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Hauptburgenname Burgschleinitz
ID 1814
Objekt Burg-Schloss
Adresse 3730 Burgschleinitz 1
KG Burgschleinitz
OG/MG/SG Burgschleinitz-Kühnring
VB Horn
BMN34 rechts 712145
BMN34 hoch 385689
UTM 33N rechts 560373.66
UTM 33N hoch 5384221.11
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Maissau von der B 4 Richtung Eggenburg abbiegen. Nach 3,7 km erreicht man die Ortsdurchfahrt von Burgschleinitz, von der rechts die Zufahrt zum Ort und zur Burg abzweigt, wo einige Parkmöglichkeiten vorhanden sind. RAD: Im Zuge des „Urzeitweges" passiert man zuerst die Pfk. dann das Ortsgebiet von Burgschleinitz.
Geschichte Die Anfänge dürften in der 2. H. d. 11. Jhs., vielleicht bereits um die M. d. Jhs. zu suchen sein, als ein Zweig der mit den Perg-Machland und den Falkenbergern verwandten edelfreien Pabonen sich hier hftl. betätigte. Ein Markward v. Burgschleinitz erscheint bereits vor 1071 in einer gefälschten Urk., die einen echten Kern gehabt haben dürfte. Die Vorlage wies sicherlich keine Herkunftsnamen auf, doch war dem Fälscher augenscheinlich bekannt, dass Markward ein Burgschleinitzer war. Als Nächster dürfte ein 1114 genannter Wieland den Burgschleinitzern zugerechnet werden können. Besser belegt ist die Fam. seit dem etwa 1125/30 genannten Pabo. 1236–1239 fällt Otto v. Burgschleinitz vom österr. Hzg. Friedrich d. Streitbaren ab, was aber ohne Konsequenzen bleibt. Mit dem Tod Krafts v. Burgschleinitz 1260 auf dem Schlachtfeld von Staatz stirbt die zu diesem Zeitpunkt letzte heimische edelfreie Fam. aus. Seine nun regierende Mutter Kunigunde bezeichnet sich als Gfn., obwohl die Fam. niemals in den Grafenrang erhoben wurde. In dieser Zeit finden sich auch Rittermäßige, die sich nach diesem Ort nennen. Auf dem Erbwege kommt die Hft. um 1290 an die Sonnberger. 1350 wirkt hier Wolfhard v. Dürnbach als Bgf. für die Sonnberger, die kurz danach nicht mehr als Inhaber aufscheinen. 1357 nehmen die Zelking die bis dahin freieigene Burg vom Landesfürsten zu Lehen, wobei erwähnt wird, dass sie die Burg von Moritz v. Haunfeld und Ulrich d. Stuchsen erhalten hatten. 1399 erwirbt Hans v. Neudegg die Burg von seinem Schwiegervater Rudolf Lasberger um über 2100 Gulden. Dabei wird eine dem Hl. Ulrich geweihte Burgkapelle genannt. Ab der M. d. 15. Jhs. folgen in rascher Abfolge weitere Inhaber (Fraunhofer, Pebringer, Maltzkasten, Zeller). Kurz ist auch Bernhard Zistersdorfer Besitzer, dessen Wappen von 1480 sich noch in situ befindet. In diesem Jahr setzen sich böhm. Söldnertruppen in der Burg fest und terrorisieren das Umland. 1481 erobert sie der kaisl. Rottmeister Albrecht Aigner und richtete dabei schwere Schäden an. Für die folgenden Jahrzehnte sind zwar Besitzer von Burgschleinitz bekannt, inwieweit sie in die Instandsetzung der Burg investierten, bleibt aber unklar. Wahrscheinlich war die Burg eine Zeit lang unbewohnt. Vor 1493 wird Hanns Pernstorffer vom Landesfürsten mit Burgschleinitz belehnt, 1529 wird Seyfried v. Kollonitsch als Inhaber genannt, der 1542 bzw. 1543 die Burg, die 1558 als öder Burgstall bezeichnet wird, an Wolfgang Römer verkauft. 1582–1615 sind die Beyer v. Niederdürnbach Besitzer der Anlage, die um 1590 zum Schloss ausgebaut wird. E. d. 16. Jhs. ist es Schauplatz einer Familientragödie, als zwei Brüder gleichzeitig durch Selbstmord starben. 1618 fällt der Besitz an Rudolph v. Innprugg, dem die Hft. aufgrund seines protestantischen Glaubens bald wieder entzogen wird. Das Schloss und die Umgebung leiden unter den Kämpfen zwischen den Protestanten, die sich hier festsetzen können, und den Katholiken, denen es 1620 nicht gelingt, Burgschleinitz einzunehmen. 1624 kommt die Veste zunächst als ldfl. Lehen und dann als Eigen an die Gfn. v. Kuefstein, die sie bis 1934 innehaben. In diesem Jahr verkaufen sie das Schloss an die Gemeinde. Im selben Jahr erwirbt es die Fam. Sazenhofen. Heute ist sie im Eigentum von Alexandra und Dr. Friedrich Eckert.
Text A.Z., R.Z.
Lage/Baubeschreibung Das Burg-Schloss liegt am östl. Ende des Dorfes Burgschleinitz auf einem O-W-ziehenden Felssporn, der als Halbinsel in eine ausgedehnte Teichanlage ragt. Das Gewässer wird über den Schleinitzbach versorgt bzw. entwässert. Der Sporn ist nur durch eine schmale Geländebrücke im SO mit dem Vorfeld verbunden und gab der urspr. hma. Burganlage in seltenem Maße natürlichen Schutz. Das ausgedehnte, stark gegliederte Burg-Schloss folgt der Topographie des Felssporns und gliedert sich in eine Kernburg auf dem erhöhten westl. Bereich und eine östl. angeschlossene Vorburg. Von der ortsgleichen hma. Anlage finden sich keine Reste mehr. Die ältesten erhaltenen Bauteile sind offensichtlich einem groß angelegten Neubau der Zeit um 1300 zuzuweisen, der wahrscheinlich durch die Besitzübernahme durch die Sonnberger um 1290 erklärbar ist. Der oval-polygonale Bering der Kernburg zeigt, soweit er nicht verputzt ist, lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk, das zu niedrigen Kompartimenten zusammengefasst ist und für das späte 13. Jh. charakteristisch ist. An der östl. Zugangsseite war der Bering bereits urspr. mit einem Torturm ausgestattet, der in der Renaissancezeit stark verändert wurde. Teile des Berings wurden jedoch im 15. und 16. Jh. beim Ausbau der Innenbebauung erneuert oder erhöht. Die randständige, 2–3-gesch. Bebauung, die den inneren Hof im N, S und W umgibt, ist durch die Bautätigkeit des späten 16. Jhs. geprägt. Sie integriert aber sma. Bauteile. So weist der N-Trakt im Obergeschoß 4 Kreuzstockfenster auf, die innen mit Sitznischen ausgestattet sind. Sie zeigen jedoch nicht die typischen spätgot. Formen, sondern können verm. relativ früh, in die 1. H. d. 15. Jhs., datiert werden. Unterschiedliche Höhen der Türen und Fenster weisen zumindest örtlich auf sekundäre Veränderungen der Raumhöhen hin. Diese Teile des N-Traktes sind verm. als Palas des 15. Jhs. zu sehen. Ein laut Dehio im Inneren als rom. ausgewiesenes Rundbogenportal ist in das Spätmittelalter zu verweisen. Der W-Trakt enthält im Obergeschoß einen großen Saal mit einem „1589" bezeichneten, stuckierten Spiegelgewölbe. Nördl. benachbart liegt der ehem. Kapellenraum des 16. Jhs., der auf dem Vischer-Stich von 1672 sichtbare Turm dürfte wohl nur einen kleinen, später abgetragenen Glockenturm darstellen, worauf die Öffnungen für Glockenseile im Stiegenhaus vor der Kapelle weisen. Die schlichten Neubautrakte des 16. Jhs., im Erdgeschoß gewölbt, im Obergeschoß durchwegs flach gedeckt, sind durch regelmäßig angelegte Fenster mit einfachen Steingewänden und durch mehrere, die einheitliche Dachsilhouette durchbrechende Renaissancekamine geprägt. Eine Baunaht im W weist auf den sekundären Anbau des S-Traktes an einen älteren, durch eine gequaderte Ecke gekennzeichneten und mglw. noch aus dem späten 15. Jh. stammenden Teil des W-Traktes. Die verm. ehem. allseitige Bebauung der Kernburg wurde im Zuge einer nz. Bauphase im O abgeschnitten und auf die heutige Fläche reduziert. Als Abschluss wurde eine schwache Abschnittsmauer mit Tor errichtet, die sich von den stärkeren Mauern der Trakte deutlich abhebt und einen kleinen äußeren Hof entstehen ließ. Der Umbau ist verm. durch ein am Tor angebrachtes Wappen der Kuefstein aus der 1. H. d. 17. Jhs. datiert. Die Zugangsseite wurde verm. erst E. d. 16. Jhs. mit einer leicht bastionär befestigten Vorburg mit tlw. tief unterkellerten Wirtschaftsgebäuden gesichert. Die im SO angelegte Renaissance-Toranlage mit Fahr- und Nebentor zeigt noch die ehem. Rollenschlitze für die Zugbrücke. Der Teich bildete verm. – wie Vischers Stich belegt – auch hier einen zu überbrückenden Wassergraben. Die N- und W-Seite des steil abfallenden Burgfelsens sind durch zusätzliche, einfache Zwingeranlagen geschützt. Der liebevoll gepflegte und instand gehaltene Bau ist heute, nur in nötigem Maße adaptiert, privater Wohnsitz der Eigentümer. In Zusammenhang mit den unter den Burgschleinitzern eingerichteten Herrschaftsstrukturen ist wohl die auf einer Hochterrasse südl. des Schleinitzbaches über dem Dorf gelegene Pfk. Hl. Michael zu sehen. Der isolierte, vom Friedhof umgebene Bau ist großteils unverputzt und präsentiert seinen – mehrphasig erweiterten – hma. Baukern, der neben einem qualitativ hochwertigen Großquadermauerwerk auch eine Fülle rom. Architekturdetails zeigt. Einer näheren Untersuchung der Kirche, die m. V. mit der von Kühnring vergleichbar ist, stand die ablehnende Haltung der zuständigen Personen entgegen, sodass sie hier nicht weiter behandelt werden kann.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privat bewohntes Burg-Schloss, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Die Burg ist privater Wohnsitz und nicht öffentlich zugänglich. Lediglich von außen bieten sich einige romantische Anblicke.
Gasthäuser Rest. „Zur Alten Schmiede" in Maissau, GH Buchinger in Harmannsdorf, „Grasel-Heuriger" in Mörtersdorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 54 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 73 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 84 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 113
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 88 f.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 86 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 42/2003, 773
  • Burghard Gaspar, Zur Geschichte der Burg in Burgschleinitz. In: Burghard Gaspar (Hg.), Aus der Vergangenheit unserer Gemeinde. Festschrift der Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring, Burgschleinitz 1988, 113–130
  • Viktor von Handel-Mazetti, Die Herren von Schleunz in Niederösterreich und ihre Beziehungen zum Land ob der Ens. Jahrbuch der heraldischen Gesellschaft "Adler" N. F. 23, 1913, 1–88
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 134
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 179
  • Niederösterreichisches Landesarchiv, Besitzerbögen
  • Niederösterreichisches Urkundenbuch I: 777–1076. Bearb. v. Max Weltin, Roman Zehetmayer unter Mitarbeit v. Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin (hg. v. Verein zur Förderungen von Editionen mittelalterlicher Quellen Niederösterreichs und v. NÖ Landesarchiv). Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 8/1, St. Pölten 2008, 417
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 5 ff.
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 47 f.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 168
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 110
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 225
Burgschleinitz. Luftbild von NO (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Burgschleinitz. Luftbild von NO (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Burgschleinitz. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Burgschleinitz. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Burgschleinitz. Mauerwerk des N-Berings (1999) - © Gerhard Reichhalter
Burgschleinitz. Mauerwerk des N-Berings (1999)
© Gerhard Reichhalter
Burgschleinitz. Haupttor des Schlosses (1999) - © Gerhard Reichhalter
Burgschleinitz. Haupttor des Schlosses (1999)
© Gerhard Reichhalter
Burgschleinitz. Ansicht des Torturmes der Vorburg (1995) - © Thomas Zoder
Burgschleinitz. Ansicht des Torturmes der Vorburg (1995)
© Thomas Zoder
Burgschleinitz. Ansicht der Burg von SW (1995) - © Thomas Zoder
Burgschleinitz. Ansicht der Burg von SW (1995)
© Thomas Zoder
Burgschleinitz. Vereinfachter Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: ÖKT; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Burgschleinitz. Vereinfachter Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: ÖKT; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht