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Hauptburgenname Drosendorf II
ID 1839
Objekt Burg-Schloss
Adresse 2095 Drosendorf, Schlossplatz 1
KG Drosendorf Stadt
OG/MG/SG Drosendorf-Zissersdorf
VB Horn
BMN34 rechts 697781
BMN34 hoch 414586
UTM 33N rechts 545512.25
UTM 33N hoch 5412851.11
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 4 (Horner Bundesstraße) und die B 30 (ab Geras) gelangt man nach Drosendorf. Vom Hauptplatz (Parkmöglichkeit) führt ein kleines Gässchen zum Schloss am südl. Stadtrand. RAD: Der „Thayatalweg" führt nach Drosendorf, wo man nach kurzem Umweg über das Ortszentrum zum Schloss kommt.
Geschichte Ein „Albero de Drozendorf" erscheint um 1188 (UbE II, 408). In jener Zeit wäre nach Dehio die planmäßige Anlage der Burgstadt anzunehmen. Nach dem Aussterben der Gfn. v. Pernegg geht der Besitz an den Landesfürsten. Um 1240 wird Drosendorf als Stadt genannt. 1278 wird es von Kg. Ottokar II. belagert, 1279 gelangt es an die Habsburger, die an Stephan v. Maissau verpfänden. 1327 folgen die Hrn. v. Wallsee, 1438 die Eitzinger, 1506 Johann Mrakesch und 1574 die Mollarth. Während die Hft. ab 1607 erbliches Eigen wird, bleibt die Stadt selbst in ldfl. Besitz. Als weitere Besitzer folgen die Muschinger, Kurz, Sprinzenstein, Lamberg-Sprinzenstein und ab 1822 die Hoyos-Sprinzenstein. Heutiger Eigentümer des Burg-Schlosses ist Dipl.-Ing. Hans Hoyos.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Am höchsten Punkt der Altstadt, direkt vor dem Schlosseingang, hat sich der wuchtige Bau einer hochrom. Kapelle samt Apsis erhalten, die gemäß ihrem kleinteiligen Blockmauerwerk noch dem 12. Jh. zuzuordnen ist. Es handelt sich um die ehem. Martinskapelle, neben der wohl bereits um 1188 unter „Albero de Drozendorf“ ein neuer Sitz angelegt wurde. Bald darauf entstand die heutige klassische Gründungsstadt mit ihrer weitgehend erhaltenen ma. Befestigung, die angriffsseitig mit einer schildartigen Mauer den schmalen Bergrücken absperrt. Blockstrukturen und Opus spicatum belegen eine abschnittsweise Errichtung ab dem frühen 13. Jh., eventuell nach der Übernahme durch die Babenberger 1220. Bei der Belagerung 1278 muss die Stadtmauer fertig gewesen sein. An der SW-Kante wurde wohl gleich zu Beginn eine neue Stadtburg angelegt, die somit in die Verteidigung der Siedlung an neuralgischer, weil höchster Stelle integriert ist. Bauforschungen von Klaar erbrachten, dass sich ein annähernd rechteckiger Kern von etwa 38 x 41 m Größe abzeichnet, der wohl kastellartig ausgebildet war. Von diesem Erstbau sind die zwei Feldseiten sowie Substruktionen der N-Seite frei einsehbar erhalten. Die Mauern zeigen hier lagerhaften Blockverband in niedrigen Einzellagen, die Stärken entsprechen den Stadtmauern, mit im S etwa 1,8 m, zum W-Abhang im Sockelbereich sogar 2,5 m. Den SO-Anschluss an die Stadtmauer beschützt ein rechteckiger Turm von etwa 7,5 m Breite, der wohl als primärer Bergfried zu deuten ist. Nach Forschungen von Woldron finden sich im Dachraum Reste des hochrom. Mauerwerks sowie eine Schlitzscharte, bei Merian 1656 sowie Vischer 1672 ist der Turm noch hoch aufragend dargestellt. Weitere Einbauten blieben aus dem 13. Jh. nicht erkennbar. In got. Zeit wurde die Burg grundlegend umgebaut. Die östl. Front wurde abgebrochen und weit vorgeschoben polygonal mit zentralem Torturm erneuert. Die Mauerstärken betragen hier fast 2,6 m. Auch die NW-Ecke wurde massiv erneuert und mit einem polygonalen Eckturm verstärkt. Die Burg erreichte somit eine Länge von 63 m um einen zentralen Innenhof und war durch einen tiefen Graben von der Stadt getrennt. Randständig wurden zwei geräumige Einbauten errichtet. Der Zeitpunkt dieser Maßnahmen ist nicht eindeutig zu erfassen, muss aber deutlich vor der außen angesetzten, spätgot. Kapelle liegen. Als Bauherren kommen aus typologischer Sicht im frühen 14. Jh. die Wallseer in Frage, Urk. belegen unter Hzg. Rudolf IV. um 1359 größere Befestigungen in der Stadt. Aus der 2. H. d. 15. Jhs. stammt eine konsequente Zwingeranlage, die die gesamte Stadt umgürtet. Zur Angriffsseite wurde eine weitere vorgeschobene Verteidigungslinie mit zwei mächtigen Rondellen mit Schlüssellochscharten errichtet, direkt vor der Burg entstand ein isoliertes, turmbewehrtes Vorwerk, das über eine Brücke zu erreichen war. Dem Bering wurde ein vorkragend umlaufender Wehrgang aufgesetzt. Merian zeigt zudem einen Gang zu einem vorgelagerten Latrinenpfeiler. Entgegen dieser massiven Außenbefestigung wurde direkt neben dem Eingang eine spätgot. Kapelle mit 5/8-Chor vorgesetzt, die Verteidigung war somit weitgehend auf die Stadtmauer beschränkt. Nach der Übernahme der Hft. 1503 durch die Hrn. v. Morakschi wurde die Burg im Lauf des Jhs. zu einem repräsentativen Schloss ausgebaut. Der Hof wurde 4-flügelig geschlossen, wobei neben dem Tor reich profilierte Fenstergewände verbaut wurden. Im Hof findet sich ein spolierter Wappenstein aus 1548, im O wurden Sgraffitomalereien des mittleren 16. Jhs. freigelegt. Der W-Trakt war als offene Pfeilerhalle mit 4 Arkaden konzipiert. Anstelle der alten Zugbrücke wurde eine breite Steinbrücke errichtet. Nach der erfolgreichen Abwehr einer Belagerung 1620 wurden außen weitere Vorwerke angelegt. Am Schloss selbst wurden die Fassaden repräsentativ gestaltet, neue Treppenhäuser eingebaut und die Kapelle frühbarock eingerichtet. Nach einem Brand 1694 wurden nur kleine barocke Umbauten vollzogen und der Bergfried bis zur Traufenhöhe abgetragen. Bis heute hat sich jedoch der wuchtige Gesamteindruck erhalten, der gemeinsam mit den mächtigen Stadtmauern gut das Leben in einer ma. Kleinstadt des Waldviertels nachvollziehen lässt.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, bewirtschaftete Burg-Schlossanlage. Bedingt zugänglich.
Touristische Infrastruktur Schloss Drosendorf wird ganzjährig als Seminar- und Bildungsstätte sowie als Frühstückspension geführt. Eine Besichtigung richtet sich nach der gastronomischen Nutzung, der Hof ist frei zugänglich. Die Schlosstaverne ist Mo–Mi ab 17 Uhr, Fr–So ab 15 Uhr geöffnet (Do Ruhetag).
Gasthäuser GH „Die Traube" in Drosendorf, GH „Zur Hammerschmiede" in Drosendorf, GH „Zum Goldenen Lamm" in Drosendorf
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 102
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 81 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 98 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 114
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 108 f., 111
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 90 ff.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, D 289
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 156
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 40
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 210
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 154 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 169
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 20
  • Ronald Woldron, Raimund Rhomberg, Drosendorf. Starke Mauern an der Thaya. Eine bauhistorische Wanderung entlang der Stadtbefestigung. Drosendorf o. J. (2007), 20 f.
Drosendorf II. Stadtmauer und Schloss von SO (1983) - © Leopold Mayböck
Drosendorf II. Stadtmauer und Schloss von SO (1983)
© Leopold Mayböck
Drosendorf II. Hofansicht - © Patrick Schicht
Drosendorf II. Hofansicht
© Patrick Schicht
Drosendorf II. Reste des hochmittelalterlichen Berings an der N-Seite (1999) - © Gerhard Reichhalter
Drosendorf II. Reste des hochmittelalterlichen Berings an der N-Seite (1999)
© Gerhard Reichhalter
Drosendorf II. Torbau und Kapelle von N (1994) - © Leopold Mayböck
Drosendorf II. Torbau und Kapelle von N (1994)
© Leopold Mayböck
Drosendorf II. Torbau und Kapelle von NO (1983) - © Leopold Mayböck
Drosendorf II. Torbau und Kapelle von NO (1983)
© Leopold Mayböck
Drosendorf II. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Drosendorf II. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Drosendorf II. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht
Drosendorf II. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht