Hauptburgenname
Tabor
ID
1844
weitere Burgennamen
Eselstall, Galling
Objekt
Burgruine
KG
Dürnstein
OG/MG/SG
Dürnstein an der Donau
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
690259
BMN34 hoch
362739
UTM 33N rechts
538899.66
UTM 33N hoch
5360902.54
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 303 und die B 3 (Wachauer Bundesstraße) erreicht man Dürnstein. Parkplätze sind vor der Altstadt vorhanden (ohne Ausnahme gebührenpflichtig) oder weiter außerhalb an der B 3. Der Wanderweg zur Burgruine führt Richtung Starhembergwarte weiter (grüne Markierung) und direkt an den Resten des Tabors vorbei. RAD: Über den „Donauradweg“ nach Dürnstein, weiter w. o. beschrieben.
Geschichte
In Dürnsteiner Urk. des Spätmittelalters begegnen zwei jeweils als Sitz eines Pflegers anzunehmende Gebäude: ein „oberes Haus“ (so genannt seit 1450) bzw. der „Tabor“ (erstmals belegt 1472). Meist werden das „obere Haus“ und der „Tabor“ gleichermaßen mit der unten beschriebenen Vorburg der alten Dürnsteiner Hauptburg identifiziert. Ebenso ist die Gleichsetzung der Hauptburg mit dem (urk. jedoch nicht so genannten) „unteren Haus“ derzeit unangezweifelt. Mglw. beziehen sich die urk. Differenzierungen jedoch nicht auf Hauptburg („unteres Haus“) und Vorburg („oberes Haus“/„Tabor“), sondern auf (Haupt-)Burg („oberes Haus“) und Sitz im Stadtgebiet am Donauufer („unteres Haus“ bzw. „Tabor“ im Bereich des heutigen „Neuen Schlosses“, s. d.). Die Umschreibung der ldfl. Pfandhft. Dürnstein in ihrem Gesamtumfang durch die drei Begriffe „stat, gesloss und teber“ im Wappenbrief Friedrichs III. von 1476 lässt eine Interpretation im obigen Sinn offen, wenn auch die bildliche Darstellung von Stadt und Burg auf der Urk. oberhalb der Hauptburg einen ausgedehnten Bau mit Turm zeigt. Eine endgültige Klärung der Verhältnisse könnte erst durch die noch ausstehende gründliche Abwiegung der Belege in den zahlreichen verfügbaren Dürnsteiner Quellen erfolgen. In der Folge werden „oberes“ und „unteres Haus“ daher im bislang üblichen Sinn verwendet.
Text
A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung
Auf einem lang gestreckten, vom „Schlossberg“ nach SW laufenden Felskamm liegt ca. 700 m nordöstl. der Pfk. bzw. 300 m oberhalb der Burgruine eine weitere Befestigungsanlage. Auf dem terrassenförmig aufgebauten, durch zahlreiche Felstürme geprägten Kamm sind Reste einer rund 80 m langen und 30 m breiten Anlage erhalten. Die Bauteile zeigen fortgeschrittenen Verfall und lassen sich nur mehr bedingt strukturell einordnen. Zentrum der Anlage ist eine erhöhte Terrasse, die östl. senkrecht abbricht. Darauf lassen geringe Mauerreste m. V. eine rechteckige Bebauung von ca. 18 x 9 m Größe rekonstruieren. Die Mauerstärke ist mit 0,66 m auffallend gering. An der N-, S- und W-Seite verläuft eine tiefere Terrasse, die von einem länglich-ovalen Bering umschlossen wird, der weit gegen die nördl. Bergseite ausgreift und hier mit einem spitzen Keil mit halbrunder Verstärkung und Schartenöffnung endet. Davor ist ein verflachter Halsgraben erkennbar. In diesem nördl. Abschnitt, der als kleine Vorburg gestaltet ist, finden sich Reste mehrphasiger Einbauten sowie eines Tores. Auf den gegen S orientierten Terrassen sind mehrere hintereinander liegende Baulinien erkennbar, u. a. ist hier ein kleiner Zwinger vorgelegt, der wohl zur Sicherung des Zuganges diente. Der Bereich wird zentral von einem turmartigen Felsblock überhöht, der Reste div. Ausstemmungen aufweist und die einstige Toranlage wohl schwertarmseitig überragte. Die weitläufigen Beringanlagen, vor allem der halbrunde Ausbau der Bergseite, datieren nach dem ausgeprägten Zwickelmauerwerk in das späte Mittelalter. Es könnte sich daher um die in den Quellen der 2. H. d. 15. Jhs. als „oberes Haus“ bzw. „Tabor“ genannte Anlage handeln, die auch der Wappenbrief von 1476 zeigt. Dass sich hier eine Vorgängeranlage zur eigentlichen Burg befand, erscheint unwahrscheinlich, da auch die aufgelesene Keramik erst aus dem Spätmittelalter stammt.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur
Die stark verfallene, ungesicherte Ruinenanlage in ausgesetzter Felslage ist ganzjährig frei zugänglich. Zustieg (ca. 45 Min.) und Begehung erfordern aber gutes Schuhwerk und wegen der Steilabstürze Vorsicht.
Gasthäuser
GH „Sänger Blondel" in Dürnstein, GH „Wachauer Stuben" in Unterloiben, sowie zahlreiche Buschenschanken in und um Dürnstein
Literatur
- Irmgard Ameseder, Die Politik Kaiser Heinrichs II. In: 1000 Jahre Loiben 1002–2002. Horn 2002, 19
- Franz Biberschick, Die Burgen in Dürnstein in der Wachau. Der Burgwart 1938
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 36
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 92 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 90 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 113 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 150
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 24–25/1985–86, 247 f.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 157
- Patrick Schicht, Beiträge zu Burg und Stadt. In: Gesellschaft der Freunde Dürnsteins und Gottfried Thiery (Hg.), Burg Stadt Kloster Dürnstein im Mittelalter (Buch u. CD), Wien 2005
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 8
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, XVII
- Andreas Zajic, Der Wappenbrief der Stadt Dürnstein aus dem Jahr 1476. Eine Transkription. In: Gesellschaft der Freunde Dürnsteins und Gottfried Thiery (Hg.), Burg Stadt Kloster. Dürnstein im Mittelalter (Buch und CD), Dürnstein 2005, 335–338