Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Dürnstein I
ID 1843
Objekt Burgruine
KG Dürnstein
OG/MG/SG Dürnstein an der Donau
VB Krems-Region
BMN34 rechts 690024
BMN34 hoch 362529
UTM 33N rechts 538668.45
UTM 33N hoch 5360688.58
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 303 und die B 3 (Wachauer Bundesstraße) bis Dürnstein fahren. Parkplätze liegen vor der Altstadt (ohne Ausnahme gebührenpflichtig) oder weiter außerhalb an der B 3. In der Stadt weisen Schilder zur Burgruine. RAD: Über den „Donauradweg“ erreicht man Dürnstein. Weiter w. o. beschrieben.
Geschichte Das Gebiet um Dürnstein/Unterloiben gelangt A. d. 11. Jhs. – wohl auf karolingischen Besitzgrundlagen – mit der Schenkung zweier Hufen „in loco Liupna nuncupato“ durch K. Heinrich II. 1002/19 (erneut) an das Kloster Tegernsee. Ab der M. d. 12. Jhs. ist Dürnstein freies Eigen der Kuenringer. Die Gründung der Burg kann durch Hadmar II. v. Kuenring, der ab 1157 urk. genannt wird, angenommen werden, urk. belegt ist sie erst 1192 in Zusammenhang mit der Gefangenschaft Kg. Richards I. von England. Die Burg ist einer der Haupt- und Stammsitze der Kuenringer und Zentrum der freieigenen Hft. Dürnstein. Die Herrschaftspolitik der Kuenringer, nicht zuletzt ihre Teilnahme am Aufstand gegen Hzg. Friedrich II., führt 1231 zur Zerstörung des höchsten Turmes der Burg. 1295 erfolgt der Adelsaufstand gegen die Habsburger, 1296 muss sich der maßgeblich daran beteiligte Leutold (I.) v. Kuenring-Dürnstein unterwerfen. Leutold (III.) war der Letzte der Linie Kuenring-Dürnstein (1355). Hzg. Albrecht II. kauft 1356 den größten Teil der Hft. Dürnstein. Mehr als 200 Jahre bleibt Dürnstein nun ldfl. und wird durch Pfleger bzw. Bgfn. verwaltet (1360/61 Heinrich [d. J.] v. Schwallenbach) bzw. an Adelsfam. verpfändet. 1365/1429 ist die Hft. im Pfandbesitz der in die Funktionen der Kuenringer eintretenden Maissauer, die ebenso wie ihre Nachfolger als Pfandinhaber, die Eitzinger, in meist 2-jährigem Wechsel amtierende Pfleger bzw. Bgfn. und Hauptleute von Dürnstein, meist gleichzeitig Richter der Wachau, bestellen: um 1360 Wolfgang Wolfenreuter, 1366 Otto Wolfenreuter, 1382 den niederadeligen Kremser Ratsbürger Hans (Jans) Hülber (StiA Herzogenburg, D. Nr. 64 und K. Nr. 174), 1383 Michael Kienberger (StiA Herzogenburg, D. Nr. 73), 1389/1392 Konrad v. Au (tlw. gleichzeitig Forstmeister von Gföhl, StiA Herzogenburg, D. Nr. 87: „erber chnecht“, und 88, K. n. 190, 195, 204–206), 1394 Lienhard Stoitzendorfer (StiA Herzogenburg, K. Nr. 207), 1396 Konrad Hochstetter (StiA Herzogenburg, K. Nr. 210), 1406 Irnfried Tieminger, 1410 Hans Wolfenreuter, um 1420/21 Stephan Heidelberger (HHStA, AUR 1420 VII 11, StiA Herzogenburg, D. Nr. 183), 1467, 1471, 1475, 1478 und 1481/82 Degenhart Schernegker (ehem. Grabdenkmal im Chorherrenstift Dürnstein). 1482 ist Jörg Mühlwanger Pfleger von Dürnstein, gleichzeitig Degenhart Schernegker Hauptmann. 1428 und 1432 werden Burg und Stadt durch die Hussiten geplündert, 1458 von kaisl. Truppen erobert. 1496 wird Kaspar von Roggendorf Pfleger/Pfandinhaber von Dürnstein, vorher war Hans Vorster als ldfl. Pfleger tätig (MZA, RL Nr. 29). 1502 tritt Roggendorf die Hft. an Kaspar Wintzerer ab. 1536/45 ist Kaspar v. Lamberg Pfandinhaber von Dürnstein. 1561 ist der Dürnsteiner Bürger Servatius Pfäffinger Pfleger und Pfandinhaber der Hft. Dürnstein. 1572 gelangt Dürnstein als ldfl. Lehen an Reichard Streun v. Schwarzenau (vgl. Brunnenbecken von 1572, 1640 umgearbeitet, heute im Stiftshof). Unter den Streun erfolgen 1586 Instandsetzungsarbeiten. 1609 kauft Christoph Wilhelm v. Zelking die Hft. Dürnstein samt Tal Wachau, die Burg wird 1625 erneut als baufällig bezeichnet. 1634 gelangt sie nach dem Tod des letzten Zelkingers, Ludwig Wilhelm, über dessen Schwester Anna Apollonia, Frau des Ottheinrich (Otto Heinrich) v. Zinzendorf an die Zinzendorfer. Unter deren Hft. wird die Burg 1645 von schwedischen Truppen gestürmt und 1646 beim Abzug beschädigt. Ab 1663 kommt der Besitz durch Kauf an Konrad Balthasar Gf. v. Starhemberg, dessen Nachkommen noch heute Besitzer der Ruine sind. Die Burg wird bereits 1679 als nicht mehr bewohnbar beschrieben, jedoch 1683 noch notdürftig als Fluchtort eingerichtet.
Text A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine, aufgrund ihrer prominenten Lage und der Gefangenschaft des englischen Kg. Richard Löwenherz eine der bekanntesten in Niederösterr., liegt weithin sichtbar auf einem zerklüfteten Felssporn oberhalb der gleichnamigen Stadt. Aufgrund mehrerer Ausbaustufen teilt sich die Anlage in 3 Geländeterrassen: eine weitläufige Unterburg, die als Eckpunkt der Stadtmauern dient, eine mittlere Vorburg und die eigentliche Kernburg. Felseinstemmungen des obersten Felskopfes, die auf einen ehem. zentralen Rundbau mit 5 m Durchmesser deuten, sowie Funde entsprechender Keramik geben Hinweise auf eine frühe Vorgängeranlage, mglw. schon des 11. Jhs. Aufgrund des charakteristischen Kleinquadermauerwerks zeichnen sich in der heutigen Kernburg die Reste einer großen Hauptbauphase ab, die auf einer bemerkenswert rechtwinkeligen Fläche von ca. 23 x 28 m einen 24 x 8 m großen Saalbau im W, eine Kapelle in der SO-Ecke sowie einen zentralen Wohnturm von etwa 9,5 x 11 m aufwies. Das sorgfältig geschichtete, tlw. mit Kellenstrich erhaltene Mauerwerk deutet gemeinsam mit der Erstnennung eines Kuenringers 1157 in Dürnstein auf eine Entstehung der Burg um 1160. Das Konzept eines kompakten Baublocks mit den klassischen Bauelementen der ma. Burg erweist sich überregional als bemerkenswert früh. Noch im 12. Jh. kommt es zum Ausbau durch einen Flankenbau zur Bergseite und eine kleine Unterburg mit Wirtschaftstrakt zum Tal. Im frühen 13. Jh. erfolgt, vielleicht mit dem Lösegeld für Richard Löwenherz, eine Erweiterung der Vorburg mit neuem, wohl gewölbtem Palas. Von ihm haben sich mächtige Substruktionen sowie Gewölberippen erhalten. Nach einem missglückten Adelsaufstand 1231 werden der zentrale Turm und große Teile der Kernburg abgebrochen. Stattdessen errichtet man einen 2-flügeligen Palas, der durch Kreuzrippen gewölbt ist. Teile dieser Gewölbe sind noch im 19. Jh. vorhanden, heute nur wenige Abdrücke und Rippenteile. Im mittleren 13. Jh. dient Dürnstein als Residenz der Kuenringer, die nach dem Aussterben der Babenberger 1246 als Capitanei Austriae an der Spitze der Landhrn. bis 1251 Österr. regieren. Kurz danach dürfte die Burgkapelle mit einer allseitigen Monumentalmalerei im zackbrüchigen Stil ausgestattet worden sein, davon künden nur spärliche Reste. Um 1300 wird die Kernburg zu einem homogenen 3-flügeligen Bau umgestaltet, die Unterburg erhält nach O eine neue Ringmauer vorgeblendet. Im 14. Jh. übernimmt der Stadthof der Kuenringer bzw. Maissauer die Funktionen der Burg, es gibt offenbar keine größeren Baumaßnahmen. Erst im 15. Jh. wird als Reaktion auf die Hussitengefahr die Stadtmauer neu befestigt, die Burg erhält eine neue Vorburg, die durch kleine Türme auf Felsköpfen gesichert wird. Zum ansteigenden Felsgrat werden Bastionen vorgesetzt und zum neu befestigten Tabor auf einem oberhalb gelegenen Sporn lange Wehrmauern errichtet. Ein letzter Ausbau ist um 1586 nachweisbar, als neben kleineren Umbauten mit Gewehrscharten der Kernburg auch Scharwachttürmchen aufgesetzt werden. Mit der Errichtung des neuen Schlosses 1622 in der Stadt verliert die Burg endgültig ihre Funktion, 1645 wird sie von den Schweden gestürmt und tlw. gesprengt.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Sehenswerte, burgenkundlich bedeutsame Burgruine in außergewöhnlicher, pittoresker Felslage. Der Zugang erfolgt über gut ausgebaute, steile Wege (ca. 30 Min.), die z. T. gesicherte und erschlossene Anlage ist ganzjährig frei zugänglich, im Gelände ist jedoch wegen der Steilabstürze Vorsicht geboten. Zahlreiche Aussichtspunkte bieten großartige Tiefblicke auf Donautal und Stadt.
Gasthäuser GH „Sänger Blondel" in Dürnstein, GH Wachauer Stuben in Unterloiben, sowie zahlreiche Buschenschanken in und um Dürnstein
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 36
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 96 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 86 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 106 ff.
  • Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 24 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 148 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 115
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 122
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 76
  • Fontes rerum Austriacarum II: Diplomataria et Acta. Wien 1849 ff., II/3: 127
  • Adalbert Fuchs (Bearb.), Urkunden und Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Kartause Aggsbach V.O.W.W. Fontes Rerum Austriacarum II/59, Wien 1906, Nr. 115
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 24–25/1985–86, 247 f.
  • Lydia Gröbl, Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau 1289–1471. Dissertation Universität Wien 1998, 42–44
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 157
  • Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 173 ff.
  • Niederösterreichisches Urkundenbuch I: 777–1076. Bearb. v. Max Weltin, Roman Zehetmayer unter Mitarbeit v. Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin (hg. v. Verein zur Förderungen von Editionen mittelalterlicher Quellen Niederösterreichs und v. NÖ Landesarchiv). Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 8/1, St. Pölten 2008, Nr. 20c
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 113 f.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 III, 8 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 175, 271, 432
  • Folker Reichert, Zur Geschichte und inneren Struktur der Kuenringerstädte. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 46/47, 1980/81, Wien 1981, 142–187
  • Brigitte Rigele, Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. Dissertation Universität Wien 1990, 127
  • Patrick Schicht, Beiträge zu Burg und Stadt. In: Gesellschaft der Freunde Dürnsteins und Gottfried Thiery (Hg.), Burg Stadt Kloster Dürnstein im Mittelalter (Buch u. CD), Wien 2005
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 120 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 8
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 38 ff.
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 108 f.
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 501
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 17
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, XVIf. u. Kat.Nr. 45, 107†, 265, 403, 488
Dürnstein I. Luftbild von SO (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Dürnstein I. Luftbild von SO (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Dürnstein I. Ansicht von SO (2004) - © Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von SO (2004)
© Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von SW (2004) - © Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von SW (2004)
© Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von O (2004) - © Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von O (2004)
© Patrick Schicht
Dürnstein I. Kapellen-W-Mauer und Chor von W (1999) - © Thomas Zoder
Dürnstein I. Kapellen-W-Mauer und Chor von W (1999)
© Thomas Zoder
Dürnstein I. Mauerwerk der Kapelle (1999) - © Thomas Zoder
Dürnstein I. Mauerwerk der Kapelle (1999)
© Thomas Zoder
Dürnstein I. Ansicht der Hochburg von S (2004) - © Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht der Hochburg von S (2004)
© Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von W (2004) - © Patrick Schicht
Dürnstein I. Ansicht von W (2004)
© Patrick Schicht
Dürnstein I. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Dürnstein I. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Dürnstein I. Bauphasenplan (2004) - © Grundlagen: Gerhard Reichhalter und Patrick Schicht; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht
Dürnstein I. Bauphasenplan (2004)
© Grundlagen: Gerhard Reichhalter und Patrick Schicht; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht