertes, heute hoch gelegenes und funktionsloses Spitzbogenportal weist, wie ein breiter Mauerabsatz im Dachgeschoß des S-Traktes, auf eine Änderung der Geschoßteilung bzw. Geschoßhöhen im Zuge des Neubaues hin. Das Portal und das in einem benachbarten Kellerraum im NW sichtbare lagerhafte Bruchsteinmauerwerk datieren verm. noch in das 14. Jh. Die heute erhaltene Anlage ist einer der frühesten Schlossbauten der Renaissancezeit des Landes und über mehrere Inschriften exakt datiert. Die Grundrissentwicklung zeigt deutlich die phasenweise Errichtung der randständigen Trakte, die durch das Integrieren älterer Teile nur äußerlich eine bedingte Regelmäßigkeit aufweisen. Der mit Ausnahme der südl. Hauptfront relativ nüchtern dekorierte Bau weist neben den Fensterprofilierungen feld- und hofseitig einen umlaufenden Konsolfries und einen aufgemalten Ortsteindekor auf. Die S-Front wurde bei der Errichtung des neuen, zentral situierten Torturmes durchbrochen. Er überragt als einziger Bauteil die Dachzone und trägt ein spitzes Zeltdach. Im Erdgeschoß liegt die neue Toranlage, ein Segmentbogentor mit Blendnische und Rollen der ehem. Zugbrücke. Der Renaissancedekor des Steingewändes, u. a. mit Porträtmedaillons, ist über eine Inschrifttafel des Erasmus v. Schneckenreith in der Attikazone mit „1541" datiert. Der Bestand einer ehem. Zugbrücke schließt auch einen ehem., später verebneten Graben ein, beide Elemente weisen auf die leichte, traditionell-symbolisch zu wertende Befestigung früher Schlossbauten. An der südwestl. Gebäudeschräge sitzt ein 2-gesch. Erker auf einer massiven Basis, wie der Torturm zeigt er mehrere, seitliche Spionfensterchen. Die Bauteile der S-Front, besonders die Fensterzonen, sind durch Groteskmotive in Sgraffitotechnik geschmückt, die 1965/70 restauriert wurden, laut Inschriften jedoch urspr. aus dem Jahr 1592 stammen. Die N-Front ist durch einen zentralen, halbrunden, turmartigen Anbau akzentuiert, der im Erdgeschoß ein – mglw. spoliertes – Schulterbogenportal als Zugang vom nördl. Meierhof aufweist. Im Obergeschoß bildet der Anbau die apsisartige Erweiterung einer im N-Trakt angelegten Raumsituation, die wegen ihrer mehrteiligen, sternförmigen Zellengewölbe der Zeit um 1540 als ehem. Kapelle gedeutet wird. Der rechteckige Binnenhof zeigt nördl. und südl. Arkadengänge, im Erdgeschoß auf Pfeilern, im Obergeschoß auf toskanischen Säulen ruhend. Der nördl. ist durch eine in spätgot. Formen gestaltete Maßwerkbalustrade geschlossen, der südl. besitzt ein 5-teiliges, profiliertes Stuckgratgewölbe mit hängenden, rudimentären Schlusssteinen. Als Kommunikationswege sind ausschließlich 2 Treppentürme mit frei tragenden Schneckenstiegen mit profilierten Handläufen in der NW- und SO-Ecke des Hofes vorhanden. Das Renaissanceportal des in den Hof vortretenden nordwestl. Treppenturmes ist mit „1548" bezeichnet. Viele Detailformen des Hofes und einzelner Innenräume zeigen eine Nebeneinander spätgot. und Renaissance-Formen, so z. B. profilierte Kreuzstockfenster mit Verstäbungen und gedrehten Basen. Einige Fensterprofilierungen weisen in die Zeit um 1600. Der im Hof gelegene Brunnen stammt in seinen heutigen Formen aus der 1. H. d. 17. Jhs. Die Räume des Erd- bzw. Kellergeschoßes und tlw. des 1. Obergeschoßes sind tonnen- bzw. kreuzgratgewölbt, die oberen Geschoße weisen Balken- bzw. Flachdecken auf, teils aus dem frühen 17. Jh. Der durch den Erker im SW gekennzeichnete, stichkappengewölbte Raum des 1. Obergeschoßes zeigt gut erhaltene Groteskmalereien der Zeit um 1600. Die Mehrzahl der Innenräume sind für die Bewohnung adaptiert bzw. vorgesehen, die dazu nötigen Eingriffe, wie auch die bisher erfolgte Restaurierung, wurden nur im nötigsten Maß durchgeführt. Das Schloss wird allseitig, vor allem im N, S und W, von einem großen Park- und Meierhofgelände umschlossen. Der nördl., 3-flügelige Meierhofbereich stammt aus dem 17. und 18. Jh. Knapp südl. liegt im Verlauf der Umfassungsmauern das „Neue Schloss", eine 3-gesch., 2-Flügel-Anlage der 1. H. d. 17. Jhs., deren Fassadengestaltung aus dem 2. V. d. 18. Jhs. stammt und die nur gering in der 1. H. d. 19. Jhs. erweitert wurde. Die gegenüber der Ortsstraße situierte Ortskapelle ist nach Dehio mit der 1429 genannten „capella" zu identifizieren.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegter, bewohnter Schlossbau. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Schloss Breiteneich ist bewohnter Privatbesitz und in der Regel nicht öffentlich zugänglich.
Gasthäuser „Graselheuriger" in Mörtersdorf, GH „Weißes Rössl" in Horn, GH „Zur Stadt Horn", Rest. „Galerie" in Horn.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 66 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 160 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 211 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 112
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 73 ff.
  • P. Friedrich Endl, Studien über Ruinen, Burgen, Kirchen Klöster und andere Denkmale der Kunst, Geschichte und Litteratur etc. des Horner Bodens, I. Bd./III. Heft, Horn 1896
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 85
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, B 451
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 120
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 184
  • URL www.monasterium.net, Bestände Altenburg, OSB
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 330 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 10
Breiteneich. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Breiteneich. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Breiteneich. Hofansicht (1999) - © Gerhard Reichhalter
Breiteneich. Hofansicht (1999)
© Gerhard Reichhalter
Breiteneich. Ansicht der Arkaden im Hof (1999) - © Gerhard Reichhalter
Breiteneich. Ansicht der Arkaden im Hof (1999)
© Gerhard Reichhalter
Breiteneich. Zellengewölbe im Wohntrakt (1999) - © Gerhard Reichhalter
Breiteneich. Zellengewölbe im Wohntrakt (1999)
© Gerhard Reichhalter
Breiteneich. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: BDA; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Breiteneich. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: BDA; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht