Hauptburgenname
Burgleiten
ID
1813
weitere Burgennamen
Buchleiten, Siebenberg
Objekt
Burgruine
KG
Lembach
OG/MG/SG
Rappottenstein
VB
Zwettl
BMN34 rechts
653118
BMN34 hoch
377370
UTM 33N rechts
501527.2
UTM 33N hoch
5374877.72
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: 15 km westl. von Zwettl von der B 38 nach Kirchbach (ca. 2,8 km) abzweigen und von hier bis Lembach (ca. 2,3 km) fahren. Inmitten des Ortes zweigt ein asphaltierter Güterweg nach W ab, der steil bergan führt und nach knapp 600 m den Waldrand erreicht. Von hier ist die Burgstelle über einen Forstweg zu Fuß (ca. 800 m) zu erreichen. Parkmöglichkeiten finden sich im Ortsbereich von Lembach oder eingeschränkt am Ende des asphaltierten Güterweges. Der Weg zur Burgstelle ist beschildert und nimmt etwa 15 Min. in Anspruch. RAD: In Kirchbach vom „Waldviertelweg" nach Lembach abzweigen.
Geschichte
Von der Burganlage auf der sog. „Burgleiten" sind weder Name noch urk. Nachrichten überliefert. Plesser bezieht eine Nachricht aus dem Jahr 1389 auf Lembach, in der eine „vest ze Chirichpach, gelegen pey Zwetl“ dem Friedrich Fritzesdorfer verpfändet wird. Darüber hinaus erscheint eine Identifikation mit dem Sitz der Hrn. v. Selbitz (s. d.) möglich.
Text
G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung
Die 4,3 km westnordwestl. von Rappottenstein bzw. 1,2 km westl. von Lembach liegende Burgleiten ist eine weithin sichtbare, von Granittürmen geprägte Höhe, die nach Schlägerungen 1998 aus dem Waldgebiet hervorragt und eine gute Fernsicht Richtung N und O bietet. Auf der ÖK 50/Blatt 18 ist die Höhe namentlich mit der Kote 844 verzeichnet. Die einsame Lage fernab jeder Siedlung lässt auf einen aufgegebenen Rodungsaufschluss des Hochmittelalters schließen. Der Wüstungsname „Siebenberg" in der gleichnamigen, rund 700 m östl. der Burgleiten gelegenen Waldflur bildete eine entsprechende Spur, doch könnte es sich – wie bereits angesprochen – eher um den noch nicht lokalisierten Sitz der Hrn. v. Selbitz (s. d.) handeln. Im Umfeld der Burg finden sich aufgelassene Feldfluren, ein nördl. der Burgleiten zwischen Wiesensfeld und Kirchbach verlaufender Forstweg trägt den Namen „Alte Straße". Die Anlage auf der Burgleiten setzt den Begriff der Rodungsburg in die Realität um. Sie bedeckte eine oval-polygonale Fläche von rund 50 x 30 m, die die beiden markanten Granittürme des Gipfelbereiches einbindet. Der südl. ist der 844 m hohe Gipfelfelsen, auf dem niedere Mauerreste und zahlreiche Ausstemmungen ein rechteckiges, rund 12 x 7 m großes Gebäude erschließen lassen. Der mehrfach abgewinkelte, über lange Strecken gerade verlaufende, bis zu 1,90 m starke Bering griff bis zum nördl. Felsen aus und umschloss somit auch das Hofareal. An der W- und O-Seite des Hofes befanden sich randständige, 8–9 m tiefe Gebäude. Im Bereich des östl. Gebäudes ist der Bering mehrere m hoch erhalten und zeigt eine Reihe sorgfältig ausgeführter Balkenlöcher einer ehem. Deckenkonstruktion. Auf dem Plateau des nördl. Felsens sind zahlreiche sich z. T. überschneidende Ausstemmungen, Mauerbettungen und Mauerreste zu sehen, die örtlich auf eine mehrphasige, komplexe Verbauung weisen. Das nördl. Vorfeld der Kernburg war durch eine Wall-Graben-Anlage geschützt, entsprechende Anlagen verlaufen auch tief am westl. bzw. südwestl. Hang, wo sie wohl den einstigen Zugang zu sichern hatten. Sonst waren aufgrund der Felsabbrüche keine peripheren Anlagen nötig. Etwa 40 m nordwestl. der Kernburg liegt nahe einer Felskuppe ein verschütteter, als Zisterne gedeuteter Schacht. Auf dem Felsen daneben ist die Buchstabenfolge „i.H.A.H.V.E.(?)F.Vo(?).1684" (nach Müllauer) eingemeißelt, die schon viele Erklärungsversuche nach sich gezogen hat, mglw. aber auf eine ehem. Marienverehrung nach überstandener Türkengefahr zurückgeht. Geländebefunde im Bereich des westl. vorgelagerten Sattels lassen eine Besiedlung bzw. Bewirtschaftung dieses Areals, mglw. den ehem. Meierhof erschließen. Das turmartige (?) Gebäude am südl. Gipfelfelsen ist mglw. einer 1. Bauphase zuzuweisen. Die geringen Mauerreste zeigen die Verwendung quaderhafter Granitblöcke, was eine Datierung zwischen dem 4. V. d. 12. Jhs. und dem frühen 13. Jh. erlaubt. Eine Verstärkung erfolgte mglw. in einer Folgebauphase. Die Mauerstruktur des östl. Berings aus mittelgroßen, teilbearbeiteten, durchaus lagig versetzten Granitbruchsteinen weist hingegen in die Zeit um 1200, spätestens in die 1. H. d. 13. Jhs. In diesen Zeithorizont weisen auch die wenigen Oberflächenfunde. Die Burg dürfte demnach bereits im 13. Jh. aufgegeben worden sein.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Die stark verfallene, burgenkundlich interessante Anlage ist ganzjährig frei zugänglich, die Begehung des ungesicherten Geländes, das mit Informationstafeln zur Geschichte der Burg versehen ist, erfordert wegen der vorhandenen Steilabstürze Trittsicherheit und entsprechendes Schuhwerk.
Gasthäuser
GH Kapeller in Kirchbach, GH Rotheneder in Rappottenstein, GH Seidl in Pretrobruck.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 26
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 301 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 413 f.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 57
- Thomas Kühtreiber, Rodungsburgen als Keimzellen der mittelalterlichen Kulturlandschaft. In: Falko Daim, Thomas Kühtreiber (Hg.): Sein & Sinn – Burg & Mensch. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 434, St. Pölten 2001, 492–495
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 275 f.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 173
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 41
- Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 133