Hauptburgenname
Dobra
ID
1835
Objekt
Burgruine
KG
Wetzlas
OG/MG/SG
Pölla
VB
Zwettl
BMN34 rechts
680686
BMN34 hoch
384210
UTM 33N rechts
528958.32
UTM 33N hoch
5382194.04
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der B 38 (Horn–Zwettl) nach Franzen abbiegen und über Nebenstraßen bis Wetzlas fahren, wo die beschilderte Zufahrt zum Campingplatz Dobra abzweigt. Kurz davor beginnt die mit einem Schranken gesperrte (nur für Campinggäste gestattete) Zufahrt zur Burgruine. Bei der abgeschrankten Zufahrt finden sich Parkgelegenheiten, die Burgruine ist von hier über einen kurzen Fußweg zu erreichen. RAD: Vom „Kamptalweg" knapp westl. von Tiefenbach Richtung Franzen, kurz davor Richtung Wetzlas abzweigen.
Geschichte
Ein „Hertnit de Dobra" wird 1186 urk. genannt, ein „Albero de Dobra" 1192. Bis in das frühe 14. Jh. ist diese Fam. im Besitz der Burg. 1341 kauft die Seefelder Linie der Kuenringer die halbe Hft. 1405 gelangt Dobra an die Liechtensteiner. 1446 ist sie im Besitz des Tobias v. Rohr, unter dem die Burg 1448 nach diversen Unbotmäßigkeiten belagert wird. 1464 kommt die Hft. an Wilhelm v. Missingdorf, der die Partei des Ungarnkönigs Matthias Corvinus ergreift, nach Friedensschluss aber von K. Friedrich III. wieder in Gnaden aufgenommen wird. 1496 übergibt er die Hft. seinem Vetter Hans. Nach dessen Tod 1513 belehnt Kg. Ferdinand I. 1533 seinen Feldhauptmann Nikolaus v. Rauber mit der Hft. Dobra. 1559 ist sie im Besitz des Gf. Ulrich v. Hardegg, der sie 1593 an Erasmus Braun v. Pielachhaag verkauft. Im 17. Jh. wechseln die Inhaber der Hft. rasch: Es scheinen die Hutstocker, Langevich, Kuefstein, Walderode und Megier auf. 1699 gelangt die Hft. an Frh. Johann Reichardt Scheffer. 1715 geht sie in den Besitz des Frh. Johann Philipp v. Ehrmanns, der mit dem Bau des Schlosses in Wetzlas beginnt und 1725 auch dorthin übersiedelt. Der endgültige Verfall dürfte aber erst lange Zeit danach begonnen haben, denn die Burg übersteht 1645 eine Belagerung durch schwedische Truppen und wird 1672 von Vischer als intakter Bau gezeichnet. Die Ruine ist seit 1958 im Besitz der Windhag’schen Stipendienstiftung für Niederösterr. Der Verein „Pölla Aktiv", Verein zur Erhaltung der Ruine Dobra, hat diese gepachtet und bemüht sich um die Erhaltung der Anlage.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die Burgruine liegt 6,9 km südwestl. von Neupölla bzw. 1,5 km südsüdwestl. von Wetzlas auf einem nach S zum ehem. Tal des Kamp vorspringenden, im O vom einmündenden Wetzlasbach begleiteten felsigen Geländesporn. Nach dem Aufstauen des Flusses bildet der Sporn, am linken Ufer situiert, eine Halbinsel in der fjordartigen Landschaft des Stausees Dobra. Die Topographie gestattete hier eine ausgedehnte Burganlage, deren hma. Kern sich innerhalb einer N-S-orientierten Fläche von ca. 88 m Länge und 20–37 m Breite erstreckt. Zu den Bauteilen jener Zeit gehört der relativ regelmäßige, geradlinig geführte, 1,25–2,20 m starke Bering, der sich geländebedingt nach S erweitert. Hier bindet er den auf einem Felssockel sitzenden S-Bergfried ein, der mit einer hofseitigen Breite von über 11 m und einer Mauerstärke von 3,40 m beachtliche Dimensionen zeigt. Unmittelbar neben dem Turm befand sich an der SW-Spitze des Berings die urspr., später aufgegebene Toranlage, die aufgrund ihrer erhöhten Position eine hölzerne Rampe erforderte. Der isoliert innerhalb der NW-Ecke des Berings gelegene N-Bergfried nutzt als Gegenpol zum S-Turm einen integrierten, später auf das nötige Maß zugerichteten Felssockel. Der quadratische Turm ist mit rund 7,20 m Seitenlänge und 1,70 m Mauerstärke deutlich kleiner konzipiert. Der urspr. Hocheinstieg wurde später, wohl im 14. Jh., durch einen höher angelegten ersetzt. Der unterkellerte, trapezförmige Bau am südwestl. Bering lässt sich aufgrund primärer Lichtscharten und eines alten Rundbogenportals als urspr. Palas rekonstruieren. In der Mitte des östl. Berings konnte zudem ein zunächst isolierter, fast quadratischer, turmartiger Baukörper festgestellt werden, der wohl einer frühen Erweiterung zuzuweisen ist. Zum urspr. Bestand gehört ein am westl. Bering angelegter, vom N-Bergfried versteckter, z-förmiger Abtritt. Ob ein Teil der hma. Bauteile noch aus dem späten 12. Jh. stammt, der Zeit der ersten Schriftquellen, ist unklar. Bering und S-Turm bestehen aus meist großen, polygonalen, sperrigen Gneis-Bruchsteinen, die durch sorgfältigen Versatz homogene Mauerstrukturen bilden und einschließlich Auszwickelungen bzw. Abgleichungen das Bemühen nach Lagigkeit erkennen lassen. Örtliche Fehlstellen zeigen eine Mauerfüllung aus Opus spicatum-Strukturen. Insbesondere der mit dem Bering verzahnte S-Turm weist lagige Strukturen mit den für das Hochmittelalter typischen Nonnen auf, die sich nach oben hin auflösen. Nach aktueller Meinung wird eine Datierung ab dem frühen 13. Jh. angenommen, was einen groß angelegten Neubau kurz nach der Gründung indizieren würde. Aufgrund des schwer zu verarbeitenden Materials sollte man daher auch das späte 12. Jh. in diese Überlegungen einbeziehen. Die unterschiedliche Dimensionierung und Einbindung der beiden Türme lässt vermuten, dass der N-Bergfried im Rahmen einer Erweiterung entstand, mglw. um eine 2. oder neu geschaffene Toranlage an dieser Seite zu sichern, die sich aber erst für das späte Mittelalter nachweisen lässt. Auch hier wurde trotz des problematischen Gneis-Materials versucht, homogene, durchwegs noch lagige Strukturen zu schaffen, sodass der Turm verm. nur wenig später anzusetzen ist. Der isolierte turmartige Bau an der O-Seite ist aufgrund des Mauerwerks wohl dem 13. Jh. zuzuweisen. Der gegenwärtig noch unzugängliche, nicht endgültig zu bestimmende Bau wurde feldseitig durch ein ehem. Maßwerkfenster belichtet, das erst im späten 13. Jh. durch den Bering gebrochen wurde. Die langen, anfangs weitgehend unbebauten Beringfronten erhielten zwischen dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit eine umfassende, mehrgesch., randständige Bebauung mit schlosshaftem Gepräge. Die zunächst isolierten älteren Bauteile wurden dabei vollständig integriert. Aufgrund der zahlreichen Bauphasen und Adaptierungen, die hier zu berücksichtigen sind, würde eine Chronologie dieser Bauabfolgen den Rahmen sprengen. Gut rekonstruieren lässt sich ein dem östl. Bering, gegenüber vom Palas angestellter, langgestreckter Bau, der hofseitig durch Lichtscharten erhellt wurde und im frühen 16. Jh. eine auf Bögen ruhende Vorblendung erhielt. Der Hof wurde durch einen Quertrakt mit Durchfahrt in einen nördl. und einen südl. Abschnitt unterteilt. Erwähnenswert sind z. B. die verstäbten Fenster am Palas, die Bautätigkeit um 1530/40 belegen, und die gut erhaltenen Wandvorlagen mit stuckierten Perlstäben im NW-Trakt, südl. des N-Turmes, die von der ehem. Kapelle der Spätrenaissance stammen. Die südöstl. Wohnräume zeigen an den Fensterleibungen Reste eines weiß-grauen, örtlich auch polychromen Dekors in typischen Renaissanceformen. Die kleine, zwingerartige Vorburg mit Torturm und Zugbrückentor auf einer Terrasse im S der Kernburg, die schon auf den jüngeren Zugang zum Burghof im SW Bezug nimmt, geht in der heutigen Form auf das frühe 16. Jh. zurück. Teile ihrer westl. Umfassungsmauer zeigen jedoch relativ lagige Strukturen mit rudimentären Opus spicatum-Einschüben, wonach hier schon im (frühen) 13. Jh. ein Zwinger nachweisbar ist. Südl. des vorgelagerten Grabens erhebt sich eine flache Terrasse, die nach entsprechenden Resten mit einer eigenen Umfassungsmauer umgeben war, die durch weitere Mauern mit der Kernburg verbunden war und wohl als ehem. Wirtschaftsfläche zu sehen ist. Im 15. Jh. entstand im N der Kernburg ein Zwinger zum Schutz des jüngeren (?) Zuganges. Bei seiner Errichtung wurde auch die NO-Ecke der Kernburg durch einen massiv gemauerten Dreiviertel-Rundturm verstärkt. Die urspr. Toranlage wurde später vermauert und durch eine jüngere ersetzt, die auf die Torachse der Kernburg Bezug nahm. Vor dem Zwinger durchschneidet ein tiefer Abschnittsgraben das Gelände. Der Zugang zur urspr. Brücke wurde durch einen massiven, feldseitig abgerundeten Torbau gesichert, der durch 2 Binnenmauern unterteilt ist und daher wohl mehrere Tore hintereinander besaß. Vor dem Torbau, der wohl um/nach 1500 anzusetzen ist, erstreckt sich ein ebenes Plateau, erst der weiter im nördl. Vorfeld situierte Felsgrat wird durch 2 Abschnittsgräben unterbrochen. Die Admin.Karte NÖ/Blatt 25 verzeichnet noch die gesamte Meierhofsiedlung im S der Burg, eine Brücke ermöglichte im Verlauf einer Altwegtrasse (in Verlängerung der heutigen Zufahrt) das Überqueren des Kamps. Diese Strukturen sind heute in den Fluten des Stausees verschwunden. Die sehenswerte und burgenkundlich bedeutsame Anlage wird gegenwärtig durch den Verein „Pölla Aktiv" restauriert, fachkundig unterstützt durch das BDA.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgruine, derzeit (2008) in Restaurierung. Betreten tlw. möglich (Vorderbereich mit Turm).
Touristische Infrastruktur
Die ausgedehnte, sehenswerte Anlage erstreckt sich über eine romantisch gelegene Halbinsel im Stausee Dobra. Sie wird seit mehreren Jahren schrittweise restauriert und ist (mit Ausnahme derzeit noch ungesicherter und abgesperrter Baustellenbereiche) ganzjährig frei zugänglich. Der südl. Bergfried wurde durch den Einbau von Treppen zugänglich gemacht.
Gasthäuser
GH Märkl in Krumau, GH Lammer in Krumau, GH „Zum Braunen Hirschen" in Krumau.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 33 f., 99
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 281 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 384 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 114
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 101
- Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 34 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, D 169
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 150
- Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 45 f.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 66 ff.
- Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 77 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 168
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 19