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Hauptburgenname Drösiedl
ID 1840
Objekt Schloss
Adresse 3814 Drösiedl 1
KG Drösiedl
OG/MG/SG Ludweis-Aigen
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 688350
BMN34 hoch 406010
UTM 33N rechts 536236.86
UTM 33N hoch 5404114.93
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Raabs an der Thaya (B 30) über Nebenstraßen südl., ca. 8 km, oder von Groß Siegharts östl., ca. 9 km, nach Drösiedl abzweigen und vor dem Schlossbereich parken. Kurzer Fußweg. RAD: Der „Bandlkramerweg" führt kurz nach seinem Beginn in Radl durch Drösiedl.
Geschichte Im Jahre 1283 ist ein Nicolaus v. Drezzedles als Gefolgsmann des Stephan v. Maissau genannt, der u. a. mit Zustimmung seiner Brüder Jakob und Wenzelo ein halbes Lehen zu Zellerndorf an das Stift Altenburg verkauft und ein weiteres halbes Lehen dortselbst im gleichen Jahr. 1298 ist ein Ritter Mainhaird v. Dressidl als Pfleger des Gf. Berthold v. Hardegg in Retz feststellbar, der einer 2. Linie der Fam. angehören dürfte. Die Dressiedler sind u. a. auch in Frauendorf a. d. Schmida und in Puch begütert. Die Brüder Niklas und Wenzel sind bis etwa 1330/50 nachweisbar, danach 1356 Peter der Dressidler und 1362 Niklas II., der wohl um 1369 verstirbt, da Hzg. Albrecht III. in diesem Jahr den Meierhof in Drösiedl „bei dem valltor gegen Ludweis gelegen“ zugunsten eines zu stiftenden Spitals von der Lehenschaft befreit. Im Jahre 1395 verkauft Wenzel d. Drössiedler mit Bezeugung seines Bruders Georg und seines Cousins Peter die Feste Drösiedl um 1100 lb d an die Brüder Rudolf und Ludwig v. Tyrna. 1401 erhält Georg d. Dressidler die Feste und die Stadt Waidhofen an der Thaya um 600 lb d als Pfand von Hzg. Albrecht IV., 1403 kauft er die Feste Drösiedl um 1000 lb d von den Brüdern Tyrna wieder zurück. Georg stirbt vor 1428, seine Tochter Barbara erbt den Besitz und verschreibt das ldfl. Lehen 1455 an ihren Mann Johann v. Hofkirchen. Ihm folgen 1479 Lorenz, 1500 Wolfgang, 1538 Wilhelm und 1586 Hans Adam Frh. v. Hofkirchen nach. Nach seinem kinderlosen Tod 1605 gelangt Drösiedl an seinen Bruder Georg Andreas v. Hofkirchen, der es wegen seiner Teilnahme an der protestantischen Aufstandsbewegung verliert. 1636 kauft der kaisl. Oberstleutnant Christoph v. Echtzell die Hft., von dem es 1647 seine Witwe Maria erbt, die 1654 stirbt. Ihre Erbin ist Sabina Margareta, die mit David Christian Haffner verheiratet ist, auf sie folgt 1690 deren Sohn David Ernst, der die Hft. 1692 an das Stift Altenburg verkauft. Gegenwärtig ist das Schloss im Besitz von Werner Zlabinger.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Die Schlossanlage befindet sich im nördl. Teil der KG Drösiedl. Nördl. und östl. angeschlossene Teiche entwässern nach N über den „Schlossgraben" und lassen die ehem. Funktion als Wasserschloss vermuten. Südl. ist ein weitläufiges Meierhofareal vorgelagert, das mit einer 2-gesch., 3-flügeligen Verbauung einen großflächigen, brunnengeschmückten Hof umschließt. Der S-Trakt integriert einen zentralen Glocken- bzw. Uhrturm. Südl. vorgelagert ist ein 3-gesch., barocker Schüttkasten des 18. Jhs. Eine zinnenbekrönte, vasen- und büstengeschmückte Mauer trennt den Meierhof vom eigentlichen Schlossbau. Der über geböschten, tlw. pfeilergestützten Substruktionen errichtete, 3-gesch. 4-Flügel-Bau liegt inmitten einer tlw. polygonal angelegten, umlaufenden Grabenanlage mit gemauerter Konterescarpe. Eine Bogenbrücke führt zum ehem. zugbrückenbewehrten, mit „1616" bezeichneten Portal im Zentrum der S-Front. Eine Sonnenuhr nennt hier auch die Jahreszahl „1578". Die leichte Schrägstellung des S-Traktes ist mglw. durch die Integrierung ma. Bauteile entstanden. Dementsprechend ist der im N und S durch 3-gesch. Pfeiler- bzw. Säulenarkaden versehene Innenhof angelegt. Im Erdgeschoß liegt im S-Trakt östl. der Einfahrt die urspr. protestantische Schlosskapelle, die ab 1785 gewisse Pfarrfunktionen übernahm und deren Innenausstattung und Dekoration im Wesentlichen aus dem 18. Jh. stammt. Die Innenräume weisen eine Vielzahl architektonischer Details des 16. Jhs. und der Zeit um 1600 auf. Bemerkenswert ist die Freskenausstattung aus der 2. H. d. 16. Jhs. in einem Raum des W-Traktes. Die Räume des Obergeschoßes zeigen durchwegs Gewölbekonstruktionen, vorwiegend gegratete Stichkappengewölbe oder stern- bzw. zellenförmige Stuckgratgewölbe. Eine Wendeltreppe mit Handlauf im SW-Bereich und weitere Details mit spätgot. Formen lassen den älteren Kernbau erkennen, der laut Auskunft des Besitzers vorwiegend im W-Trakt erhalten ist. Umbauten oder Erneuerungen des 18. Jhs. erstreckten sich nur auf div. Innenräume und hinterließen Deckendekorationen oder Türen mit originalen Schlössern. Der naheliegend standortgleiche Burgbau ist nicht mehr erhalten oder im Neubau vollständig aufgegangen. Der heutige Schlossbau ersetzt ab der 2. H. d. 16. Jhs. höchstwahrscheinlich einen unmittelbaren Vorgängerbau, verm. ein spätgot. Wasserschloss, das durch die leichte Befestigung des „Festen Schlosses" tradiert wurde. Die Zerstörung imDreißigjährigen Krieg kann zu keinen durchgreifenden Umgestaltungen geführt haben. Seit 1974 wird der Bau schrittweise restauriert und als Privatpension genutzt. Trotz des modernen Komforts der Ferienappartements wurde auf den wertvollen Altbestand größte Rücksicht genommen, sodass sich der Bau noch heute weitgehend im Stil der Zeit um 1600 präsentiert. Derzeit (2008) laufende Bauforschungen im Auftrag des BDA könnten neue Erkenntnisse zur ma. und fnz. Baugeschichte bringen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, privat bewohnte und bewirtschaftete Schlossanlage, für Ferienwohnungen adaptiert.
Touristische Infrastruktur Das vom Besitzer liebevoll instand gehaltene und gepflegte Schloss beherbergt Ferienwohnungen, die modernen Wohnkomfort und das weitgehend erhaltene Renaissance-Frühbarock-Ambiente des Baues verbinden. Eine Besichtigung des nicht öffentlich zugänglichen Schlosses richtet sich nach der gewerblichen Nutzung, bleibt jedoch auf div. Außenbereiche beschränkt.
Gasthäuser Hotel „Thaya" in Raabs, GH „Zur Goldenen Krone" in Raabs.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 96
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 227 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 312 ff.
  • Joseph Chmel, Das Lehenbuch Herzog Albrechts V. von Österreich. AÖG Notizenbl. 9, 1859, 420
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 114
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 112 f.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 93
  • Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, 27, 36, 101, 136, 236, 287, 255, 280, 287, 331, 333, 341, 344, 347
  • Adalbert Fuchs (Bearb.), Urkunden und Regesten zur Geschichte des Benedictinerstiftes Göttweig, 1. Theil: 1058–1400. Fontes Rerum Austriacarum II/51, Wien 1901, Nr. 323
  • Karl Gutkas, Der Mailberger Bund von 1451. Studien zum Verhältnis von Landesfürst und Ständen um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 74, Wien 1966, 51–94, 345–392, 378
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, D 291
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 56 f.
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 635–638
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. II, 350 ff.
  • Joseph Lampel, Codex Canonicorum S. Ypoliti. Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrnstiftes St. Pölten 1. Wien 1891, Nr. 450
  • Urkundenbuch des Landes ob der Enns, 11 Bde. (hg. vom Verwaltungsrat des Museums Francisco-Carolinum). Linz 1852 ff. V/1868, Nr. 283
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 21
  • Alphons Žák, Eibenstein und Primmersdorf. Zwei Schlösser und Orte an der Thaja im Waldviertel. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 29, Wien 1895, 173–462, 258 f.
  • Alphons Žák, Regesten zur Geschichte von Eibenstein und Primmersdorf. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 30, Wien 1896, 456–478, 470
Drösiedl. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Drösiedl. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Drösiedl. Ansicht der Torfront des Schlosses (1999) - © Gerhard Reichhalter
Drösiedl. Ansicht der Torfront des Schlosses (1999)
© Gerhard Reichhalter