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Hauptburgenname Engelstein II
ID 1871
Objekt Burg-Schloss
Adresse 3922 Engelstein 1
KG Engelstein
OG/MG/SG Großschönau
VB Gmünd
BMN34 rechts 647680
BMN34 hoch 390095
UTM 33N rechts 495870.93
UTM 33N hoch 5387499.22
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 36 oder B 38 bis Zwettl, von hier Richtung Weitra fahren und in Jagenbach nach Engelstein (ca. 5 km) abzweigen. Parkmöglichkeiten finden sich im Ortsgebiet. RAD: In Abschlag zweigt vom „Waldviertelweg“ eine lokale Radroute ab, die bei Schweiggers auf den „Kuenringerweg“ trifft. In Großschönau südl. (ca. 1,3 km) abzweigend, erreicht man Engelstein.
Geschichte Die erste Nennung der Siedlung „Engelgoz“ (Engelstein) erfolgt 1234. Die Burg selbst ist erst 1417 bzw. 1420/21 durch Nennungen ihrer Inhaber belegt. Engelstein ersetzt mglw. die zerstörte Burg Hadmarstein (s. d.) auf dem Johannesberg, deren Burgstall 1319 an das Stift Zwettl gelangt. 1417 wird als 1. Besitzer Georg v. Klingen genannt. Ab 1420/21 ist die Hft. im Besitz der Schaller (v. Purkenhof), Bgfn. zu Weitra. 1442 wird der ritterständische Kaspar Schaller von Reinprecht v. Wallsee, Nachfolger der Kuenringer, mit Engelstein belehnt. Ab dem Ende des Mittelalters setzt ein rascher Besitzerwechsel ein. 1492 geht die Hft. an Hans Zeller, 1531 an Benedikt Schaul, 1544 an Ladislaus, Hans und Andreas v. Prag, Frhn. v. Windhag, 1616 an Hans Kalchgruber und 1618 an Nikolaus v. Gurland. 1619 wird die Burg durch kaiserl. Truppen erstürmt und geplündert. Als Besitzer der Hft. folgen 1630 Lazarus Parfuß, 1656 Georg Adam und Hans Ernst v. Mühlwang und 1681 Gf. Adam v. Grundemann. Ab 1806 ist Josef v. Koller, danach bis 1916 Frh. v. Geusau als Besitzer zu verzeichnen. 1916–1938 ist Adolf Lewin Eigentümer, danach Baron Kloss und ab 1964 die Fam. Meinl.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burg liegt 1,3 km südl. von Großschönau, im W des Dorfes Engelstein, auf einem niederen, von Teichen umgebenen Felssporn. Der südl., größere der miteinander verbundenen Teiche, die die Altburg auf dem äußersten westl. Ende des Spornes natürlich schützten, heißt bezeichnenderweise „Hausteich“. Die insgesamt ausgedehnte Anlage gliedert sich in die westl., auf erhöhtem Fels gelegene Kernburg, die unmittelbar östl. angeschlossene Vorburg sowie südl. vorgelagerte Wirtschaftsbereiche. Die rund 32 x 20 m große Kernburg bildet ein auffallend beengtes und kleinräumiges Gefüge. Zu den primären Bauteilen gehört wohl der weitgehend regelmäßige, nur tlw. polygonal ausgebildete, im NW geländebedingt stark eingezogene Bering, der örtlich Mauerstärken von bis zu 3 m erreicht. In die SO-Ecke ist der 14,50 x 9,50 m große Palas eingestellt, betont vor die NO-Ecke des Berings tritt der quadratische Bergfried. Mit 6,55 m Seitenlänge und 1,50 m Mauerstärke zeigt er relativ bescheiden Dimensionen, sodass er wohl in erster Linie als Herrschaftszeichen zur Vervollständigung der Schauseite zu deuten ist. Der im NO situierte Hof wird durch die später ausgebaute 4-gesch. Binnenbebauung stark verengt. Der Zutritt erfolgt über ein Tor mit Zugbrückenblende, das den nördl. Bering knapp neben dem Bergfried durchbricht. Infolge des nahezu lückenlosen, flächendeckenden Verputzes sämtlicher Bauteile können über Mauerstrukturen nur sehr bedingt Hinweise zur Datierung der ältesten Bauteile gewonnen werden. Nur größere Flächen der Palas-Hoffront sind verputzlos und lassen neben Resten einer verm. primären (Tür-)Öffnung im 1. Obergeschoß noch lagerhafte, nicht ausgezwickelte Bruchsteinstrukturen erkennen. Abweichend von der späten urk. Erschließung der Burg lässt sich daraus eine Errichtung in der 2. H. d. 13. Jhs. ableiten. Putzabplatzungen im Kellergeschoß des Palas oder an dessen südl. Feldseite zeigen übereinstimmende Strukturen. Rückschlüsse auf andere Bauteile oder die gesamte Burg sind daraus aber nur bedingt möglich. In der späten Gotik, überwiegend aber während der frühen Renaissance, wahrscheinlich ab 1544 unter den Pragern v. Windhaag, erfuhr der bis dahin bescheidene Bau eine bedeutende wohnliche und repräsentative Ausgestaltung, die neben einer umfassenden Verbauung des westl., nördl. und tlw. östl. Hofbereiches auch den Zusammenschluss der Bauteile und die Integration des Turmes – unter Aufhebung seiner primären Geschoßteilung – in den Wohnbereich zur Folge hatte. Da nach den Untersuchungen Klaars der primäre Baubestand anhand der großen Mauerstärken bis in das 2. Obergeschoß zu verfolgen ist, dürfte auch das 3. Obergeschoß mit seinen einheitlich schwachen Mauern jenen Bauperioden angehören, wobei aber für den gesamten Bau ab dem 1. Obergeschoß starke Eingriffe und Auskernungen erkennbar sind. Die Spätgotik/Renaissance-Bauphasen sind durch eine Fülle architektonischer Details wie Fenster- und Türrahmungen gekennzeichnet, die neben traditionell spätgot. Motiven auch frühe Renaissanceformen aufweisen. Besonders bemerkenswert ist die qualitätsvolle spätgot. Schneckenstiege in der NW-Ecke des Hofes, die – zusammen mit einen Laubengang im N und O (hier später geschlossen) des Hofes – bis zuletzt der Hauptkommunikationsweg der Burg war. Sämtliche Bauteile erhielten im Zuge dieser Ausgestaltungen umfassende, prächtige Wandmalerei-, Sgraffito- und Stuckdekorationen mit ornamentalen, floralen und figuralen Motiven, die zusammen mit den Resten von Holzvertäfelungen und hölzernen Türrahmungen gehobene adelige Wohnkultur zeigen. Im Burghof liegt ein tiefer, aus dem anstehenden Fels geschlagener, wasserführender Brunnen. Dem späten Mittelalter ist der nördl. dem Zugang vorgelegte Torbau mit Zugbrückentor zuzuweisen, der eine Verschwenkung der urspr. Zugangsrichtung nach O, zur Vorburg, zur Folge hatte. Im 16. Jh. wurden seine Obergeschoße in den umfassenden wohnlichen Ausbau integriert. (Bering-)Teile der spätgot. Vorburg sind u. a. in der hofseitigen, ca. 1,50 m starken Mauer des östl. Vorburgflügels zu rekonstruieren, dessen südl. Teil durch ein spätgot. Schulterbogenportal zugänglich ist, mglw. ein Hinweis auf eine ältere, ortsgleiche Verbauung. Während der Renaissanceumbauten wurden die Bauteile der Vorburg in einen 3-flügeligen, 2-gesch., schlossartigen Komplex integriert, der die O-Front der Altburg umschließt und einen etwa rechteckigen Hof ausbildet. Zugang ist ein ehem. zugbrückenbewehrtes Tor im S-Flügel. An der NO-Ecke ist die der Hl. Maria geweihte Schlosskapelle eingegliedert, deren Chor halbrund nach O vorspringt. Im S der Vorburg erstreckt sich ein geschlossener, über einen Torbau im O zugänglicher Meierhofbereich, der noch heute dieser Funktion dient. Div. Umbauten und Veränderungen der Gesamtanlage zwischen 18. und 20. Jh. ordnen sich weitgehend den älteren Bauteilen unter, doch ist jenen Perioden die Verebnung der ehem. Grabenanlagen der Tore zuzuweisen. Während Vorburg und Meierhof bewohnt bzw. bewirtschaftet werden, steht die Kernburg aufgrund ihres ruinösen Zustandes derzeit leer.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Hochburg ruinös, Vorburg bewohnt und bewirtschaftet. Für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Touristische Infrastruktur Die Burg wird privat bewohnt ist mit Ausnahme peripherer Bereiche für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Gasthäuser Hotel-Rest. Schönauerhof in Großschönau, GH Thaler in Großotten
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 83
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 140 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 181 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 118
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 193 ff.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 101
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 5. Teil (Schluß). Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 25 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 116. Jg., Sonderschrift 11), Wien 1979, 150–158, Plan 1–3
  • Adalbert Klaar, Die Burg Engelstein. Das Waldviertel 18/10–12, Horn 1969, 239–243
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 173
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 217 f.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 16 ff.
  • Walter Pongratz, Paula Tomaschek, Heimatkunde des Bezirkes Gmünd. Gmünd ³1986, 493 ff.
  • Walter Pongratz, Paula Tomaschek, Heimatbuch der Marktgemeinde Großschönau. Großschönau 1975, 145 ff.
  • Walter Pongratz, Burg und Herrschaft Engelstein. Das Waldviertel 8/3–4, Horn 1959, 39–43
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 171
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 24
Engelstein II. Luftbild von S (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Engelstein II. Luftbild von S (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Engelstein II. Ansicht der Kernburg von O (2004) - © Karin Kühtreiber
Engelstein II. Ansicht der Kernburg von O (2004)
© Karin Kühtreiber
Engelstein II. Hofansicht der Kernburg (2004) - © Karin Kühtreiber
Engelstein II. Hofansicht der Kernburg (2004)
© Karin Kühtreiber
Engelstein II. Hofansicht der Vorburg (2004) - © Karin Kühtreiber
Engelstein II. Hofansicht der Vorburg (2004)
© Karin Kühtreiber
Engelstein II. Schlüsselscharte im Dachgeschoß der Kernburg (2004) - © Karin Kühtreiber
Engelstein II. Schlüsselscharte im Dachgeschoß der Kernburg (2004)
© Karin Kühtreiber
Engelstein II. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter: Adalbert Klaar u. Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Engelstein II. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter: Adalbert Klaar u. Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht