Hauptburgenname
Mahrersdorf
ID
1824
Objekt
Burgruine
KG
Mahrersdorf
OG/MG/SG
Altenburg
VB
Horn
BMN34 rechts
693406
BMN34 hoch
391835
UTM 33N rechts
541537.72
UTM 33N hoch
5390036.57
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Altenburg von der B 38 nach Mahrersdorf abzweigen, wo im Zuge der Zufahrt zur Burgruine im N des Dorfes Parkmöglichkeiten vorhanden sind. Nördl. von Haus Nr. 30 führt am Waldrand ein Weg zur Ruine. RAD: Der „Kamptalweg" führt westl. von Altenburg direkt durch Mahrersdorf.
Geschichte
1255 wird ein „Reinoldus, filius domine Guete de Marchartzstorf“, 1276 ein „Ludwicus de Marchartsdorf“ urk. genannt. 1384 tritt ein „Elblein von Marchartzdorf“ urk. in Erscheinung. Bis 1409 sind die „Marichartsdorfer" urk. nachweisbar. Später ist Mahrersdorf im Besitz der Dachsner und Degenhart. 1474 wird die Burg belagert, 1480 von ungar. Truppen zerstört. 1496 verkauft Wolfgang Dachsner „vest oder geschlos genandt Markchensdorff, die zeit zerprochen“ an das Stift Altenburg. Dabei wird die Ruine als Puchheimer Lehen angesprochen. Bis 1864 wird die „Veste Mahrersdorf“ dem Altenburger Abt von den Puchheim als Lehen ausgegeben.
Text
K.Ki., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die tlw. bereits stark verfallene Burganlage erstreckt sich am N-Rand des Dorfes über einen gegen NW ziehenden Geländesporn. Der über dem rechten Ufer der Kleinen Taffa gelegene Sporn fällt im NW und NO steil und felsdurchsetzt zum Fluss ab, im SW ist er durch einen Seitengraben isoliert. Das Vorfeld, ein breiter, von der Siedlung zur Burg mäßig abfallender Rücken, machte die Anlage von Annäherungshindernissen notwendig, die in Form einer 4-fachen Wall-Graben-Anlage ausgebildet sind. Die Erdwerke liegen großteils auf dem Grundstück des Hauses Mahrersdorf Nr. 20, Teile der Anlage sind daher zerstört, randliche Bereiche nur noch stark verflacht erhalten. Mittelpunkt der Burganlage ist ein kleinräumiger, nordwestl. zur Kleinen Taffa vorgeschobener Felshügel, auf dem Reste der Primäranlage erhalten sind. Diese ist als sehr regelmäßige, annähernd quadratische, kastellförmige Kleinburg zu rekonstruieren, von deren Bering noch die hangstützenden Teile der NW- und NO-Seite erhalten sind. In die S-Ecke war offensichtlich der etwa quadratische Bergfried eingebunden, von dem nur noch die nördl. Ecke aufgehend erhalten ist. Der Bering zeigt ein relativ lagig ausgebildetes, blockhaftes Bruchsteinmauerwerk mit materialbedingten Auszwickelungen, die Mauerfüllung besteht weitgehend aus Opus spicatum-artigen Strukturen. Ein Abschnitt des nordwestl. Teiles zeigt eine qualitätsvollere Ausbildung mit kleinteiligeren, lagigen Strukturen und partiellen Opus spicatum-Einschüben. Abweichend von den historischen Daten indiziert die Mauertechnik eine Errichtung um 1200 bzw. im frühen 13. Jh. Die verm. nur bescheidene hma. Burg (der urspr. Palas ist nicht mehr nachweisbar) wurde im Spätmittelalter in mehreren Phasen erweitert. Die Kernburg wurde zu einer 4-flügeligen schlossartigen Anlage ausgebaut, von der noch 3-gesch. aufgehende Mauern erhalten sind. Aufgrund der Mauerstrukturen und Detailformen (Türen, Fenster, Abtritte) datieren diese Bauteile ins 14. Jh. Die SW- und SO-Front der Kernburg wurde wohl relativ gleichzeitig durch einen schmalen Zwinger geschützt, der im O mit einem Gebäude und an der SW-Front mit einem Torbau versehen war. Die wohl dem alten Zugang neben dem ehem. Bergfried vorgelegte Toranlage zeigt noch den Falz des ehem. Fallgitters. Das Aufkommen von Feuerwaffen im Spätmittelalter erforderte weitere bauliche Maßnahmen, in deren Zuge im SO, SW und NW eine weitläufige Vorburg errichtet wurde. Teile der Vorburg greifen weit bis zum nordwestl. Spornende aus, wo sie durch einen runden Schalenturm verstärkt sind. Das in den Bering der Vorburg einbezogene bewohnte Haus Nr. 22 und das südl. angeschlossene Haus Nr. 23 könnten auf sma. Wirtschaftsstrukturen zurückgehen. In die Vorburg wurde auch der innerste, besonders massive Wallriegel im SO einbezogen, der als zentrales Bollwerk einen feldseitig halbrund ausgebildeten Batterieturm erhielt. Dieser ist heute in das Haus Nr. 20 einbezogen und als Wochenenddomizil ausgebaut. Gemeinsam mit den benachbarten Bereichen entzieht er sich dadurch einer näheren Untersuchung. Da die Burg um 1480 zerstört wurde, ist dieser Ausbau entsprechend früher, wohl um d. M. d. 15. Jhs. anzusetzen.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgruine, tlw. frei zugänglich, tlw. in Privatgrundstücke aufgeteilt.
Touristische Infrastruktur
Ausgedehnte, stark verfallene Burganlage, die durch private Nutzung einzelner Teile geprägt ist. Die Kernburg ist frei zugänglich, der Zutritt zu den restlichen Bereichen ist ggf. mit den Anrainern abzusprechen.
Gasthäuser
“Klosterkuchl“ im Stift Altenburg, GH „Zur Post“ in Altenburg, GH Dunkler in Steinegg, GH „Goldener Adler“ in Fuglau.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 68
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 63 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 154 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 688 f.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 390
- URL www.monasterium.net, Bestand Altenburg, OSB
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 401
- Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 86
- Renate Seebauer, Ortsgeschichte von Mahrersdorf. Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 27, Horn 1986