Hauptburgenname
Eibenstein II
ID
1855
Objekt
Burgruine
KG
Eibenstein
OG/MG/SG
Raabs an der Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
0
BMN34 hoch
0
UTM 33N rechts
542694
UTM 33N hoch
5410554
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 4 (Horner Bundesstraße) nach Geras, von dort über die B 30 Richtung Drosendorf. In Zissersdorf zweigt eine Straße (ca. 3,5 km) nach Eibenstein ab, die knapp vor der Thayabrücke unterhalb der Burgruine vorbeiführt. Parkgelegenheiten in der Nähe des Steinbruchs, kurzer Fußweg zur Burgruine. Der schmale Steig beginnt gegenüber vom Steinbruch. RAD: Der „Thayatalweg" erreicht 6 km westl. von Drosendorf die Thayabrücke in Eibenstein.
Geschichte
Die Pfarre Eibenstein kommt 1160 durch Gf. Ulrich II. v. Pernegg an das Stift Geras, was 1242 bestätigt wird. 1194 ist ein Riwin v. Iwenstein als Zeuge einer Urk. Ekberts v. Pernegg genannt. Im Jahre 1282 tritt ein Fridericus de Eibenstein als Maissauer Gefolgsmann auf, 1286 Wichmann und sein Bruder Georg, 1289 ein Hermann. Die Eibensteiner bilden mehrere Familienzweige aus, von denen sich einer nach Nußdorf (W) und nach Retzbach nennt. 1327 ist Eber v. Eibenstein genannt, 1337 Karl, 1342 Weichart. Karl, der mit einer Gertraud verheiratet ist, begegnet zwischen 1357/1379 in verschiedenen Urk. als Zeuge, sein Bruder Kalhoch, der mit einer Anna bzw. einer Agnes verheiratet ist, zwischen 1354 und 1381/95. 1394 ist Ulrich v. Eibenstein mit seiner Frau Anna genannt, im selben Jahr sein Cousin During, zwischen 1403/22 Wilhelm v. Eibenstein sowie zwischen 1429/51 die Brüder Georg, Bernhard und Ernst. Bernhard besitzt 1451 auch die Feste Gaber, Ernst hingegen Eibenstein; beide werden als Teilnehmer des Mailberger Bundes angeführt. Zwischen 1483/1507 ist Bernhard v. Eibenstein nachweisbar, 1519/20 Georg v. Eybenstainer zu Eybenstain. Seine mit Heinrich Eitffin verheiratete Tochter Hedwig verkauft Eibenstein und Gaber im Jahre 1543 um 400 lb d an Christoph und Erasmus v. Schneckenreith, nachdem auch ihre Schwester Margarethe verstorben war. Erasmus stirbt 1547, seine Frau Margareta nach 1551. Das weitere Schicksal der Feste ist ungewiss; während Gaber 1551 schon als „öd“ bezeichnet wird, kommt das Gut Eibenstein später an die Hft. Drosendorf, die seit 1660 im Besitz der Gfn. Sprinzenstein – seit 1822 Hoyos-Sprinzenstein – ist.
Text
M.J.
Lage/Baubeschreibung
Zwischen Raabs an der Thaya und Drosendorf, 6,1 km östl. von Raabs, befindet sich in erhöhter Lage nördl. der Thaya der Siedlungskern von Eibenstein. Die Burgruine liegt am rechten Flussufer auf einem Felssporn, der sich O-W-orientiert zwischen der Thaya und dem Einschnitt mit der Straße nach Unterpfaffendorf erstreckt. Ein tiefer, aus dem Fels geschlagener Halsgraben sicherte die Burg gegen das überhöhte Vorgelände im O, von wo der Zugang erfolgte. Im S und W fällt der Fels z. T. senkrecht zur Thaya ab, ansonsten sichern felsdurchsetzte Steilhänge den Burgplatz. Trotz der langen Zeit des Verfalls ist der bauliche Zustand der Anlage relativ gut. Sie ist stark von der Topographie des Bauplatzes und den zahlreichen Aus- und Umbauphasen geprägt. Da die Burg in der Neuzeit nicht mehr erweitert wurde, behielt sie weitgehend ihr hma. bzw. sma. Baukonzept mit isoliert über das gesamte Gelände angeordneten Baukörpern. Den höchsten Punkt des stark in der Höhe gestuften Burgareals bildet ein schmales, ca. 25 m langes Felsenriff im SW, am Steilabsturz zur Thaya. Die Bauteile der kleinen Gründungsburg des 12. Jhs. lagen sowohl auf diesem Fels als auch auf den nördl. angeschlossenen Terrassen. Den repräsentativ-wohnlichen Mittelpunkt bildete verm. ein turmartiger Bau bzw. ein Festes Haus, das in kühner Weise dem Fels aufgesetzt wurde. Im N umschloss ein verm. im Rechteck geführter Bering die tieferen Bereiche. Von dieser ersten Umfassungsmauer sind nur noch kurze Abschnitte im N und O erhalten, der Großteil wurde im Zuge späterer Umbauten ersetzt. Die Burgkapelle liegt auf einer nördl. Abstufung des Felsenriffs und war in die SO-Ecke des Berings eingebunden. Der gegenüber dem Burghof dominant erhöhte Apsidensaal ist stark zerstört, enthält aber noch Reste der urspr. Apsisbefensterung, die in späterer Zeit durch ein großes Fenster ersetzt wurde. Das urspr. Tor lag – nach geringen Resten zu schließen – verm. unterhalb der Kapelle im östl. Bering. Das Mauerwerk der Gründungsburg ist besonders hervorzuheben. Kapelle und Bering zeigen ein sehr kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk aus Gneis, dessen exakte Einzellagen auf sorgfältiger Formatwahl und Teilbearbeitung basieren. Vielerorts sind kurze Einschübe aus plattigen, schräg versetzten Steinen vorhanden. Das Mauerwerk am Festen Haus ist großformatiger und von stärkeren Unregelmäßigkeiten (Lagerfugensprünge, Auszwickelungen) geprägt. Ob die auch sonst zu beobachtenden Unterschiede auf Wertigkeiten (Hof- und Feldseite) weisen oder zeitlich bedingt sind, ist ungeklärt. Datierungsansatz ist die 2. H. d. 12. Jhs. (vor der ersten urk. Nennung 1192/94). Auf dem östl. anschließenden, stark gegen N geneigten bzw. abgestuften Areal, über das der Zugang führte, wurde eine Vorburg errichtet und damit die Fläche der Burg bedeutend vergrößert. Die SO-Ecke wurde durch einen bergfriedartigen Turm mit ca. 7,50 m Seitenlänge und 2,30 m Mauerstärke verstärkt. Der nur noch fragmentarisch erhaltene Turm schützte das unmittelbar benachbarte Tor. Wie weit die Vorburg in den nördl. abfallenden Hang griff, bleibt durch das Fehlen entsprechender Teile unbekannt. Die Vorburg ist aufgrund des relativ lagigen, großteils aus plattigen Steinen gebildeten Bruchsteinmauerwerks sowie der Opus spicatum-artigen Mauerfüllung wohl der 1. H. d. 13. Jhs. zuzuweisen. Die Gründungsburg wurde im Rahmen eines mehrphasigen, groß angelegten Umbauprogramms des 14. Jhs. bzw. 14./15. Jhs., unter partieller Verwendung des alten Berings, stark verändert. Zunächst wurden verm. Teile des östl. Berings durch einen Neubau ersetzt, der mit einer jüngeren, das Tor des 12. Jhs. ersetzenden Toranlage ausgestattet war, von der der sorgfältig aus Steinplatten gemauerte Bogen an der Feldseite erhalten ist. Im 14. Jh. fand der offensichtlich schrittweise Neubau des westl. und nördl. Berings statt, der in mehrfach abgewinkeltem Verlauf gegenüber den Baulinien des 12. Jhs. stark zurückgenommen wurde und im N eine große Toranlage erhielt. An der W-Seite entstand ein 3-gesch. Wohnbau, der sich dem Gefüge unterordnet und einem stark trapezoiden Grundriss folgte. Der blockhafte Bau, der noch heute das Fernbild der Burg von W bestimmt, zeigt zahlreiche sma. Baudetails, die zusammen mit dem feldseitig erkennbaren Kompartimentmauerwerk eine Datierung in das 14. Jh. erlauben. Östl. vom Palas liegt ein kleines Gebäude untergeordneter Funktion. Es schließt an eine Stelle des nördl. Berings, die durch das Aneinanderstoßen zweier Bauphasen gekennzeichnet ist und einen Rest des Berings des 12. Jhs. integriert. Im NW des Hofes bestand wohl eine mehrteilige randständige Verbauung, weshalb die Toranlage im O wohl außer Funktion gesetzt werden musste. Im 14. Jh. wurde das Feste Haus fast komplett abgebrochen. Die verbliebenen Fundamente wurden für einen flächenmäßig reduzierten, wohnturmartigen Bau verwendet. Dieser Turm, der als 2. Bergfried die Fernwirkung der Burg wesentlich bereicherte und wahrscheinlich als hftl. Refugium diente, war vom nördl. anschließenden Palas über einen Hocheinstieg zu betreten und enthielt im obersten Geschoß eine beheizbare Stube. Eine schmale Stufe des Felsenriffs zu Füßen des Wohnturms wurde im 14./15. Jh. zur Errichtung eines kleinen Küchenbaus mit pyramidenförmigem Rauchabzug genutzt. Anlässlich bzw. nach der Unterteilung der Vorburg in einen nördl. und südl. Teil entstand ein rechteckiges Gebäude, das wohl Wohn- und Wirtschaftsfunktion besaß. Tief im N- und NW-Hang sind, z. T. unmittelbar an der Straße, Mauerreste zu sehen, die mglw. der Vorburg oder weiteren Zwingeranlagen angehörten, jedoch in keinen näheren zeitlichen und strukturellen Zusammenhang zu bringen sind. Am NW-Hang finden sich auf einer kleinen Felsterrasse knapp oberhalb der Straße sogar Mauerreste, die lagige Mauerwerksstrukturen aus hammerrechten Steinen und eine Opus spicatum-artige Mauerfüllung zeigen, sodass eine grobe Datierung um 1200 möglich erscheint. Die weit vorgeschobenen Bauteile belegen, dass die Burg zumindest in der 1. H. d. 13. Jhs. mit weitgespannten Zwingern umgeben war und im letzten Ausbaustand – wie auch die Planaufnahme Kießlings zeigt – bis an die heutige Straße heranreichte.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur
Die relativ gut erhaltene Anlage, die malerisch auf einem senkrecht abstürzenden Felsen über der Thaya thront, ist ein unberührtes, sehenswertes Beispiel einer hma. und sma. Burg. Der zunächst zugängliche Bereich ist bedingt familientauglich, die anderen Teile erfordern jedoch Trittsicherheit und (wegen der Steilabstürze) entsprechende Vorsicht.
Gasthäuser
GH Pölzer in Eibenstein, GH „Zur Goldenen Krone" in Raabs, GH Schneider in Drosendorf, GH „Zur Hammerschmiede" in Drosendorf.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 100 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 285 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 388 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 117 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 174 f.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 99
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 166
- Lehenbuch Albrecht III. 1380–95. HHStA Hs. Böhm Suppl. 421, Blau 530, 42
- Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 182 ff.
- Theodor Mayer, Urkunden des Prämonstratenser-Stiftes Geras. AÖG 2, 1849, 1–52, 18
- Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 VIII, 16 ff.
- Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 175–178
- Gerhard Reichhalter, Die Burgruine Eibenstein an der Thaya. Gruber Burgblätter 17 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1996
- Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 59 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 170
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. II, 515 f.
- Alphons Žák, Eibenstein und Primmersdorf. Zwei Schlösser und Orte an der Thaja im Waldviertel. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 29, Wien 1895, 173–462, 172–420
- Alphons Žák, Regesten zur Geschichte von Eibenstein und Primmersdorf. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 30, Wien 1896, 456–478, 456–478