Hauptburgenname
Eggenburg I
ID
1851
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
3730 Eggenburg, Burggasse 16
KG
Eggenburg
OG/MG/SG
Eggenburg
VB
Horn
BMN34 rechts
711719
BMN34 hoch
389519
UTM 33N rechts
559881.03
UTM 33N hoch
5388041.64
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Maissau von der Horner Bundesstraße (B 4) nach Eggenburg (ca. 9 km) abzweigen. Parkplätze (tlw. Kurzparkzonen) finden sich im Stadtgebiet. RAD: Der „Bertha-von-Suttner-Weg“ und der „Urzeitweg“ führen durch Eggenburg.
Geschichte
„Egenburch" wird 1126 erstmals erwähnt, doch sind nach Weltin die Anfänge in die 80er-Jahre d. 11. Jhs. zu setzen und in Beziehung zu den Kuenringern v. Gars zu sehen. Das hier ansässige ldfl. Ministerialengeschlecht ist ca. 1140–1256 nachweisbar. Der um 1140 genannte Wolfker, der sich u. a. nach Eggenburg nennt, ist der Sohn des Bgfn. Erchenbert v. Gars. 1177 wird Eggenburg durch Hzg. Sobieslav v. Böhmen verwüstet. 1204 wird erstmals von einer Stadtbefestigung berichtet. 1328 wird sie abermals von Johann v. Böhmen erobert und 1357 verpfändet Albrecht II. Eggenburg an K. Karl IV. bzw. an dessen Bruder Johann v. Mähren, löst die Hft. aber kurz danach wieder ein. 1359 ist ein Dachsberg als Pfleger nachweisbar. 1394, verm. 1427 und nachweislich 1429 ist Eggenburg umkämpft. Zwischen 1480/90 kommt es zu wiederholten Belagerungen und Besetzungen durch ungar. Truppen. Um 1510, im Angesicht der ersten Türkengefahr, werden die Wehranlagen und die Ausrüstung der Stadt verbessert. 1527 gelangt die Pflegschaft von den Hrn. v. Haselbach an die Frhn. v. Roggendorf, unter denen großzügige Erweiterungs- und Erneuerungsarbeiten an der Burg durchgeführt werden. 1556 verkauft Ferdinand I. die Hft. schließlich an Leonhard Pichler v. Weitenegg, dem 1565–1594 Ferdinand v. Meggau folgt, der ebenfalls an der Burg arbeiten lässt. Ab 1618 ist Eggenburg wiederholt Kampfhandlungen ausgesetzt, 1623 gelangt die verm. bedeutungslos gewordene Burg an den Jesuitenorden. 1645 wird die Stadt von schwedischen Truppen erstürmt und besetzt. Nach all diesen Katastrophen erholt sich die Stadt erst nach 1683. Die Burg, deren völlig heruntergekommener Zustand 1742 beschrieben wird, wird 1752 von den Jesuiten an die Stadt Eggenburg verkauft, von dieser 1754 an das Stift Altenburg. Ein Großbrand vernichtet 1808 weite Teile der Stadt, dabei auch die letzten intakten Teile der Burg. 1878 erwirbt die Fam. Seitz die ruinösen Gebäude und erbaut ein neues Wohnhaus. Heutige Eigentümer sind Dr. Hans Seitz und Dr. Susanne Böhler.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die ausgedehnten Stadtmauerzüge von Eggenburg folgen im äußersten W der Stadt einem in die Schmidaschleife vorspringenden Felssporn. Dieser ausgezeichnet geschützte Platz am rechten Ufer des Flusses wurde zur Anlage der Burg genützt. Im Vorfeld der Burg liegen die Pfk., der Alte Pfarrhof und der ehem. Karner. Die Konzentration hftl. und pfarrlicher Strukturen in diesem erhöht gelegenen westl. und nordwestl. Bereich der Stadt lässt m. V. einen urspr. Altsiedlungsbereich vermuten, wobei das architektonische Niveau erhöhte Herrschafts- und Repräsentativansprüche erkennen lässt. Von der nicht sonderlich ausgedehnten, jedoch anspruchsvoll ausgestatteten Burganlage sind noch heute mehrere beachtliche Bauteile erhalten. Auf dem westl. Spornende lässt sich die unregelmäßig-polygonale Beringanlage der Kernburg rekonstruieren, von der noch Teile der N-, O- und S-Front erhalten sind. Die Bauteile sind durch lagiges, hammerrechtes, relativ kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk gekennzeichnet und können verm. in das 3. V. d. 12. Jhs. datiert werden. Einer sekundären Bauphase gehört der relativ große, rund 10,20 m im Quadrat messende, heute noch 19 m hohe Bergfried an, der an einer Abwinkelung des Beringes im Zentrum der Zugangsseite errichtet wurde. Der feldseitig vor den Bering gestellte Turm flankierte wahrscheinlich das ehem., im S angeschlossene Burgtor. Durch das qualitätsvolle Großquadermauerwerk kann der Turm verm. noch dem ausgehenden 12. Jh. zugewiesen werden. Durch meist nz. und rezente Fenster- und Türdurchbrüche sind sämtliche Primäröffnungen verschwunden. Das im Inneren verwendete, hammerrechte Bruchsteinmaterial, das Parallelen zum Altbering zeigt, könnte von Abbruchteilen stammen. Verm. gehört auch der in die N-Ecke eingestellte, ca. 20 x 9 m große Palas der 2. Bauphase an. Von diesem Bau, der im Erdgeschoß durch einen primären Mauerbogen geteilt war, ist das Erdgeschoß weitgehend erhalten. Während hier im Inneren durchwegs Großquader verwendet wurden, lässt das im Kellergeschoß sichtbare Bruchsteinmauerwerk sekundäre Unterfangungen oder Abtiefungen vermuten. Um 1870 wurden die rom. Bauteile des Palas als Basis für einen 2-gesch. Villenbau verwendet, wobei verm. auch ältere, sma. Zwingerteile an der N-Seite überbaut wurden. Im Spätmittelalter wurde der Zugangsseite eine Zwingeranlage vorgelegt, die mit einem zentralen Torturm verstärkt wurde. Der Turm mit zugbrückenbewehrtem Fahr- und Nebentor sowie mit Sedilien in der Durchfahrt ist in das 14. Jh. zu datieren. Der heutige Zinnenabschluss von Turm und anschließendem Bering vermittelt einen jüngeren Eindruck. Im 16. Jh. erhielt der Zwinger im N und S Gebäudeeinbauten, wobei der Bau im N durch ein Stichkappengewölbe und profilierte Erkerkonsolen hervorzuheben ist. Im S des Zwingers befindet sich ein bis zur Talsohle reichender Brunnen. Ein tiefer, durchschnittlich 16 m breiter, im S jedoch verebneter Halsgraben sicherte den inneren Bereich gegen ein östl. vorgelagertes, von den heranlaufenden Stadtmauerfronten umschlossenes Vorburgareal. Die westl. Ummauerung der Kernburg wurde im Spätmittelalter, verm. bei Erneuerungen der Stadtmauer, durch jüngere, von zahlreichen Schießscharten durchbrochene Mauerzüge ersetzt. Diese zeigen zahlreiche spolierte Quader von Altbauteilen und bilden im S mehrteilige, bastionär verstärkte Zwingeranlagen aus. Der westl. und südl. Bereich der Kernburg, wo im Hochmittelalter verm. weitere Bauteile bestanden, und das östl. Vorburgareal sind heute unverbaut und Gartenbereich des privaten Wohnhauses.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Tlw. privat bewohnte Burgteile, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Der ehem. Burgbereich, im Zuge eines kurzen Stadtrundganges zu erreichen, ist Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich. Ein nahe der Pfk. beginnender Promenadenweg um die Stadtmauer bietet einige interessante Blickpunkte.
Gasthäuser
GH Wustinger in Eggenburg (=Bahnhofsrest.), Hotel-Rest. Oppitz in Eggenburg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 53 f.
- Hans Brandstetter, Eggenburg. Geschichte und Kultur. Wien 1986
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 92 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 116 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 117
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 148 f., 155 f.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 95 ff.
- Adalbert Klaar: Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 4. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 23 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 115. Jg., Sonderschrift 14), Wien 1978, 238–249, 240 f., Plan 6–9
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 163
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 72 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 169
- Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 236