Hauptburgenname
Rundersburg
ID
1833
weitere Burgennamen
Ronberg, Ronenberg
Objekt
Burgruine
KG
St. Leonhard am Hornerwald
OG/MG/SG
St. Leonhard am Hornerwald
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
689310
BMN34 hoch
386433
UTM 33N rechts
537538.4
UTM 33N hoch
5384566.19
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Wegscheid am Kamp von der B 32 Richtung St. Leonhard am Hornerwald abzweigen. Nach dem Anstieg der Straße, 1,5 km nach Wegscheid, zweigt ein Feldweg nach N ab, der zu einem von Büschen umsäumten Wiesenplatz am Waldrand führt, von wo man weglos (ca. 300 m Luftlinie) nach NO die Burgruine erreicht. RAD: In Altpölla zweigt vom „Kamptalweg“ ein beschilderter Radweg Richtung Wegscheid und St. Leonhard am Hornerwald ab.
Geschichte
1182/89 wird „Albero de Ronnenberc“, ein ldfl. Ministeriale, u. a. als Stifter zugunsten Göttweigs urk. genannt (FRA II/69, 528). 1194 erscheint Ulrich v. „Ronenberch“, zwischen 1196/1231 Ortolf (I.) v. „Roneberch“, u. a. 1209 in einer Lilienfelder Urk. 1266–1293 wird ein jüngerer Ortolf – um 1270 zusammen mit Albert, Dietrich und Trauslieb (FRA II/11, 176 Nr. 190) – mehrmals in Altenburger, Heiligenkreuzer, Lilienfelder und St. Bernharder Urk. genannt. Er ist der letzte nachweisbare Ronberger, mit ihm dürfte die Fam. erloschen sein. Die Burg verlor danach ihre Sitzfunktion und verödete. Der Besitz fällt an die ldfl. Hft. Gars und 1681 an die Hft. Idolsberg. 1895 wird der Waldbesitz von den Gfn. Hoyos-Sprinzenstein erworben. Heutiger Eigentümer ist Dr. Bernhard Hoyos.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die heute abseits gelegene Burgruine liegt 3,2 km nordwestl. von St. Leonhard am Hornerwald am dicht bewaldeten, linken Talhang des zum Kamp entwässernden Franbaches. Etwa 500 m vor seiner Einmündung bildet sich eine den Abhang zum Bach querende SO-NW-laufende Geländezunge aus, die zur Anlage der Burg genützt wurde. Die urspr. Zuwegung dürfte von SO erfolgt sein, etwa aus Richtung des 2,9 km südsüdöstl. gelegenen Dorfes Wilhalm, und schließlich in die vor der Burg sich erstreckende Wirtschaftsfläche gemündet haben. Das nach N schwenkende Ende der Geländezunge ist zu einem kernwerksartigen Burghügel ausgebaut und wird durch einen tiefen Halsgraben abgeriegelt. Die Anlage besitzt ein ausgeprägtes Wall-Graben-System. Ein Abschnitt zieht sich um die N- und O-Seite, ist im O jedoch nur noch tlw. erhalten bzw. zu einer Stufe verflacht. Ein weiterer, besonders gut erhaltener Abschnitt umschließt die gesamte W- und N-Seite. Sie schließen im N nicht aneinander, hier umgreift die westl. Anlage die östl., sodass in diesem talseitigen Bereich eine doppelte Wall-Graben-Anlage vorhanden war. Im Zentrum des Hügels steht Rest eines rechteckigen (?), südl. 10,12 m breiten Wohnturmes, von dem nur noch die 3-gesch. S-Mauer und Ansätze der W- und O-Mauern erhalten sind. Die S-Mauer wird im 1. Obergeschoß von 2 getrichterten Rundbogenfenstern durchbrochen, deren Stürze sorgfältig aus kleinen, radial gestellten Steinen gearbeitet wurden. An der Innenwand sind die Balkenlochreihen von 2 Deckenkonstruktionen zu sehen. Die untere verläuft direkt unterhalb der beiden Rundbogenfenster, wobei nur die 3 östl. Löcher original sind, die westl. wurden offensichtlich sekundär angelegt. Der Rest der O-Mauer zeigt den Ansatz einer eingezogenen, östl. ablaufenden Mauer, die wohl nur von einer ehem. Apsis stammen kann, die mit dem Rest des Gebäudes eingestürzt ist. Schon Seebach vermutete den Wohnturm als ehem. Kapelle, was sich auch durch die Lage der Balkenlöcher (die westl. trugen urspr. wohl eine kleine Empore) bestätigen lässt. Der Bau wurde aber sekundär zum Wohnturm umgebaut (worauf die später eingearbeiteten Balkenlöcher für eine durchgehende Decke deuten). Das Mauerwerk besteht aus blockigem bzw. plattigem Gneisbruchstein, der stellenweise hammerrecht bearbeitet wirkt und lagig versetzt wurde, vielfach (besonders in den oberen Zonen) aber nur lagerhaft, unter Verwendung von Zwickelmaterial. Es berechtigt aber zu einer Datierung in die Zeit vor 1180. Auf einer südl., zugangsseitigen Abtreppung des Hügels steht die Burgkapelle, ein geosteter, 10,70 x 6,80 m großer Apsidensaal, dessen nordöstl. und östl. Teile (mit der Apsis) bereits eingestürzt sind. Sie wurde südl. durch 2 schmale Rundbogenfenster belichtet, die mit hochgestellten Orthostaten und kleinteiligen Keilsteinbögen gerahmt sind. An der N-Seite lag ein Hocheinstieg, der (über eine kleine Brücke) ein Betreten der Empore vom nördl. Kernbereich ermöglichte. Das Mauerwerk aus kleinen, sehr unterschiedlich formatierten Bruchsteinen, die nur noch Ansätze von Lagigkeit zeigen, lässt eine Datierung in der 2. H. d. 12. Jhs. (nach 1180?) zu. Der zentrale, obere Bereich des Burghügels mit dem Wohnturm wurde mit einem relativ weitläufigen, polygonalen Bering umgeben, von dem nur im N und S aufgehende Reste erhalten sind und dessen Verlauf die südl. situierte Kapelle ausgliederte. Im S zeigt er lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk mit starkem Durchsatz mit Opus spicatum, im N kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk mit z. T. schrägversetzten Schichten, an der Basis jedoch fast durchgehenden, mit großen Blöcken unterbrochenen Schräg- oder Hochversatz, wonach eine Datierung um 1180/1200 wahrscheinlich ist. An der W-Seite, westl. des Wohnturmes, wo der Bering weitgehend abgerutscht ist, zeichnen sich die Strukturen eines 2-teiligen (?), randständigen Gebäudes ab, das verm. den urspr. Wohnbau bildete. Die Beringanlagen wurden sekundär massiv umgebaut, so wurde an der O-Seite ein neuer, weiter ausgreifender Bering errichtet, der im S auch die urspr. frei stehende Kapelle einschloss. Schutthügel im N des Wohnturmes lassen m. V. einen polygonalen Mauerzug vermuten, der den Turm in einen gesonderten Bereich im Anschluss an den westl. Wohnbau integrierte. Es ist wahrscheinlich, dass diese Adaptionen spätestens in der 2. H. d. 13. Jhs. stattfanden. Schon 1996 wurden von Lindtner am Burghügel Kleinfunde aufgelesen, wovon das keramische Material dem 12./13. Jh. angehört. 2001/02 stellte er auf der vorgelagerten Geländezunge, die eine rund 110 m lange und 12–25 m breite, durch Böschungen begrenzte Fläche bildet, Reste baulicher Strukturen fest, die wohl vom ehem. Meierhof stammen. Neben Steinansammlungen waren großflächige Scherbenstreuungen anzutreffen, das Fundmaterial lässt eine Datierung in das 12./13. Jh. zu. Eine Scherben- und Hüttenlehmstreuung auf dem Gegenhang westl. der Burg lässt auch hier bauliche Strukturen vermuten. Etwa 150 m nordwestl. der Burg, schon nördl. des Franbaches, liegt zudem eine durch einen Forstweg tlw. zerstörte „Hausplattform“, wo sich ebenfalls lose Steine und Keramikscherben analoger Zeitstellung (auch des 12. Jhs.) fanden. Die Siedlungsstellen wurden aufgrund des Fundmaterials gleichzeitig mit der Burg aufgegeben.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur
Der Besuch dieser burgenkundlich bedeutenden Anlage ist ganzjährig ohne Einschränkung möglich und für Fachkundige sehr lohnend. Zugang und Begehung erfordern aber Orientierungssinn und Trittsicherheit.
Gasthäuser
GH Mayer in St. Leonhard, GH Speneder in Altpölla, „Wegscheider Hof" in Wegscheid.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 35
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 60 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 372 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 510 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 181
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1017
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 35/1996, 572
- Franz Fux, Die Rundersburg im Kamptal. In: In loco Lämbl Höhe, 200 Jahre Kirche "Am Berg". Geschichte von St. Leonhard am Hornerwald, St. Leonhard am Hornerwald 1977, 16–21
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 85
- Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 168
- Alois Plesser, In Vergessenheit geratene einstige Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1, Wien 1902/03, 89–102, 127–130, 138–143, 145–157, 170–178, 240, 265 f.
- Franz Rauscher, Ruine Rundersburg im Franbachtal. Das Waldviertel 1/1, Horn 1952, 11–16
- Gerhard Reichhalter, Die Rundersburg am Kamp. Gruber Burgblätter 6 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1993
- Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 80 f.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 218