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Hauptburgenname Freienstein I
ID 182
weitere Burgennamen Freyenstein
Objekt Burgruine
KG Freienstein
OG/MG/SG Neustadtl an der Donau
VB Amstetten
BMN34 rechts 647437
BMN34 hoch 342024
UTM 33N rechts 496464.54
UTM 33N hoch 5339456.92
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Ybbs von der A 1 abfahren, vor der Donaubrücke nach Persenbeug links abzweigen und entlang des südl. Donauufers (ca. 15 km) bis Freienstein fahren. Von der Straße nach Neustadtl zweigt nach ca. 200 m rechts der Fußweg ab. RAD: Der "Donauradweg" führt westl. von Persenbeug entlang des südl. Donauufers und durch Freienstein.
Geschichte Bereits um 1000 erscheinen die Gfn. v. Ebersberg im Raum Ybbs mit bedeutendem Besitz. Einer gefälschten Urkunde des 13. Jhs. folgend kommt Freienstein um 1037 durch die Ebersberger an ihr Hauskloster Geisenfeld. In der späten Babenbergerzeit ist Freienstein ldfl. 1268 ist "Gaidemarus de Vrienstain" dokumentiert. Durch Kg. Rudolf I. kommt die Burg an Konrad v. Sommerau, dessen angebliche Übergriffe auf Kaufleute auf der Donau 1284 als Grund für eine Eroberung durch Hzg. Albrecht I. dienen. Die Burg wird in der Literatur zu jenen Anlagen gezählt, welche 1295 wegen Teilnahme des Sommerauers am Ministerialenaufstand zerstört werden. Die ldfl. Hft. wird in der Folge mehrfach verpfändet, etwa an die Liechtenstein, Wallsee und Dachsberg, 1435–1441 sind die Eitzinger als Pfandherren nachweisbar. 1453 erhält Pankraz v. Plankenstein die Burg zu Lehen, muss sie jedoch tlw. wieder aufbauen. Um 1500 ist Freienstein im Lehensbesitz der Toppel. 1522 urgiert Ferdinand I. wiederholt die bessere Ausrüstung der Burg mit modernen Feuerwaffen. 1522/25 gelangt der Besitz als nunmehr freies Eigen an Gabriel v. Salamanca, Gf. v. Ortenburg. 1598 folgen die Althan, 1604 Johann Linßmayr, 1612 die Zinzendorf und 1657 die Starhemberg, unter denen die Burg schließlich aufgegeben wird.
Text P.S.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt etwa 4 km ostnordöstl. von Neustadtl an der Donau auf einem schmalen, zur Donau abfallenden Felsgrat, hoch über dem Donautal. Aufgrund der bemerkenswert steilen Topographie gliedert sie sich in einen tief gelegenen, aber gut isolierten Felskopf, der die Kernburg trägt, einen hoch gelegenen Wehrturm sowie ein langes, verbindendes Burgareal. Die stark verfallene Kernanlage belegt eine Grundfläche von maximal 20 x 30 m. Vom Berg ist sie durch einen großteils verschütteten Graben getrennt. Darüber stand auf einem Felsplateau einst ein Wohnturm, von dessen erster Bauphase nur die 7,80 m lange O-Mauer erhalten ist. Östl. anschließend folgen ein schmaler Torbereich sowie auf 20 m die Reste des O-Berings. Sämtliche übrigen Bereiche dieser Erstanlage dürften bald abgestürzt bzw. zerstört worden sein. Die Mauerstrukturen zeigen außen blockhafte liegende Quaderformate in homogenen Einzellagen, innen sind die Strukturen kleinformatiger und weniger sorgfältig ausgeführt. Am Turm findet sich ein größerer Eckverband. Aufgrund der großen Formate in lockerem Verband ist als Datierung die 1. H. d. 13. Jhs. zu vermuten, wegen einer noch rom. Ausbaustufe vielleicht das 1. V. d. Jhs. Dieser Ausbau betrifft den unmittelbaren Torbereich, wo zwischen Tor und Turm ein kleiner Zwinger vorgesetzt wurde. Seine spärlichen Reste zeigen konsequente Einzellagen grob blockhafter Formate. Ebenfalls noch vor der M. d. 13. Jhs. dürfte der groß angelegte Ausbau der Burg bis zum oberen Turm erfolgt sein. In etwa 100 m Entfernung und deutlich oberhalb der Kernburg wurde ein Fünfeckturm mit max. Länge von 12,60 m derart vorgestellt, dass seine bugförmige Keilspitze schützend zum ansteigenden Berggrat weist. Dazwischen wurde aus dem Felsen ein tiefer Graben ausgehoben. Der nicht mehr begehbare Turm hat Mauerstärken um 3 m und einen rechteckigen Hocheinstieg, der über einen Holzgang vom anschließenden Wehrgang zu erreichen war. Gemäß Balkenlöchern gab es einen weiteren, durch ein Dach gedeckten Holzgang, der nur unmittelbar vor den Bering führte und demnach als Abortgang zu rekonstruieren ist. Bergseitig waren demnach außer dem weitgehend erhaltenen Zinnenkranz keine “offensiven“ Verteidigungseinrichtungen vorhanden. Das Mauerwerk besteht aus großformatigen Quaderblöcken, die mit reichlichem Mörteleinsatz zu homogenen Einzellagen geschlichtet sind. Mit der Höhe nimmt – bis auf die Eckquaderung – die Mauerqualität merklich ab. Ein seitlicher Wasserspeier deutet auf ein seit Beginn verstecktes Grabendach. Beiderseits schließen dem Keil folgend lange Beringmauern an, die den Turm mit der Kernburg verbinden und so ein 100 m langes, aber durchschnittlich nur 15 m breites Areal umgürten. Die weitgehend erhaltenen Mauern zeigen quaderhafte Blockstrukturen, in denen örtlich ausgeprägte Lagen von "opus spicatum" eingeschlossen sind, die Innenflächen sind weniger sorgfältig gearbeitet. Aufgrund der großen, aber noch der Einzellage verpflichteten Formate können Turm und Bering noch vor die M. d. 13. Jhs. datiert werden. In der Kernanlage zeichnet sich ein weitgehender Neubau des Wohnturms sowie einer Hofmauer ab, die wohl zum Palas gehört hat. Das homogene, blockhafte Mauerwerk mit Eckquaderung ist noch kaum ausgezwickelt. Wesentlich zur Datierung dient ein liegendes Rechteckfenster, das gemeinsam mit der Bautechnik eine Datierung um 1300 nahe legt. Damit könnte dieser Umbau in Zusammenhang mit den Zerstörungen von 1284 bzw. 1295 stehen. Bald darauf dürfte es zu neuerlichen Umbauten gekommen sein. Eine Neuanlage des W-Berings mit örtlichen Einbauten sowie eine Aufstockung des O-Beringes und weiter Teile des langen Beringes datieren wegen ihrer charakteristischen Bruchsteinstruktur in niederen Kompartimenten noch ins frühe 14. Jh. In der Folge wurde dem oberen Turm ein kleiner Zwinger vorgestellt und im Hof kleinere Umbauten ausgeführt. Erst im frühen 16. Jh. lassen sich wieder größere Baumaßnahmen erschließen. Damals errichtete man vor der Kernanlage eine rechteckige Mantelmauer, deren Flanken heute weitgehend abgestürzt sind. Lediglich die (fälschlich als Schildmauer bezeichnete) Gratsperre hat sich mit einer Mauerstärke von 2,20 m gut erhalten. Sie zeigt ein zentrales Segmentbogenportal sowie breite Geschützscharten. Der Steinverband besteht aus netzartigen liegenden Strukturen. Dieser Bau könnte mit einer 1522 von K. Ferdinand I. veranlassten Aufstellung von Geschützen in Zusammenhang stehen. An Funden liegen aus der Sammlung Kremslehner bislang vom donauseitigen Hang unterhalb der Burg eine auffällige Konzentration von Dorngeschossspitzen mit weidenblattförmigem Blatt des 13./14. Jhs. vor, welche mglw. mit einer der Belagerungen des späten 13. Jhs. in Zusammenhang gebracht werden können. Die ältesten Funde reichen bislang in die 2. H. d. 13. Jhs. zurück, zu den jüngsten Objekten zählen Fragmente einer geborstenen Hakenbüchse sowie frühneuzeitliche Besteckreste.
Text P.S., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit beim Beginn des Fußwegs. Ca. 15 Min. Fußweg. Ausgedehnte, sehenswerte Burgruine, die jedoch in stark überwachsenem und naturbelassenem Gelände liegt. Sie ist ganzjährig frei zugänglich, ein Mindestmaß an Vorsicht ist im Gelände jedoch angebracht.
Gasthäuser GH Ziseritsch in Freienstein, GH Rosenthaler in Neustadtl.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 19
  • Gabriele Biró, Burgruine Freyenstein. In: Burgen und Ruinen, Denkmalpflege in Niederösterreich 12 (=Mitteilungen aus Niederösterreich 1, Wien 1994), 41
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 179 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 55 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 52 ff.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1565
  • Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66, 40
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 84
  • Leopold Gassner-Dammerer, Neustadtl an der Donau. Eine Annäherung an 850 Jahre Geschichte einer Strudengaugemeinde (hg. v. Marktgemeinde Neustadtl an der Donau). Neustadtl an der Donau o. J. (1997), 115 ff.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und VIII, F 171
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 197
  • Karl Kremslehner, Neue archäologische Funde und Entdeckungen aus dem Bezirk Amstetten. Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten 7, 1995, 35–39, 39
  • Matthaeus Merian, Topographia provinciarum Austriacarum. Austriae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis etc. Das ist Beschreibung und Abbildung der fürnembsten Stätt und Plätz in den österreichischen Landen Under- und Ober-Österreich, Steyer, Kärndten, Crain und Tyrol. Faksimilie der Erstausgabe von 1649 sowie der beiden Anhänge und der "Topographia Windhagiana" von 1656. Kassel 1963, 52
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 377 f.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 4, 26
Luftbild von SO (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von SO (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Stich von M. Merian (1649) - © Matthaeus Merian
Stich von M. Merian (1649)
© Matthaeus Merian
Bergfried von SW (2004) - © Patrick Schicht
Bergfried von SW (2004)
© Patrick Schicht
Baualtersplan (2006) - © Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht